Ankommen am Bois de Boulogne
Das Arbeitsklima bei den French Open hält allen Vergleichen stand.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
26.05.2015, 19:00 Uhr

Von Jens Huiber aus Paris
Natürlich muss man die Älteren, die Routiniers unter den Kollegen, nicht nur respektieren, sondern auch bedingungslos deren Ratschlägen folgen. Der Wichtigste: Richtig ansprechbar sind die Spieler und Spielerinnen nur nach dem frühmorgendlichen Training, weshalb ein zeitiges Eintreffen in Roland Garros geboten sei. Die Gnade der Akkreditierung bei den French Open bringt es tatsächlich mit sich, dass die Anlage für dort werkende Menschen schon früher begehbar ist als für das zahlende Publikum. Der Zusatznutzen? Immerhin nimmt man archivarisch wahr, dassStan Wawrinkavor dem Court Suzanne Lenglen noch schnell zum Handy greift, um sich vor dem Stadion selbst zu verewigen, während sein Coach Magnus Norman schon in den Katakomben verschwindet.
Richtig am Arbeiten sieht man indes schon jene jungen Menschen, deren Ballwurf im Normalfall auf den Schlägern der Profis landet. Die Ballkinder werden in diesem Jahr von einem deutschen Ausrüster eingekleidet, die signifikanten drei Streifen auf den Strümpfen der Mädchen hatten schon zu Nachfragen beim „Maestro“ höchstselbst,Roger Federer, geführt. Modischen Neuheiten immer aufgeschlossen gab der Schweizer sein Placet, zumal er zumindest zur Pressekonferenz ebenfalls in Schwarz-Weiß einläuft. Wenn auch mit dem Konkurrenzprodukt aus dem US-Bundesstaat Oregon. Das Aufwärmprogramm der jugendlichen Helfer ist so beeindruckend wie sinnvoll, schließlich soll auch der Abgang von den Courts im Laufschritt erfolgen.
Mehr Vertrauen ins Publikum
Voraussetzung dafür selbstredend, dass alle Beteiligten den Weg zur Anlage ohne größere Umwege gefunden haben. Die spartanische Metro-Karte lässt einige Zweifel am Anfahrtsweg offen, wer an der Station Porte d' Auteil den Zug mit der Nummer 10 verlässt, hat dennoch gute Chancen, auf dem richtigen Pfad zu sein. Zumal an diesem Punkt der französischen Kreativität keine Limits gesetzt wurden: Sitzschalen in Form aufgeschnittener Tennisbälle, inskribiert mit „Roland Garros“, ab hier sind die Zeichen endlich eindeutig. Ja, die Pariser trauen ihren Gästen sogar mehr zu als noch vor zwei Jahren, als auf dem Weg von der Metro zum Stadion noch Tennisbälle auf den zu beschreitenden Wegen markiert waren. Nur zur Sicherheit.
Das Klischee der mit sich selbst beschäftigten und darob eher unfreundlichen Franzosen wird am Bois de Boulogne im Übrigen eindrucksvoll widerlegt: Die Damen und Herren, die den Anmarsch zur Anlage wie auch den Eintritt zu den Plätzen begleiten, haben den Erwachsenenstatus in der Regel erst vor Kurzem erlangt, die jugendliche Energie in beeindruckende Zuvorkommenheit kanalisiert. Die auch gebraucht wird: Mit Ausnahme der beiden größten Courts wird es auf den Rängen schnell eng, vor allem, wenn Lokalmatadoren oder Spieler aus benachbarten Ländern wie etwa sonntagsIgor Sijslingaus den Niederlanden zu Werke gehen. Der Ratschlag der Routiniers in diesem Fall? Es gibt reservierte Presseplätze.
