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French Open Bilanz: Nadals Jubel, Swiateks Garderobe, die doppelten Titelverteidiger

Die French Open 2020 sind Geschichte. Wir haben ein paar Beobachtungen zusammen getragen aus den 15 Tagen, an denen in Roland Garros das Hauptfeld zu Werke ging.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 12.10.2020, 07:57 Uhr

Immerhin ein paar Zuschauer durften beim Geschichte-Schreiben dabei sein
© Getty Images
Immerhin ein paar Zuschauer durften beim Geschichte-Schreiben dabei sein

Wenn das Finale bei den Männern Rafael Nadal gegen Novak Djokovic heißt, lässt sich festhalten: Die immer wieder beschworene Wachablöse ist auch in Paris nicht eingetreten. Bei den US Open hat sich mit Dominic Thiem derjenige Spieler durchgesetzt, der an den zwei besten Spielern der Welt am nächsten dran ist. Nadal war aber dann halt auch der erste Gegner, der Djokovic im laufenden Jahr auf sportlichem Weg geschlagen hat. Am nächsten dran an einem Satzgewinn gegen den 13-maligen Champion war übrigens Jannik Sinner.

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Wenn die Erinnerung nicht trügt, dann hat Rafa in diesem Jahr in Sachen Jubel eine Premiere hingelegt. Bei seinen vergangenen Siegen sah man den Spanier gerne Schnee-Engel in den Pariser Sand zaubern, diesmal ging er in die Knie wie dereinst der große Björn Borg.

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Besonderes Lob sollte noch einmal an Andrey Rublev und Stefanos Tsitsipas ergehen: Zunächst einmal dafür, dass sie in Hamburg bis zum Schluss alles gegeben haben. Dann dafür, dass sie sich in Runde eins in Roland Garros nach 0:2-Satzrückständen (Sam Querrey schlug gegen Rublev sogar zum Match auf) zurückgekämpft haben. Wie der Auslosungsteufel so spielte, gab es ein Wiedersehen im Viertelfinale. Da musste der Weg eines der beiden zwangsläufig ein Ende finden.

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Jürgen Melzer bleibt der einzige Spieler, der es bei einem Grand-Slam-Turnier geschafft hat, Novak Djokovic nach einem 0:2-Satzrückstand noch zu schlagen: 2010 in Roland Garros trug es sich zu. Stefanos Tsitsipas hat es im Halbfinale zumindest versucht, war aber in der Entscheidung chancenlos gegen den Branchenprimus. Wie 214 andere Gegner auch, gegen die Djokovic bei Grand-Slam-Turnieren den ersten Satz gewonnen hat.
 

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Die Dreiviertel-Hose hat in der späten French-Open-Ausgabe ein fulminantes Comeback gefeiert. In verschiedenen Varianten: Einzel-Siegerin Iga Swiatek hat sich konsequent in Weiß gezeigt, Doppel-Gewinnerin Timea Babos Orange mit Weiß gemixt.

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Simona Haleps Auftritte in Roland Garros 2019 und 2020 sind einigermaßen rätselhaft, vor allem, weil sie beide Male als recht klare Favoritin nach Paris gereist war. Aber weder gegen Amanda Anisimova vor knapp 16 Monaten noch gegen Iga Swiatek vor ein paar Tagen hatte Halep bei ihrem Ausscheiden auch nur den Hauch einer Chance.

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Dass gleich beide siegreichen Doppel-Paarungen (Kevin Krawietz und Andreas Mies bzw. Timea Babos und Kristina Mladenovic) als Titelverteidiger ins Rennen gegangen sind, diese Koinzidenz gab es bei den French Open in der Open Era noch nicht. Vor Krawietz/Mies konnten zuletzt Daniel Nestor und Max Mirnyi (2011/2012) ihren Titel erfolgreich verteidigen. Bei den Frauen waren es Anabel Medina Garrigues und Virginia Ruano Pascal. In Wimbledon dagegen gab es etwa in den Jahren 2008 und 2009 jeweils die gleichen SiegerInnen bei Männern und Frauen: Daniel Nestor mit Nenad Zimjonic und Serena und Venus Williams. Die Doppelsieger in Wimbledon zwischen 1984 und 1984 lauteten übrigens stets: Martina Navratilova und Pam Shriver bzw. John McEnroe und Peter Fleming.

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Die bekannt kritischen Anwohner des Stade Roland Garros haben also erste Erfahrungen mit Flutlicht-Spielen gemacht. Allerdings ohne die Zuschauermassen, die unter normalen Umständen bis in den späten Abend hinein den Matches zugeschaut hätten. Aber vielleicht hat Turnierchef Guy Forget, der für den Court Philippe-Chatrier ohnehin mit Night Sessions plant, ja ein gutes Einvernehmen mit jenen Menschen gefunden, die sich jahrelang gegen abendlichen Tennissport gewehrt haben.

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Als Randnotiz dazu: Manuell nachzählen konnte man natürlich nicht, vom Anschein her war das Endspiel zwischen Nadal und Djokovic aber von mehr als 1.000 Zuschauern besucht.

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Lang hat es gedauert mit dem Dach über dem Chatrier. Und niemals war es wichtiger als in einem Jahr, in dem bis in den Oktober hinein gespielt wurde. Zumindest für die Planungssicherheit der TV-Stationen. Dass ein einziger überdachter Court in Woche eins eines Majors nicht ausreichen kann, um die Matches der ersten Runden bei durchaus möglichem Dauerregen über die Bühne zu bringen, steht natürlich außer Frage.

von Jens Huiber

Montag
12.10.2020, 08:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 12.10.2020, 07:57 Uhr