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Federer, Nadal und die US Open - warum es nie sein sollte

Roger Federer und Rafael Nadal haben sich auf den größten Bühnen der Tenniswelt mitreißende Duelle geliefert. Nur nicht auf der, zahlenmäßig, allergrößten: im Arthur Ashe Stadium bei den US Open.

von Andreas Grünwald
zuletzt bearbeitet: 28.08.2022, 09:04 Uhr

In New York City sind sich Roger Federer und Rafael Nadal höchstens privat begegnet
© Getty Images

14-mal durften wir bisher sehen, wie sich Roger Federer und Rafael Nadal auf den größten Bühnen der Tenniswelt wie Gladiatoren duellierten. Viermal in Melbourne (3:1 für Nadal), sechsmal in Paris (6:0 für Nadal) und ebenfalls viermal in Wimbledon (3:1 für Federer). Eine Lücke im Head to Head der beiden gibt es aber. Noch nie begegneten sich „Fedal“ in New York. Doch woran liegt das? Machen wir es uns mal einfach: Bis 2009 war es Nadal, der das Traumduell nicht möglich machen konnte und ab 2010 war es Federer, an dem es scheiterte.

Das Interessante: Federer war der beste Spieler der US Open im Jahrzehnt von 2000 bis 2009. Er triumphierte fünfmal hintereinander in Flushing Meadows (2004-2008) und verlor das Finale 2009 in einem Fünfsatzthriller gegen Del Potro. Fun Fact: Wenn Federer ein Match nochmal spielen dürfte, dann, sagte er, wäre es eben dieses Finale gegen den Argentinier. Und das weil der Maestro der Überzeugung ist, dass er dieses Match nicht hätte verlieren dürfen.

Der beste Spieler der US Open im folgenden Jahrzehnt war dann Dauer- und Lieblingsrivale Rafael Nadal. Der Spanier trat von 2010 bis 2019 acht Mal an und gewann dabei vier Titel (2010, 2013, 2017, 2019) in der Stadt, die niemals schläft.

Das Problem: In „Federers Jahrzehnt“ hat Nadal es nie ins Finale geschafft, in „Nadals Jahrzehnt“ war Federer ausgerechnet in einem der Jahre im Finale, als Nadal selbst früh scheiterte.

Federer und Djokovic, da war doch was

Besonders bitter: 2008, 2009, 2010, 2011, 2013 und 2017 waren wir nur ein Match von einem‌ Aufeinandertreffen der beiden Legenden entfernt.

2008 und 2009 verlor Nadal im Halbfinale, als Federer bereits im Endspiel gewartet hat. Besonders überraschend kam damals die Niederlage des Iberers 2008 gegen Sir Andy Murray. In einem von Regenunterbrechungen geprägten Match verlor Nadal in vier Sätzen. Das war deshalb so unerwartet, weil Nadal 2008 den Tennissommer seines Lebens spielte. Er gewann die French Open ohne Satzverlust, konnte endlich an der Church Road in Wimbledon triumphieren, sicherte sich olympisches Gold im Einzel auf dem Hartplatz Pekings und war siegreich beim Rogers Cup, einem der beiden Masters-Turniere im Vorfeld der US Open. Kurz gesagt: Nadal hat 2008 abgeräumt - wurde sogar erstmals Nummer eins der Welt. Trotzdem hat es nicht für sein erstes Finale bei den US Open gereicht.

2010 und 2011 war es dann Federer, an dem das Traumfinale scheiterte. Er unterlag im Halbfinale dem Dritten der drei Großen, Novak Djokovic. Besonders dramatisch daran ist die Tatsache, dass Federer sowohl 2010 als auch 2011 jeweils zwei Matchbälle gegen den Serben hatte, die ungenutzt blieben. 2011 sogar bei eigenem Aufschlag und 40:15 im fünften Satz. Diese Geschichte sollte sich an anderer Stelle nochmal wiederholen...

Ein Fedal-Finale im Arthur Ashe Stadium scheiterte somit zwei Jahre hintereinander an einem‌ Punkt. An einem einzigen Punkt - verrückt.

Und danach?

