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Erste Bank Open: Thiem-Gegner Berrettini hat London schon in Sichtweite

Dominic Thiem bekommt es im Halbfinale der Erste Bank Open mit Matteo Berrettini zu tun. Der Italiener ist auf einem guten Weg, sich erstmals für die ATP Finals in London zu qualifizieren.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 26.10.2019, 06:56 Uhr

Matteo Berrettini darf nun Dominic Thiem testen
© GEPA Pictures
Matteo Berrettini darf nun Dominic Thiem testen

Von Jens Huiber aus der Wiener Stadthalle

Ubaldo Scanagatta ist, man kann es nicht anders formulieren, eine Tennis-Legende. Und bei den Topstars der Szene wohlgelitten. Mal mahnt Novak Djokovic den italienischen Journalisten freundlich aber bestimmt, seine Fragen doch bitte kürzer zu formulieren. Mal schläft „Ubi“ bei einer Pressekonferenz von Rafael Nadal kurz ein. Scanagatta ist aber natürlich auch ein Liebhaber seiner lokalen Tennisszene. Und also hatte sich Ubaldo im vergangenen Jahr nach der Niederlage von Matteo Berrettini gegen Dominic Thiem in die Pressekonferenz des Siegers begeben, einer Einschätzung Thiems über das Potenzial Berrettinis wegen.

Die gute Kinderstube Dominic Thiems verbietet diesem natürlich, auch nur ein schlechtes Wort über einen anderen Spieler zu verlieren, Berrettini beschied Thiem im späten Frühjahr jedenfalls eine rosige Zukunft. Knapp eineinhalb Jahre später hat Ubaldo bei den US Open 2019 wieder zugeschlagen. Und Mats Wilander gefragt, welche italienischen Spieler dieser denn gerne coachen würde. Die Antwort des schwedischen Großmeisters: Jannik Sinner und Matteo Berrettini.

Berrettini schlägt Thiem in Shanghai

Das Wiener Tennispublikum hat in den vergangenen Tagen eben diese beiden Italiener bei der Arbeit beobachten dürfen. Der 18-jährige Südtiroler bezwang zum Auftakt Philipp Kohlschreiber, musste sich im Achtelfinale Gael Monfils geschlagen geben. Berrettini, knapp fünf Jahre älter, ist allerdings noch voll bei der Musik dabei. Und trifft im Halbfinale am Samstag auf Lokalmatador Dominic Thiem.

Gegen den hat er vor wenigen Tagen in Shanghai gewonnen, auf einem Untergrund allerdings, der dem starken Aufschläger aus Italien sehr entgegenkommt: Der Belag beim traditionell vorletzten ATP-Masters-1000-Turnier des Jahres gilt als das schnellste auf der ATP-Tour. Wien ist anders, auch in dieser Hinsicht, Dominic Thiem hat die äußeren Umstände als sehr fair bezeichnet. Dennoch wird natürlich viel vom Return des Österreichers abhängen. Gegen Jo-Wilfried Tsonga in Runde eins hat eben jener Return sehr ordentlich funktioniert.

Aufschlag und Vorhand, das sind die Waffen, mit denen Matteo Berrettini in der Regel seine Matches gewinnt. Der nächste direkt mit der Rückhand erzielte Punkt wird wohl der erste in der laufenden Spielzeit sein, zum Ball-in-Spiel-Halten reicht sie allemal. Dominic Thiem andererseits darf auf beide Schlagseiten vertrauen. Ein Prozent immerhin, so Thiem in der Pressekonferenz nach seinem Kurzauftritt gegen Pablo Carreno Busta, würde den Bedingungen von der Aufschlagstärke seines Gegners wegnähmen. Immerhin.

Eigentlich Fognini in London erwartet

Der Lokalmatador strebt in Wien Historisches an, auch wenn er daran eigenen Angaben nach keinen Gedanken verschwendet: Thiem könnte nach Kitzbühel im Sommer am Sonntag in Wien auch das zweite Turnier in heimischen Gefilden gewinnen. Die Einsätze für Berrettini sind aber auch nicht übel: Im Moment hätte der Sieger von Stuttgart einen Platz bei den ATP-Finals in London sicher. Mit einem Triumph in Wien könnte der Italiener fast schon Tatsachen schaffen.

Sollte es Matteo Berrettini nach London schaffen, wäre das die Krönung einer außerordentlichen Saison, die man aus Sicht der Azurri eher Fabio Fognini nach dessen Sieg in Monte Carlo zugetraut hätte. Auf sich alleine gestellt wird Berrettini in London aber nicht sein: Ubaldo Scanagatta stünde seinem Landsmann bei Bedarf mit Rat und Tat sicher zur Seite.

von Jens Huiber

Samstag
26.10.2019, 09:53 Uhr
zuletzt bearbeitet: 26.10.2019, 06:56 Uhr