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French Open: Dominic Thiem und der mögliche Weg zu seinem ersten Grand-Slam-Titel

"Ich schaue von Spiel zu Spiel." Wohl jeder sportbegeisterte Mensch hat diesen Satz zumindest einmal in seinem Leben gehört. Tennisnet.com wagt eine Missachtung dieses Credos und wirft einen genaueren Blick auf die Auslosung Dominic Thiems bei den French Open.

von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet: 24.05.2019, 11:14 Uhr

Dominic Thiem greift in Roland Garros an
© Getty Images
Dominic Thiem

1. Runde: Tommy Paul

Mit Tommy Paul hat Dominic Thiem eine durchaus dankbare Erstrundenaufgabe gezogen. Der Weltranglisten-136. steht nur dank einer Wildcard des Veranstalters direkt im Hauptbewerb der French Open und konnte in dieser Saison noch keinen einzigen Sieg im Main Draw eines ATP-Events feiern. 

Seit Anfang April treibt sich der 22-Jährige auf den Sandplätzen dieser Welt herum, sowohl in Houston als auch in Genf scheiterte Paul bereits in der Qualifikation. Selbstvertrauen tanken konnte der US-Amerikaner durch einen Turniersieg beim Challenger-Turnier in Sarasota, eine Woche darauf verlor Paul in Tallahassee erst im Finale. Bei normalem Spielverlauf dürfte für Dominic Thiem im ersten Duell der beiden aber dennoch nichts anbrennen.

2. Runde: Alexander Bublik/Qualifikant

In der zweiten Runde würde Thiem entweder auf Alexander Bublik oder einen Qualifikanten treffen. Der Russe wartet seit drei Turnieren auf einen Sieg und gilt ebenso wie Paul als Hartplatzspezialist. Dementsprechend sollte sich der Österreicher in Paris gegen den Weltranglisten-90. locker durchsetzen.

Bei einem Duell mit einem Qualifikanten würde für den 25-Jährigen wohl etwas mehr Gefahr drohen. Sein Gegner hätte zu diesem Zeitpunkt schon vier Siege eingesammelt und würde daher wohl voller Selbstvertrauen in die Partie gehen. Alles andere als ein klarer Dreisatzerfolg Thiems würde aber auch in der zweiten Runde einer Überraschung entsprechen.

3. Runde: Kyle Edmund/Pablo Cuevas/Jeremy Chardy

Mit Kyle Edmund könnte in der dritten Runde der erste gesetzte Spieler warten. Das bislang einzige Duell konnte Thiem 2017 in Barcelona klar für sich entscheiden. Der Brite fühlt sich auf Asche sehr wohl, verfügt über eine ausgezeichnete Vorhand und brachte Fabio Fognini im vergangenen Jahr im Stade de Roland Garros an den Rande einer Niederlage. Allerdings gewann Edmund in der laufenden Spielzeit erst ein Match auf Sand.

Pablo Cuevas besiegte Dominic Thiem 2015 bei den French Open in vier engen Sätzen. Seither hat sich der Österreicher allerdings in allen Belangen verbessert - ein Satz, den man so vom Uruguayer nicht unbedingt behaupten kann. Im Head to Head führt Thiem mit 3:2. Darunter ist auch ein Sieg in diesem Jahr in Buenos Aires.

Traditionell laufen Franzosen in Paris zu ihrer Höchstform auf. Mit Jeremy Chardy könnte auf Thiem auch aufgrund des Heimvorteils in der dritten Runde eine durchaus unangenehme Aufgabe zukommen. Mit seinem mächtigen Spin besitzt der Lichtenwörther allerdings genau die richtige Waffe, um die anfällige Rückhand des 32-Jährigen zu bearbeiten. Das bislang einzige Aufeinandertreffen entschied Thiem 2017 in Indian Wells mit 6:2 und 6:4 für sich.

Achtelfinale: Fernando Verdasco/Gael Monfils

Erst beim ATP-Masters-1000-Turnier in Rom bewies Fernando Verdasco eindrucksvoll, warum er zu den absoluten Angstgegnern Thiems zählt. In einem umkämpften Match schlug der Spanier den 25-Jährigen in drei Sätzen und erhöhte im Head to Head auf 4:0. In Roland Garros würde der Österreicher ob der hervorragenden Ergebnisse in den vergangenen drei Jahren zwar als Favorit in die Begegnung gehen, Begeisterungsstürme wird ein mögliches Achtelfinalduell mit dem Spanier beim Team Thiem aber mit Sicherheit nicht ausgelöst haben.