2013 war das Tableau schon früh auf Konfrontation aus. Im Viertelfinale hätte es bereits zum Klassiker kommen können. Nein, kommen sollen! Aber ein Spanier hatte andere Pläne. Nicht Nadal, Tommy Robredo machte den Tennisfans einen Strich durch die Rechnung. Er schlug Federer im Achtelfinale glatt in drei Sätzen bei einem uninspirierten Auftritt des Schweizers. „Rafa“ rächte seinen Freund im Viertelfinale, als er Robredo nur vier Spiele gönnte und mehr als souverän in die Vorschlussrunde einzog.

2017 hätte es aber so weit kommen müssen - dachte man. Denn es war das Jahr des Roger Federer und des Rafael Nadal. Der Schweizer gewann die Australian Open in einem legendären Finale gegen Nadal, welcher dann die French Open gewinnen konnte, ehe Federer in Wimbledon zuschlug. Vor den US Open 2017 hatten Rafa und Roger also alle Grand Slams des Jahres unter sich ausgemacht. Die Auslosung sah ein direktes Duell im Halbfinale vor. In dieses Match wäre Federer wohl als Favorit gegangen, nachdem er Nadal in den drei Duellen auf Hartplatz in 2017 allesamt bezwingen konnte.

Ein Mann hatte aber keine Lust auf das Spektakel: Juan Martin Del Potro, der Turm von Tandil, schien (wie schon 2009, als er Nadal im Halbfinale vorführte) recht wenig auf ein Fedal-Matchup zu geben. Er gewann in vier Sätzen im Viertelfinale gegen Federer, verlor dann aber im Halbfinale in vier gegen Nadal, welcher sich im Endspiel gegen Kevin Anderson durchsetzte.

Ein Fazit

Woran lag es jetzt also, dass wir nie ein Match der beiden Megastars in New York erleben durften, während sich die Wege der beiden bei jedem anderen Major mindestens viermal kreuzten?
Dass es bei den bisher 40 (!) direkten Duellen nie zu einem Aufeinandertreffen beim letzten Major des Jahres kam, wirkt wie einer dieser Fakten, die man erst recherchieren muss, um sie zu glauben (für die Liebhaber der Big Four ein weiterer Fakt dieser Sorte: Federer und Murray spielten 25-mal gegeneinander, aber nie auf Sand). Die Tennisgötter hatten einfach was dagegen - Punkt!

Wie sonst soll sich erklären lassen, dass Nadal im Sommer 2008 alles gewinnt, aber nicht das Halbfinale gegen Murray? Wieso sollte Federer sonst zwei Jahre hintereinander jeweils zwei Matchbälle im Halbfinale gegen Djokovic vergeben und wieso (mal im Ernst, wieso?!) musste „King Roger“ gegen Robredo verlieren, den er sonst in allen anderen elf Spielen gewinnen konnte?
Und warum genau konnte es nicht einfach 2017 klappen? Beide waren auf einem sehr hohen Level - nicht ihrem Höchsten, aber dennoch. Dieses Duell hätte garantiert einen hohen Unterhaltungswert gehabt. Man stelle es sich einfach mal vor: Federer und Nadal in der Night Session im Arthur Ashe, dem größten Tennisstadion der Welt, vor dem verrückten und vor allem lauten New Yorker Publikum. Es wäre ein Leckerbissen der ganz großen Sorte.

Doch wir geben die Hoffnung nicht auf! Noch sind beide im Tenniszirkus aktiv, noch besteht also die Chance, dass es zum Duell in New York kommt (wie wir mittlerweile wissen aber nicht 2022).
Und wer weiß, vielleicht wird der letzte Tanz Fedals bei den US Open stattfinden - eben da, wo es bisher wie verhext schien.

Zwar ist es schade, dass es nicht zu einem Aufeinandertreffen gekommen ist, als beide in ihrer Prime waren. Trotzdem hätte es doch auch einen besonderen Charme, wenn sich die beiden Fanlieblinge im Herbst ihrer Karriere auf ein Treffen am Big Apple verabreden könnten.

Lasst uns gemeinsam darauf hoffen.

Und wenn nicht, dann können wir mit Gewissheit sagen: Es hat nicht sollen sein. Warum auch immer.

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