Wer wird Champion und Championesse in Paris?
Die tennisnet.com-Redaktion schaut in die Glaskugel und tippt den Sieger und die Siegerin bei den French Open.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
20.05.2015, 07:15 Uhr

Die French Open gelten als das härteste Grand-Slam-Turnier des Jahres. Nur wer physisch und psychisch topfit ist, kann in Roland Garros, beim krönenden Abschluss der europäischen Sandplatzsaison im Frühling, bestehen. Im letzten Jahr waren dies Maria Sharapova bei den Damen und Rafael Nadal bei den Herren, der damit in Paris seinen sage und schreibe neunten Titel gewann. Gibt es in diesem Jahr wieder Favoritensiege oder erleben wir am Bois de Boulogne eine große Sensation? Die tennisnet.com-Redaktion tippt den Sieger und die Siegerin bei den French Open.
Jörg Allmeroth
Damen:Simona Halep
Ich habe das Gefühl, dass es in diesem Jahr eine Außenseiterin auf den Pariser Thron schafft - und keine der etablierten Spielerinnen und ganz großen Favoritinnen. Aus der engeren Weltspitze traue ich Simona Halep am ehesten ein erstklassiges Abschneiden zu. Vielleicht gelingt auch einer der Französinnen ein Coup: Caroline Garcia oder Alizé Cornet. Von den deutschen Spielerinnen wird Angelique Kerber am weitesten kommen, was bedeutet: in die zweite Woche und ins Achtelfinale.
Herren:Novak Djokovic
Novak Djokovic wird seine Hoffnungen auf den echten Grand Slam, den Kalender-Slam, in Paris aufrechterhalten. Er ist der eindeutige Favorit. Rafael Nadal wird das Endspiel nicht erreichen. Andy Murray ist einiges zuzutrauen, aber letztlich doch kein Sieg. Philipp Kohlschreiber kann mit etwas Auslosungsglück die zweite Woche erreichen. Das wäre dann schon ein Erfolgsmoment.
Christian Albrecht Barschel
Damen: Simona Halep
Die Zeit ist zwar reif für eine Sensationssiegerin bei einem Grand Slam, aber bei den French Open wird es noch eine der etablierten Spielerinnen machen. Und zwar Simona Halep. Im letzten Jahr war die Rumänin schon kurz vor dem Triumph, in diesem Jahr wird ihr variables Spiel mit dem ersten Grand-Slam-Titel belohnt. Maria Sharapova hat zwar in Rom gewonnen, dennoch ist die Russin immer anfällig für eine frühe Niederlage, da sie als Spätstarterin bekannt ist. Ein großes Fragezeichen steht hinter Serena Williams, die entweder im Hinblick auf den Grand-Slam-Rekord von Steffi Graf beflügelt oder gehemmt wird. Victoria Azarenka gebe ich bei entsprechender Auslosung die Chance auf den Einzug ins Finale.
Herren:Rafael Nadal
Was spricht gegen Novak Djokovic als French-Open-Sieger? Derzeit gar nichts! Dennoch lautet mein Siegertipp Rafael Nadal, der dann zum unfassbaren zehnten (!) Mal in Roland Garros triumphieren wird. Ich kann das Krisengerede über Nadal nicht mehr hören. Halbfinale Monte Carlo, Finale Madrid, Viertelfinale Rom – und jeweils gegen einen blendend spielenden Gegner verloren. Okay, die Ansprüche an Nadal sind nach den Erfolgen der letzten Dekade höher, aber eine richtige Krise sieht anders aus. Nadal stapelt gerne tief, aber er weiß auch ganz genau, dass er den zehnten French-Open-Sieg in sich drin hat. In Roland Garros ist vieles anders und fast alles auf ihn zugeschnitten: größerer Auslauf hinter der Grundlinie, keine Nightsessions, Best-of-Five. Vieles wird von der Auslosung und vom Wetter abhängen. Scheint durchgängig die Sonne, wird auch Rafa strahlen. Ich traue nur Novak Djokovic zu, Nadal in Paris über Best-of-Five zu schlagen. Hat Nadal bei der Auslosung Glück und bekommt Roger Federer in seine Hälfte sowie Tomas Berdych in sein Viertel zugelost, wird es seinen gewohnten Gang nehmen. Steht Nadal im Endspiel gegen Djokovic, ist Rafa längst heiß gelaufen, dann wird es eine Frage der Nerven werden. Der „Djoker“ muss daher hoffen, bereits vor dem Finale auf Nadal zu treffen.
