Erste Bank Open: Ein Tennisturnier unter dem COVID-Damoklesschwert

Am gestrigen Samstag fanden die topbesetzten Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle ihren Start. Zur Freude einiger weniger Auserwählten, die Teil der stark dezimierten Kulisse sein dürfen. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 25.10.2020, 18:18 Uhr

Die Wiener Stadthalle - Heimat der Erste Bank Open
Die Wiener Stadthalle - Heimat der Erste Bank Open

Wäre Dominic Thiem im Vorjahr mit Kumpel Lucas Leitner am ersten Tag der Erste Bank Open kurzerhand in die Stadthalle spaziert, hätte im ersten Oberrang Platz genommen und sich in aller Seelenruhe das Match seines Landsmanns Alex Erler angesehen, er wäre wohl nicht weit gekommen. Der 27-Jährige ist der Publikumsliebling in der österreichischen Hauptstadt, stellt die Speerspitze des Tennissports in der Alpenrepublik dar. 

Kaum ein Moment zeigt dabei so gut wie dieser, wie außergewöhnlich, wie skurril und wie anders Events und insbesondere Tennisturniere zu Zeiten von COVID-19 sind. Auf den Oberrängen herrscht trotz Spitzentennis am Centre Court gähnende Leere, die 1000 Zuschauerinnen und Zuschauer, die zum Event in der Wiener Stadthalle zugelassen sind, schmücken das Stadion nur spärlich - sehr spärlich. 

Dass diese Erste Bank Open 2020 eine ganz besondere Edition des traditionellen Wiener ATP-Events sind, das wird aber bereits beim Betreten der Stadthalle klar: Um Eintreten zu dürfen, wird das Fieber gemessen, der Mund-und-Nasenschutz ist zu tragen - und zwar immer. Nicht umsonst hatte Turnierdirektor Herwig Straka im Vorfeld des Turniers gemeint, Spieler und Fans würden sich an den sichersten Ort von Wien begeben.

Zahlen in Österreich steigen weiter

Und dann gibt es (endlich) Tennis zu sehen. Spitzentennis. Schon in der Qualifikation schlagen gestandene Topspieler in der österreichischen Landeshauptstadt auf, mit Montag sollen ihnen gleich sieben der besten zehn Herren der Tenniswelt folgen. Während sich also Lucas Miedler mit dem French-Open-Achtelfinalisten Lorenzo Sonego um die Ehre, in diesem Feld mitmischen zu dürfen, matcht, da wäre das allgegenwärtige Thema COVID-19 schon fast in den Hintergrund gerückt. Trotz Maskenpflicht. Trotz leeren Rängen. 

Dann aber zeigt der Blick auf den ständigen Begleiter, der Blick aufs Smartphone: Die Zahlen in Österreich, sie steigen weiter. 3600 Neuinfektionen hat die Alpenrepublik am Samstag zu verzeichnen, so viele wie noch nie zuvor. Und plötzlich ist klar, wieso nur knapp 1000 Leute in einer gigantischen Arena sitzen, wieso der Abstand penibel eingehalten wird und wieso Masken statt geschminkten Wangen die Szenerie in der Wiener Stadthalle prägen. 

von Michael Rothschädl

Sonntag
25.10.2020, 19:30 Uhr
zuletzt bearbeitet: 25.10.2020, 18:18 Uhr