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French Open: Drei Grand-Slam-Turniere in Serie zu gewinnen - Die Paris-Mission von Naomi Osaka

Naomi Osaka hat bei den French Open ein frühes Aus abgewendet. Und obwohl sie keine Sandliebhaberin ist, sagt sie: "Ich will das hier unbedingt gewinnen."

von Jörg Allmeroth aus Paris
zuletzt bearbeitet: 29.05.2019, 20:54 Uhr

Naomi Osaka in Rom
© Getty Images
Naomi Osaka

Wenn Naomi Osaka in einer Pressekonferenz besonders schwierige Fragen gestellt werden, folgt gern auch besonders langes Schweigen. Osaka nimmt sich immer viel Zeit für ihre Antworten, oft presst sie erst ein langgezogenes „Hmmmh“ heraus, als Ausdruck, dass sie noch überlegt. Dann sagt sie ein paar wenige Sätze. Und zwar in aller Ehrlichkeit, ungeschminkt Osaka.

Es war auch in Paris so, am Dienstag - dem ersten Tag ihrer Mission, das dritte Grand-Slam-Turniere in Folge zu gewinnen. Osaka holperte und stolperte sich lange Zeit durch die Auftaktpartie gegen die Slowakin Anna Schmiedlova, musste sogar ein 0:6-Desaster im ersten Satz wegstecken, bevor sie in drei Akten gewann. Aber warum diese Schwierigkeiten gegen die Nummer 90 der Weltrangliste, Frau Osaka? „Hmmhh“, sagte die Nummer 1 der Welt. Und dann, nach etwas Zögern: „Ich war vermutlich in meiner ganzen Karriere noch nie so nervös wie heute. Sonst geht meine Nervosität immer weg. Heute aber nicht.“

Osaka: Leicht rätselhaft, beinahe unergründlich

Andere würden so etwas nie sagen, jedenfalls nicht öffentlich. Weil es als Schwäche ausgelegt würde, als Angriffspunkt im Machtspiel des Frauentennis. Aber Osaka, diese mädchenhafte Erscheinung mit den auffällig schwarzen Korkenzieherlocken und dem bronzefarbenen Teint, ist immer noch Osaka geblieben. Eine ganz eigene, faszinierende Persönlichkeit. Meist leicht rätselhaft, beinahe unergründlich. Aber spannend auf und neben dem Tennisplatz, die vielleicht ungewöhnlichste und offenherzigste Führungskraft, die das Frauentennis je hatte. „Ich sage eigentlich immer, was ich denke“, sagt Osaka.

Und deshalb redete sie in Paris nach dem mühseligen Turniereinstieg auch davon, wie sehr sie doch unter dem eigenen Druck und ausnahmsweise auch mal den öffentlichen Erwartungen leidet. „Ich will das hier unbedingt gewinnen. Es wäre schon etwas Außergewöhnliches“, so Osaka. Sogar etwas Einmaliges. Denn noch niemand hat nach dem ersten Majorsieg dann einen Titel-Hattrick geschafft. Keine der Gigantinnen der Branche, keine Navratilova, keine Evert, keine Graf, auch keine der Williams-Schwestern. Da könne man „schon mal nervös werden“, fand denn auch Belgiens ehemaliger Tennis-Darling Kim Clijsters, „man übersieht manchmal, wie unheimlich ehrgeizig Naomi ist. Wie sehr sie perfekte Momente auf dem Platz sucht – und den Sieg natürlich.“

Aber Osaka ist auch eine, die enorm schnell lernt, an den Herausforderungen zu wachsen. Und die sich in ein Turnier hineinbeißen kann, in immer höhere Gänge schaltet, auf Touren kommt. „Viele neigen gern dazu, sie zu unterschätzen“, sagt auch Martin Navratilova, die legendäre Altmeisterin, „trotz aller Erfolge.“ In guten Momenten auf dem Centre Court gebe es allerdings kaum eine Spielerin, findet Navratilova, „die sich besser konzentrieren und in eine eigene Welt versinken kann.“ So wie auch bei ihrem Comeback-Anlauf gegen Schmiedlova, in Runde eins dieser French Open 2019. Zwei Mal war sie sogar nur zwei Punkte von der Niederlage entfernt, ehe ihre eigene Konterattacke Wirkung zeigte.

Nach den Australian Open mit Problemen

Osakas Saison war schwierig nach dem Pokalcoup bei den Australian Open, nach der jähen Trennung von Coach Sascha Bajin im Februar ging es sportlich abwärts. Warum Bajin gehen musste, ist bis heute unklar, es bleibt das bestgehütete Geheimnis der Branche. Wahrscheinlich ist ein Zerwürfnis zwischen Osakas Vater und dem Ex-Trainer, Daddy Leonard gilt schließlich als jemand, der gern ein Wörtchen mitreden will. Inzwischen wird sie von Jermaine Jenkins betreut, einem erfahrenen Amerikaner, der früher auch in Diensten von Venus Williams war. Erst im späten Frühling fand Osaka wieder zu mehr Stabilität und Sicherheit, sie kam mit einer ordentlichen Sandplatzbilanz nach Paris, aber ohne weiteren Turniersieg.

Osaka will eigentlich nur Tennis spielen. Sie erinnert da ein wenig an Steffi Graf, die sich in jungen Jahren auch am wohlsten fühlte, wenn sie den Centre Court betrat und alles hinter sich lassen konnte – die Termine und Verpflichtungen, die Mediengespräche. Auf dem Platz gebe es letztlich nur eine Erwartung, die auf ihr laste, sagt Osaka, „und das ist meine Erwartung. Der Anspruch, den ich selbst habe.“ Der Anspruch, die Beste zu sein.

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von Jörg Allmeroth aus Paris

Donnerstag
30.05.2019, 08:00 Uhr
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