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Erste Bank Open 2021: Frances Tiafoe - Gute Show? Oder zu viel Show?

Der Halbfinal-Erfolg von Frances Tiafoe bei den Erste Bank Open 2021 hat im Nachgang zu Verstimmung geführt. Beim Verlierer Jannik Sinner. Aber auch bei Journalisten aus dessen Heimat.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 30.10.2021, 21:59 Uhr

Frances Tiafoe hat die Zuschauer in der Stadthalle abgeholt - und abgeklatscht
© GEPA Pictures
Frances Tiafoe hat die Zuschauer in der Stadthalle abgeholt - und abgeklatscht

„Wie schmutzig war Ihr heutiger Sieg?“ Ja, man könnte „ugly“ sicher auch mit „hässlich“ übersetzen, die Quintessenz ist aber, dass Frances Tiafoe von einem italienischen Journalisten nach seinem Halbfinal-Erfolg gegen Jannik Sinner ziemlich eindeutig in die Ecke von Brad Gilbert gedrängt wurde. Wir erinnern uns: Gilbert hat bei seinem Final-Triumph 1986 gegen Karel Novacek in der Wiener Stadthalle gang, ganz tief in die Trickkiste gegriffen. Und ab Mitte des zweiten Satzes den sterbenden Schwan markiert. Novacek geriet dermaßen aus der Fassung, dass er Match und Siegerpokal noch verlor.

Dass Gilbert seine Ideen der psychologischen Kriegsführung auf dem Tennisplatz dann auch noch in ein (übrigens sehr unterhaltsames und, je, lehrreiches) Buch mit dem Titel „Winning Ugly“ verpackt hat, legte auch Jahre später noch nahe, dass in jenem Endspiel nichts dem Zufall überlassen wurde.

Tiafoe auf den Spuren von Brad Gilbert?

Aber Frances Tiafoe? Wirklich? Der US-Amerikaner war Mitte des zweiten Satzes körperlich erledigt, lag mit Break zurück, musste sich nach einer langen Rallye zunächst bei einer Zuschauerin und dann bei einem Saalordner aufstützen. Garantiert das aber schon ein eigenes Kapitel im nächsten Buch von Brad Gilbert? Jannik Sinner meinte nach dem Match, dass es „zu viel Show“ von Tiafoe gegeben habe. Der Südtiroler erklärte dies übrigens wie gewohnt äußerst unaufgeregt, vergaß nicht anzumerken, dass er sich mit Frances Tiafoe bestens verstehe.

Wenn aber die Fans bei einem Tennismatch so mitgenommen werden wie am Samstagnachmittag - kann es dann überhaupt „zu viel Show“ geben? Fakt ist doch: Wenn das Interesse am Tennissport weltweit nicht so groß wäre, dann würden vor allem die Turniere und die Spieler darunter leiden. Für das Tennis ganz allgemein war die Woche in Wien ein Geschenk - Frances Tiafoe sorgte ja nicht nur mit seinem Sieg gegen Sinner, sondern auch im Achtelfinale mit dem Comeback gegen Stefanos Tsitsipas nach 0:3-Rückstand im dritten Satz für große Momente.

Zverev noch zu gut für Alcaraz

Ebenso übrigens wie Carlos Alcaraz und Matteo Berrettini im Viertelfinale am Freitag. Diese Matches haben den Tennisfans ja in blühenden Farben dargelegt, dass das Leben auch nach der Ära Djokovic (noch nicht vorbei), Nadal (schon eher fast vorbei) und Federer (leider ziemlich sicher vorbei) weitergehen wird. Und wie. Nach den Spielen am Freitag hieß es übrigens, auch im der Twitter-Timeline von Brad Gilbert, dass Carlos Alcaraz und Jannik Sinner die Zukunft des Tennissports sind. Möglich, ja sogar wahrscheinlich. Alexander Zverev zeigt in Wien in dieser Woche aber gerade, dass er noch eine halbe Stufe über den beiden Youngsters steht, eher sogar eine ganze.

Frances Tiafoe hat dem italienischen Journalisten dann immerhin so viel zugestanden. Er habe den oder das „Kitchen Sink“ in Richtung Sinner geworfen. Wie schmutzig dieses war, ließ er offen.

Hier das Einzel-Tableau in Wien

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