Stefan Bergmann
Damen: Simona Halep
Auch bei den French Open traue ich mich bei meinem Damen-Tipp eher zu riskieren als bei den Herren. Bleibt nur zu hoffen, dass ich mich diesmal nicht so dermaßen verkalkuliere wie beim „Major“-Turnier in „Down Under“, denn auf Eugenie Bouchard zu setzen, war eine meiner größten Fehleinschätzungen, die ich mir in all den Jahren des Passiv-Sportvergnügens geleistet habe. Warum also nicht auf Serena Williams setzen und dem Schicksal seinen Lauf lassen? Ganz einfach – weil Sport einfach langweilig ist, wenn man immer mit dem Wahrscheinlichsten rechnet. Und ab und an wird man ja dann doch überrascht, und warum diesmal nicht gerade von Simona Halep? Die Weltranglisten-Dritte schied zwar in Madrid bereits in Runde eins aus und machte beim Halbfinale von Rom nicht den sichersten Eindruck, trotzdem hat die quirlige Rumänin schon einige tolle Partien in diesem Jahr gezeigt – und was im letzten Jahr im Finale von Roland Garros nicht gelungen ist, kann durchaus 2015 in Erfüllung gehen.
Herren: Novak Djokovic
Ja, ich weiß – aber was soll man machen? Am „Djoker“ führt derzeit einfach kein Weg vorbei. Auch wenn ich Sandplatz-König Rafael Nadal in der Vergangenheit richtig gute Poker-Tricks attestiere, diesmal hat es sich, so glaube ich, beim Mallorquiner ausgereizt. Auch Roger Federer steht nicht auf meiner Rechnung – Sand ist einfach nicht sein Belag, wenn dann traue ich dem „Maestro“ noch in Wimbledon etwas zu. Einzig bei Andy Murray könnte ich mir eine Überraschung vorstellen – dafür müsste aber wirklich viel zusammenpassen. Außenseiter-Tipp Nummer eins: Kei Nishikori. Der Japaner kann mit seinem kampfbetonten Spiel seinem Gegenüber den einen oder anderen Nerv ziehen – gerade über fünf Sätze ist für den sympathischen Asiaten einiges drin. Nichtsdestotrotz – wenn ich all mein Geld setzen müsste, was zugegeben nicht sehr viel ist, wäre der Serbe meine Top-Wahl. Der Karriere-Grand-Slam ist für den Weltranglisten-Ersten zum Greifen nah.
Florian Goosmann
Damen:Timea Bacsinszky
Nein, so richtig aufgedrängt hat sich niemand. Serena Williams scheint nicht in Topform und ist angeschlagen, Simona Halep war zuletzt unbeständig, Petra Kvitova ist das auf Sand für sieben Siege ebenso. Genie Bouchard kriselt, Sara Errani schwächelt, Victoria Azarenka nervelt, Caroline Wozniacki gewinnt gegen die Großen zu selten, Carla Suarez Navarro hat Probleme gegen Powerplayer und Maria Sharapova nehme ich die Verwandlung zur „Terra"-pova trotz Sieg in Rom und zwei French-Open-Titeln immer noch nicht ganz ab. Und Angelique Kerber oder Andrea Petkovic... ich mag nicht so recht dran glauben. Ich tippe auf eine aus der zweiten Reihe: Timea Bacsinszky. Sie hat ein starkes Frühjahr gespielt und wird vom großen Favoritinnensterben in Paris profitieren, wenn die Auslosung passt. Außerdem begann ihre zweite Karriere quasi in Roland Garros – ein gutes Omen. Und Svetlana Kuznetsova behalte ich im Auge. Sie hat ihre anderen zwei Grand-Slam-Turniere auch dann gewonnen, als sie keiner auf der Rechnung hatte.
Herren: Novak Djokovic
Kann man gegen einen Spieler tippen, der bei einem Turnier in zehn Jahren nur einmal verloren hat – und das gegen jemanden, der aktuell nicht mehr spielt? Ja. Rafael Nadal war im letzten Jahr schon fällig und konnte sich nur dank seiner besseren Nerven durchs Finale mogeln. Und gerade die sind im Moment sein Problem. Okay: Andy Murray hat mit seinen Siegen in München und Madrid gezeigt, dass er wieder da ist, er hat in Rom trainiert, um sich etwas auf die Paris-Gegebenheiten einzustellen, und stieg früh aus, um sich zu schonen. Auch Roger Federer traue ich ein starkes Turnier zu, aber aktuell machen ihm zu viele Spieler in den frühen Runden Probleme, als dass er ausgeruht in die Zielgerade einbiegen könnte. Aber bei aller Liebe: Was soll man um den heißen Brei herumreden? Novak Djokovic spielt zurzeit in einer eigenen Liga. Er gewinnt die klaren Matches, er gewinnt die knappen Matches – und er wird in Paris gewinnen. Wer bitte sollte ihn aufhalten?
