Daniela Hantuchova nach Schiedsrichter-Skandal fuchsteufelswild
Daniela Hantuchova wurde bei den French Open im Match gegen Angelique Kerber Opfer einer krassen Fehlentscheidung.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
31.05.2014, 13:53 Uhr

Daniela Hantuchova blickte fassungslos in Richtung Schiedsrichterin Louise Engzell und konnte nicht glauben, was ihr gerade widerfahren war. Die 31-jährige Slowakin wurde in ihrem Drittrundenmatch bei denFrench Opengegen Angelique Kerber das Opfer einer katastrophalen Schiedsrichterentscheidung. Was war passiert? Hantuchova hatte beim Stand von 1:3 im zweiten Satz einen Spielball. Nachdem der Return von Kerber von der Linienrichterin Aus gegeben wurde, machte sich die Slowakin im Glauben des Spielgewinns auf den Weg zur Bank.
Doch Engzell, mit dem Goldabzeichen der ITF eine hochdekorierte Schiedsrichterin, überstimmte die Entscheidung der Linienrichterin und gab den Return von Kerber gut. Das Hawk-Eye, das bei den French Open allerdings nicht offiziell zum Einsatz kommt, bestätigte die Entscheidung der Schwedin. Doch anstatt den Ballwechsel zu wiederholen, sprach Engzell Kerber aus unerfindlichen Gründen Kerber den Punkt zu und verkündete den Spielstand „Égalité" (Einstand) über ihr Mikrofon.
„Das ist komplett gegen die Regeln“
Das brachte natürlich Hantuchova auf die Palme. Denn die Slowakin hatte den Ball nach dem Aus-Ruf der Linienrichtern zurück ins Feld gespielt, sodass der Punkt definitiv hätte wiederholt werden müssen. „Ich habe den Schlag gemacht. Ich habe den Ballwechsel nicht unterbrochen. Du hast mir den Punkt genommen", sagte Hantuchova zu Engzell und weigerte sich zu Recht, beim Spielstand „Einstand" weiterzumachen.
Die Oberschiedsrichterin kam auf den Platz und wollte die Entscheidung nicht revidieren. „Das ist komplett gegen die Regeln", sagte die aufgebrachte Hantuchova. Alles Argumentieren der Slowakin brachte nichts. Der Punkt wurde Kerber zugesprochen. Ihr Aufschlagspiel brachte Hantuchova schließlich doch durch. Das Match und den Einzug ins Achtelfinale sicherte sich aber die Deutsche mit 7:5, 6:3. Hier ist der Vorfall im Video.
Nach der krassen Fehlentscheidung entlud sich im Internet ein „Shitstorm" nicht nur gegenüber Schiedsrichterin Louise Engzell, sondern auch auf Angelique Kerber. Die Weltranglisten-Neunte wurde kritisiert, dass sie sich nicht für das Wiederholen des Ballwechsels eingesetzt habe. „Schade, dass du Daniela bei dem strittigen Punkt nicht Recht gegeben hast. Das hinterlässt einen kleinen Makel auf einem ansonst schönen Spiel." Und: „Nicht so Fairplay dein gestriges Verhalten! Den Punkt hättet ihr wieder spielen müssen. Wieso hast Du Dich sofort auf die andere Seite gestellt, nach dem Motto, Du hättest den Punkt gewonnen?", liest man auf der Facebook-Seite von Kerber.
Und auch einige Profis und Ex-Spieler äußerten sich wegen des Vorfalls negativ über Kerber. So schriebAlessandro Motti, derzeit Nummer 142 der Doppelweltrangliste: „Ich hoffe, dass Kerber jedes Match verliert nach diesem unglaublich unfairen Verhalten."Ivan Ljubicic, ehemals Nummer drei der Welt und derzeit Trainer vonMilos Raonicschrieb: „Ich liebe auch das ‚Fairplay' von Kerber."
Gleiche Fehlentscheidung bei den US Open
„Ich weiß gar nicht mehr, worum es genau ging. Ich habe versucht, mich nicht in die Diskussion verwickeln zu lassen und mich nur auf mich zu konzentrieren", sagte Kerber in der anschließenden Pressekonferenz über die strittige Szene. Der Ärger anderer Spieler und Fans scheint nicht unverständlich, signalisierte Kerber der Schiedsrichterin doch mit ihrem Verharren auf der Einstandseite, dass der Punkt ihr gutgeschrieben werden müsse.
Die Hauptschuld bei Hantuchovas Frust trägt aber Schiedsrichterin Louise Engzell, die nicht das erste Mal wegen einer krassen Fehlentscheidung auffällt. Ein ähnlicher Fauxpas unterlief der Schwedin im Achtelfinale der US Open 2010 zwischenKaia Kanepi(Estland) undYanina Wickmayer(Belgien). Kanepi wurde mit einem Punktverlust bestraft, obwohl sie einen Schlag korrekt ausführte. Hier im Video zu sehen.
Die Liste von Fehlentscheidungen von Engzell ist aber noch weitaus länger. Im April beim Doppelhalbfinale in Kattowitz (Polen) zwischenKlaudia Jans-Ignacik/Raluca Olaru(Polen/Rumänien) undYuliya Beygelzimer/Olga Savchuk(beide Ukraine) sprach Engzell bei Matchball eine Zeitstrafe gegen Olaru aus, obwohl diese weniger als 25 Sekunden brauchte, um aufzuschlagen. Die Zeitstrafe bedeutete wegen einer vorherigen Verwarnung gleichzeitig Punktgewinn für das gegnerische Team. Wenige Augenblicke später kassierte Savchuk bei Matchball keine Verwarnung, obwohl sie über 30 Sekunden für die Aufschlagvorbereitung benötigte. Hier im Video zu sehen.
Im French-Open-Finale 2011 zwischenNa Li(China) undFrancesca Schiavone(Italien) gab die Schwedin einen Ball gut, obwohl dieser klar im Aus war. Und im Vorjahr bei den French Open im Erstrundenmatch zwischen Na Li undAnabel Medina Garrigues(Spanien) verhängte Engzell eine Strafe gegen Garrigues wegen Behinderung, obwohl Na Li dadurch an der Schlagausführung gar nicht gehindert wurde. Die beiden Punkte sind hier im Video zu sehen.
Engzell war zudem die Schiedsrichterin bei dem berühmten Ausraster vonSerena Williamsim US-Open-Halbfinale 2009 gegenKim Clijsters, der letztendlich zum Matchverlust für Williams führte.
(Text: cab)