Falsch wiedergegeben - Boris Becker rudert im Fall Osaka zurück
Der ehemalige Wimbledon-Champion Boris Becker zeigt in einem Interview mit der britischen „The Times“ kein Verständnis für die Erkrankung Naomi Osakas. Und sieht sich gleich mit Kritik von profunder Stelle konfrontiert. Die Antwort des dreimaligen Wimbledon-Champions ließ nicht lange auf sich warten.
von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet:
02.07.2021, 09:36 Uhr

Depressionen sind ein ernstes Thema und gelten neben dem metabolischen Syndrom zu den absoluten Volkskrankheiten unserer Zeit. Die psychische Erkrankung zieht sich durch alle Schichten, egal ob arm oder reich, ob hohes oder niedriges Bildungsniveau, ob Mann oder Frau. Depressionen sind allerdings für den Außenstehenden nicht sichtbar und für jemanden, der sie noch nie erlebt hat, nicht leicht zu begreifen. Aufklärung in der Gesellschaft tut deshalb Not und in den letzten Jahren hat sich bei der Akzeptanz dieses Gesellschaftsproblems auch einiges getan.
Diese Entwicklungen scheinen an Boris Becker allerdings etwas vorbeigegangen zu sein. Der ehemalige Wimbledon-Champion ließ sich in einem Interview mit der britischen Tageszeitung „The Times“ zu Wortspenden hinreißen, die das Prädikat „empathielos“ durchaus verdient haben. Denn auf das Thema Naomi Osaka angesprochen, die ja aufgrund von Depressionen ihre Teilnahme bei den French Open abbrechen und ihre Meldung für Wimbledon zurückziehen musste, meinte Becker verständnislos: „Du bist 23, du bist gesund, du bist reich, deiner Familie gehts gut - wo ist da der verdammte Druck?“
Kritik kommt von Teresa Enke
Auch folgende Aussage lässt vermuten, dass sich „Bobbele“ mit dem Thema psychische Erkrankungen nicht wirklich intensiv beschäftigt hat: „Ist das wirklich Druck, den sie hat? Ist es nicht eher Druck, wenn man kein Essen auf dem Teller hat, wenn man ohne Job eine Familie versorgen müsste? Die Tour ist nun mal nicht möglich ohne die Medien, man hat es nicht immer gerne - aber man muss sich damit einfach arrangieren und klarkommen.“
Berechtigte Kritik an den Aussagen des gebürtigen Leimeners gab es postwendend von Teresa Enke, Vorstandsvorsitzende der Robert-Enke-Stiftung: „Lieber Boris Becker, Dein Ernst? Naomi Osaka ist nicht gesund! Depression ist keine Frage von Geld, Erfolg oder Luxus - Depression ist eine Krankheit, die leider jeden erwischen kann. Und es ist ein Thema, das über eine leichtfertig getroffene Aussage hinaus geht.“ Die 45-Jährige ist die Witwe des ehemaligen deutschen Fußball-Nationaltorwarts Robert Enke, der 2009 aufgrund psychischer Probleme Suizid beging. Mit ihrer Stiftung unterstützt sie die Behandlung und Erforschung von Depressionen.
Becker reagierte auf die Kritik umgehend. Und stellte auf Instagram klar, dass er sich der Problematik sehr wohl bewusst sei. Und dass sein Interview, wieder einmal, nicht korrekt zitiert woren war.