French Open: Jan-Lennard Struffs sensationeller Lauf endet mit Match der vergebenen Chancen
Jan-Lennard Struff hat trotz großes Einsatzes in Paris sein erstes Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier verpasst, darf jedoch dennoch auf ein bärenstarkes Turnier zurückblicken. Alexander Zverev hat das Halbfinale fest im Blick
von SID
zuletzt bearbeitet: 07.06.2021, 23:54 Uhr
Als Jan-Lennard Struff nach drei Stunden purer Leidenschaft enttäuscht vom Court Suzanne Lenglen schlurfte, donnerte der deutschen Nummer zwei anerkennender Applaus entgegen. Der 31 Jahre alte Warsteiner hatte sein Herz auf dem Platz gelassen und bei den French Open in Paris unnachgiebig bis zum letzten Punkt um die Chance auf sein erstes Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier gekämpft - doch am Ende blieb Struff nur die Zuneigung des Publikums. Für den bisher beeindruckenden Alexander Zverev soll die Runde der letzten Acht dagegen nur ein Zwischenschritt zu Größerem sein.
Struff verlor sein Achtelfinalduell am Montag mit dem an Nummer zehn gesetzten Sandplatzspezialisten Diego Schwartzman trotz couragierten Auftritts mit 6:7 (9:11), 4:6, 5:7. "Das Match hatte einfach einen richtig schlechten Verlauf", sagte Struff niedergeschlagen: "Ich habe viele Chancen nicht genutzt. Im Endeffekt freue ich mich über den Applaus, aber es wäre mir deutlich lieber gewesen, wenn sie mir zum Matchsieg applaudiert hätten."
Zverev mit machbarer Aufgabe im Viertelfinale
Dem bravourös kämpfenden Davis-Cup-Spieler fehlte in den entscheidenden Situationen ein Quäntchen, um Zverev zu folgen, der am Dienstagnachmittag (16.00 Uhr/Eurosport) gegen den ungesetzten Spanier Alejandro Davidovich Fokina um seinen ersten Halbfinaleinzug beim Sandplatzklassiker in der französischen Hauptstadt kämpft.
Struff trauerte einem möglichen Viertelfinalmatch gegen Sandplatzkönig Rafael Nadal nach. "Das Matchup wäre einfach mega gewesen. Ich weiß, dass ich gut spielen kann", sagte der Familienvater: "Ich habe in diesem Jahr mein erstes Finale gespielt." Weiter im Turnier ist dagegen der Weltranglistenerste Novak Djokovic, der gegen den 19 Jahre jungen Italiener Lorenzo Musetti allerdings fünf Sätze brauchte.
Struff nahezu mit Comeback in Satz drei
Zuletzt hatten 1996 mit Michael Stich und Bernd Karbacher zwei deutsche Profis parallel im Viertelfinale von Roland Garros gestanden, und Struff war wild entschlossen, für eine Wiederholung zu sorgen. Der Weltranglisten-42. legte gegen Schwartzman im ersten Satz beeindruckend los, zog schnell auf 5:1 davon, doch dann kam der Argentinier zurück. Struff, der in Paris sein 30. Grand-Slam-Turnier spielte, ließ sieben Satzbälle liegen und musste sich nach einem Tiebreak-Krimi erst einmal wieder sammeln. "Es war extrem scheiße, dass ich die Satzbälle nicht genutzt habe", sagte er später.
Auch im zweiten Durchgang agierte Struff auf Augenhöhe, schaffte Breaks, aber letztlich hatte Vorjahres-Halbfinalist Schwartzman immer eine Antwort parat. Im dritten Satz lag Struff schon mit 0:4 zurück, aber kämpfte unverdrossen weiter und gewann das Publikum damit für sich.
Becker sieht Zverev im Kreis der Favoriten
Zverev nutzte den Montag unterdessen zur Vorbereitung auf sein Duell mit dem positiv "verrückten" Davidovich Fokina, wie er den 21-Jährigen bezeichnete: "Auf dem Platz ist er teilweise unvorhersehbar. Ich weiß, dass ich meine Performance halten muss."
Der Weltranglistensechste, der hartnäckig seinen Traum vom ersten Grand-Slam-Triumph verfolgt, hatte beim 6:4, 6:1, 6:1-Express-Sieg gegen Kei Nishikori beeindruckend aufgespielt und sich danach wild entschlossen gezeigt, weitere Topleistungen folgen zu lassen. "Ich sprühe jetzt keinen Champagner auf meinen Kopf oder sowas", sagte der 24 Jahre alte Hamburger. Das Viertelfinale soll in diesem Jahr nicht wie 2018 und 2019 die Endstation sein. "Er hat sich in den Kreis der Favoriten gespielt", stellte Boris Becker bei Eurosport fest.
Hier das Einzel-Tableau in Roland Garros