French Open: Babsi Schett im Interview - „Ich war hypernervös“
Barbara Schett-Eagle hat viel zu tun in diesen Tagen von Roland Garros. Die Tirolerin präsentiert mit Mats Wilander die Kult-Sendung „Game, Schett, Mats“ auf Eurosport, ist praktisch den ganzen Tag im Stade Roland Garros präsent. Ein paar Minuten Zeit für ein Gespräch mit tennisnet hat die ehemalige Top-Ten-Spielerin dennoch.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
05.06.2019, 16:58 Uhr

tennisnet: Frau Schett. Eurosport feiert dieser Tage sein 30-jähriges Bestehen. Können Sie sich noch an ihren ersten Arbeitstag bei Eurosport erinnern?
Barbara Schett-Eagle: Das war 2005 hier bei den French Open. Ich habe im Januar davor bei den Australian Open aufgehört - und dann hier Interviews geführt, ein fast nahtloser Übergang. Teilweise zu dritt mit Matthias Stach, der damals noch etwas für Eurosport International gemacht hat. Und der Mats war auch schon da. Und es war grottenschlecht von mir. Ich war extrem aufgeregt, habe mich gar nicht so wohl gefühlt.
tennisnet: Warum das?
Schett-Eagle: Na, ja. Ich war irrsinnig gestresst. Als Spielerin regt man sich ja gerne darüber auf, dass man keine gescheiten Fragen gestellt bekommt. Aber wenn man dann selbst in die Medienschiene kommt, merkt man halt, dass es sich im Grunde immer um Vorhand und Rückhand dreht. Spaß hat es mir trotzdem gemacht. Und jetzt, so viele Jahre später, bin ich halt schon eine abgedroschene Spielerin, die als Journalistin arbeitet.
tennisnet: Ist Ihre Aufgabe als Moderatorin denn über die Jahre durch die wachsende Distanz zu den Spielerinnen einfacher geworden?
Schett-Eagle: Das schon. Zu Beginn habe ich mich ja wirklich noch als Spielerin gefühlt, jetzt sehe ich mich schon als Teil der Presse. Damals bin ich im Spielerbereich zu der einen oder anderen einfach hingegangen, habe sie um ein Interview gebeten. Heutzutage ratscht man zwar ab und zu, wegen eines Interviews will ich aber nicht mehr lästig sein. Es ist eine ganz feine Linie. Und ich weiß natürlich, wie unangenehm das ist, wenn jemand ständig pusht.
tennisnet: Neben Ihrer Tätigkeit als Moderatorin engagieren Sie sich ja auch für den Nachwuchs, etwa im Steirischen Tennisverband. Mit Blick auf die Tableaus der JuniorInnen hier 2019 in Roland Garros lässt sich festhalten: unter den 128 Mädchen und Jungen befindet sich nur eine deutsche Spielerin. Und keine Teilnehmer aus Österreich. Warum? Eine rein finanzielle Frage?
Schett-Eagle: Das ist für mich schwierig zu beurteilen. Es ist sicherlich eine Kombination aus vielen Dingen. Ich war als Juniorin nicht schlecht, bin aber nur zu zwei Grand Slams geschickt worden, weil es einfach zu teuer war. Ich war mit 15 in Roland Garros, nie in Wimbledon, und einmal bei den Australian Open, wo ich aber schon Quali bei den Damen gespielt habe. Das hat damals noch der ÖTV bezahlt. Ich habe mir das Raster auch angeschaut und gedacht: Schade, dass da kein Österreicher dabei ist. Weil es wichtig ist, diese Stimmung aufzuschnappen.
"Amanda Anisimova in den Top Ten? Das unterschreibe ich sofort."
tennisnet: Ihre Erinnerungen?
Schett- Eagle: Ich bin hypernervös gewesen. Und wenn man dann endlich auf dem Platz steht, dann fühlt man diese Stimmung umso mehr. Das war für mich schwer beeindruckend. Aber natürlich muss man fragen: wo sind die Jungen und Mädchen? Hakt es an den Finanzen, den guten Trainern?
tennisnet: Die Schule nicht zu vergessen …
Schett-Eagle: Genau. man muss ja nicht die Nummer eins der Welt sein mit 15 oder 16 Jahren, das durchschnittliche Alter beim Eintritt in die Top 100 liegt ja bei ungefähr 22 Jahren. Wenn man in die richtige Schule geht, dann kann man dies schon miteinander verbinden. Was ich wichtig finde. Solange man es kombinieren kann, sollte man es auch machen. Das finde ich übrigens bei Iga Swiatek, die ihre schulische Ausbildung nebenher macht.
tennisnet: Swiatek hat es hier bis ins Achtelfinale geschafft. Im ersten Halbfinale treffen Marketa Vondrousova und Johanna Konta aufeinander. Nicht die ganz großen Namen, die man vielleicht dort erwartet hätte. Gut oder schlecht für das Damentennis?
Schett-Eagle: Es ist einfach anders. Und es ist einfach sehr spannend bei den Damen, weil man wirklich nicht weiß, was passiert. Und schon bei den letzten Grand-Slam-Turnieren war es so, dass immer ein unbekannterer Name im Viertel- oder sogar Halbfinale war. Das kann man jetzt als gut bewerten. Oder sich fragen, warum es eben nicht diese drei, vier Spielerinnen gibt, die das Tennis dominieren. Aber gerade bei Vondrousova oder auch Swiatek und Amanda Anisimova, da hat man in der Jugend schon gewusst, dass die einmal richtig gut werden. Und vielleicht sind wir eben gerade jetzt an dem Punkt angelangt, wo diese Spielerinnen den großen Durchbruch schaffen.
tennisnet: Wer hat Sie am meisten beeindruckt?
Schett-Eagle: Also, dass Amanda Anisimova sehr bald unter den Top Ten sein wird, das kann ich jetzt und sofort unterschreiben.
tennisnet: Gewinnen wird den Titel aber doch wieder Simona Halep …
Schett-Eagle: Das glaube ich auch. Außer die Nerven spielen ihr einen Streich.