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French Open 2022: Rafael Nadal verschiebt die Grenzen des Möglichen

Rafael Nadal schrieb mit seinem 14. Triumph bei den French Open abermals Sportgeschichte. Doch nicht nur deshalb sollte der Spanier Jung und Alt als Vorbild dienen. Eine kommentierende Analyse.

von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet: 06.06.2022, 16:43 Uhr

Aus aktueller Sicht der größte aller Champions: Rafael Nadal
© Getty Images
Aus aktueller Sicht der größte aller Champions: Rafael Nadal

Rafael Nadal ist und bleibt ein Phänomen: Am Sonntag fügte der 36-Jährige mit seinem neuerlichen Triumph bei den French Open seiner ohnehin schon so beeindruckenden Laufbahn ein weiteres Kapitel hinzu. Um die Tragweite von Nadals Erfolgen zu verstehen, muss man jedoch ganz an den Anfang seiner Karriere zurückspringen. 

Schon 2005 drohte dem Mallorquiner erstmals das Karriereende. Das Müller-Weiss-Syndrom - eine Erkrankung am Kahnbein des Fußes - stellte das gesamte Team des Spaniers vor ein großes Rätsel, nur dank spezieller Schuheinlagen und unzähliger Behandlungen konnte Nadal seine Karriere doch fortsetzen. Selbstredend unter Dauerschmerzen.

In Paris konnte Nadal nur dank zahlreicher Betäubungen spielen, eine langfristige Lösung stellt das allerdings nicht dar. "Ich kann und will so nicht weitermachen", erklärte der Weltranglistenvierte, der seine Schmerzen in dieser Woche mit einer Radiofrequenz-Ablation in den Griff bekommen will. Funktioniert dieser Behandlungsansatz nicht, würde sich Nadal auch Gedanken an eine Operation nicht verschließen. Die dann wohl das Karriereende nach sich ziehen würde.

Nadal und das gewisse Extra

Umso imposanter wirken die Ereignisse, die sich in den vergangenen zwei Wochen in Paris abspielten. Mit Felix Auger-Aliassime, Novak Djokovic, Alexander Zverev und Casper Ruud stellten sich Nadal gleich vier Top-Ten-Spieler in den Weg, aufzuhalten war der Spanier aber trotz der so schwierigen Auslosung erneut nicht. Der 36-Jährige hält nun bei 14 French-Open-Titeln und 22 Grand-Slam-Trophäen.

Die Zahlen allein sind es jedoch nicht, die das Phänomen Nadal ausmachen. Es ist vielmehr diese schwer zu beschreibende Energie, die der Spanier jedes Mal versprüht, wenn er auf den Platz schreitet. Sei es in der ersten Runde eines 250er-Turniers oder im Finale eines Grand-Slam-Events.

Diese pure Leidenschaft für den Tennissport ist es auch, die Nadal nach wie vor antreibt. Es geht dem Iberer nicht (nur) um Erfolge, sondern letztlich vor allem um Freude im täglichen Leben. Wenig überraschend war es also, dass er vor dem Endspiel gegen Ruud betonte, einen möglichen Titel jederzeit gegen einen gesunden Fuß austauschen zu wollen.

Dennoch zeigten die Tage von Paris erneut, dass Nadal auch im Alter von 36 Jahren seiner Karriere alles unterordnet. So locker er außerhalb des Platzes wirken mag, so verbissen agiert er auf den Centre Courts dieser Welt. Anders - das verbindet Nadal mit Novak Djokovic und Roger Federer - wären derartige Erfolge aber auch gar nicht möglich.

Nadal lässt GOAT-Debatte kalt

Aus derzeitiger Sicht hat Nadal in der schier endlosen GOAT-Debatte die Argumente auf seiner Seite. Während Medien und Fans die Frage, wer denn nun der beste Spieler aller Zeiten ist, ständig umtreibt, wählt Nadal auch in dieser Frage einen pragmatischen Ansatz. Natürlich würde er gerne die meisten Major-Trophäen innehaben, aber "du kannst nicht immer frustriert sein, weil der Nachbar ein größeres Haus hat als du. Oder einen größeren Fernseher oder einen größeren Garten. Das ist nicht die Weise, wie ich das Leben betrachte."

Es sind Aussagen wie diese, an denen sich Jung und Alt ein Vorbild nehmen sollten. Obwohl Nadal nicht nur einmal Sportgeschichte schrieb, blieb er im Herzen immer der Junge aus Manacor. Arroganz sucht man beim 22-fachen Grand-Slam-Champion vergeblich - das wurde auch am Tag nach dem French-Open-Endspiel in einem Interview mit CNN einmal mehr sichtbar.

 "Ich habe mich immer für einen ganz normalen Kerl gehalten. Wenn ich das geschafft habe, kann es auch jemand anderes tun", erklärte Nadal mit Blick auf seine Rekorde. Zumindest in diesem Punkt muss man dem 36-Jährigen widersprechen. Denn das, was Rafael Nadal in seiner Karriere ablieferte, wird für immer unerreicht bleiben. Auf, aber vor allem außerhalb des Platzes.

Hier das Einzel-Tableau bei den Männern

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Montag
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