Jens Huiber
Damen:Angelique Kerber
Ja, warum eigentlich nicht? Charleston war zwar nicht überragend besetzt, gewinnen muss man das Turnier trotzdem erst. Stuttgart naturgemäß noch einmal eine Stufe höher und beeindruckender. Und in Paris hat Kerber schon sehr gut ausgesehen. Hilfreich wäre es, wenn sie so aggressiv wie beim Porsche Tennis Grand Prix aufträte. Und sich in Nürnberg nicht verausgabt. Für Serena braucht es ein Frühabendmatch bei Nieselregenverdacht, um sich zu verabschieden. Sharapova? Nein. Dann eher Halep. Und als ganz „darkes horse“: Victoria Azarenka. Aber diesmal ist das Rennen offen. Auch und vor allem für Angelique Kerber.
Herren:Kei Nishikori
Nishikori hat in Barcelona extrem geschmeidig gespielt, in Madrid zugegebenermaßen gegen Murray keine Chance gehabt. Egal. Djokovic hat, wie in New York, manchmal unerklärliche Schwächephasen. Mit dem Kollegen Allmeroth läuft übrigens eine kleine Wette: Bislang hat Nadal in Paris nur ein Match verloren. Und sollte am letzten Sonntag nicht die japanische Flagge gehisst werden, dann nur, weil es Rafa noch einmal packt. Against all odds.
Manuel Wachta
Damen:Maria Sharapova
Wie „eine Kuh auf Eis“ will sich Maria Sharapova früher auf Sand gefühlt haben. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. 2012 vervollständigte die Russin in Roland Garros ihren Karriere-Grand-Slam, 2013 stand sie im Finale, 2014 legte sie einen zweiten French-Open-Titel drauf. Vieles spricht dafür, dass in zweieinhalb Wochen Triumph Nummer drei folgen könnte. Auf jeden Fall tun dies ihre Leistungen zu Saisonbeginn (Turniersieg in Brisbane, Finale bei den Australian Open) und ihre zuletzt in Rom demonstrierte exzellente Form, als sie sich bei ihrer Paris-Generalprobe den Siegespokal abholte. Selbstverständlich ist auch mit Serena Williams und Sharapovas Verfolgerinnen im WTA-Ranking, Vorjahresfinalistin Simona Halep und die zweifache Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova, zu rechnen. Die Titelkandidatin Nummer eins ist für mich aber diesmal „Sexy Maria“.
Herren: Novak Djokovic
Keiner kann ihm im Moment das Wasser reichen. Novak Djokovic hat der ATP-Tour in den letzten siebeneinhalb Monaten auf imposante Art und Weise seinen Stempel aufgedrückt, in diesem Zeitraum nur zwei Niederlagen gegen Roger Federer und eine Niederlage gegen Ivo Karlovic kassiert – und alle großen Turniere, an denen er teilgenommen hat, auch gewonnen. Ich sehe derzeit keinen Grund, warum dieser unglaubliche Erfolgslauf des „Djokers“ in Paris zu Ende gehen sollte. Sand ist der schwächste Belag von Roger Federer und sieht ihn gegen Djokovic, wie gerade eben im Rom-Endspiel gesehen, in der Außenseiterrolle. Sand ist zwar der stärkste Belag von Rafael Nadal, doch der neunfache Sieger des Turniers befindet sich in der größten Krise seiner Karriere und wird von mentalen Problemen geplagt, auf deren Ende ich auch bei den French Open nicht tippen würde. Hier verstärkt sich der Druck eher noch, da trotz seiner vergleichsweise schwachen Saisonergebnisse so viele den Sieg von ihm erwarten. Auch Andy Murray und Kei Nishikori darf man nicht außer Acht lassen, ich denke aber, dass Djokovic dieses Jahr seinen Karriere-Grand-Slam vervollständigen wird. Was ihn endgültig und verdient in die Liga der Größten aller Zeiten aufsteigen lassen würde.