Allzu erfreut dürften Nicolas Massu und Co. auch mit Blick auf Gael Monfils nicht gewesen sein. Der Franzose spielt in Roland Garros oft starkes Tennis, erreichte 2008 das Halbfinale und versteht es wie kein anderer, seine Landsleute mitzureißen. Prinzipiell liegt dem Östereicher das Spiel des Weltranglisten-16. allerdings: Thiem führt im direkten Vergleich mit 4:0.

Viertelfinale: Juan Martin del Potro/Karen Khachanov

Mit Juan Martin del Potro befindet sich ein weiterer Spieler im Viertel des Weltranglistenvierten, der nicht gerade zu den Lieblingsgegnern Thiems zählt. Die Niederlage bei den US Open 2017 nach 2:0-Satzführung zählt wohl nach wie vor zu den bittersten in der Laufbahn des Österreichers, der in vier Matches gegen den Argentinier noch nie gewinnen konnte. Auf dem langsamen Sandplatz dürfte sich der Vorjahresfinalist dennoch gute Chancen ausrechnen, auch wenn del Potro beim Turnier in Rom im Match gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic schon wieder an seine besten Zeiten erinnerte.

Gegen Karen Khachanov hat Dominic Thiem in Paris bereits einmal gespielt. Allerdings nicht im Rahmen der French Open, sondern beim ATP-Masters-1000-Turnier in Paris-Bercy. Vor etwas mehr als einem halben Jahr unterlag der Österreicher im bislang einizgen Duell dem späteren Turniersieger in zwei Sätzen. Eine Wiederholung dieses Coups käme einer großen Überraschung gleich, denn der Russe befindet sich in einem echten Formtief und gewann in dieser Saison auf Asche bislang erst drei Partien.

Halbfinale: Novak Djokovic/Alexander Zverev

"Nadal ist auf Sand immer der Favorit", hatte Dominic Thiem zuletzt nicht nur einmal gemeint. Daher dürfte der 25-Jährige mit Blick auf seinen potentiellen Halbfinalgegner auch nicht allzu traurig gewesen sein. Zwar könnte mit Novak Djokovic der Weltranglistenerste warten, doch Thiem hat 2017 bereits bewiesen, dass er den Serben in Roland Garros schlagen kann. Beim ATP-Turnier in Madrid vor zwei Wochen schlug der Branchenprimus allerdings zurück und besiegte den Lichtenwörther in zwei Tiebreak-Sätzen

Alexander Zverev steckt in der ersten Krise seiner noch jungen Karriere. Der Deutsche spielt eine schlechte Sandplatzsaison und versucht sich in der laufenden Woche in Genf, um Selbstvertrauen für das zweite Grand-Slam-Event des Jahres zu sammeln. Ein Halbfinaleinzug in Paris käme einer großen Überraschung gleich. 2018 besiegte Thiem den - damals leicht angeschlagenen - 22-Jährigen im Viertelfinale locker in drei Sätzen.

Finale: Rafael Nadal/Roger Federer

Es ist wohl eine der größten Herausforderungen im Sport, Rafael Nadal in einem Finale der French Open zu schlagen. Diese Erfahrung musste im vergangenen Jahr auch Dominic Thiem machen: Der Niederösterreicher war im Endspiel letztlich chancenlos. Doch der Östereicher hat bewiesen, dass er den 11-fachen Sieger der French Open auch auf dessen Lieblingsbelag Sand schlagen kann - und könnte in dieser Saison mit einem Triumph über den Spanier das schaffen, was bislang noch kein Mensch vor ihm vollbracht hat: Nadal im Endspiel von Roland Garros zu besiegen.

Auch Roger Federer versuchte sich an dieser Aufgabe - und scheiterte viermal. In dieser Saison wäre ein Finaleinzug in Paris eine große Überraschung, zuzutrauen ist dem Schweizer aber immer alles. Gegen Thiem verlor der "Maestro" in der laufenden Spielzeit bereits zweimal, insgesamt liegt Federer gegen den Weltranglistenvierten im Head to Head mit 2:4 zurück. Auf Sand konnte Federer gegen Thiem bislang noch nie gewinnen - auch, wenn er in Madrid denkbar knapp am Sieg dran war.

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