Fritz und die US Boys: Gut - aber nicht gut genug
Die USA müssen weiterhin auf den ersten Einzelsieger bei einem Major seit Andy Roodicks Triumph bei den US Open 2003 warten. Und ein Ende der Titelflaute ist nicht in Sicht.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
03.09.2025, 17:28 Uhr

Es hat ja durchaus ein paar Momente gegeben am gestrigen Dienstagabend in Flushing Meadows, wo man sich als Augenzeuge im Arthur Ashe Stadium gedacht hat: Ja, das ist tatsächlich die größte Bühne im Tennissport, von der eigentlich alle Spieler schwärmen. Immer dann nämlich, wenn sich der größte Teil der Fans in dieser riesigen Betonschüssel auf das Spielgeschehen auf dem Court konzentrieren. Und wenn ein Lokalmatador mit guten Aussichten zu Werke geht.
Das war im Viertelfinale bekanntlich Taylor Fritz. Der gegen Ende des ersten und des zweiten Satzes für Spannung, Aufruhr und Antizipation sorgte (um gleich wieder zu enttäuschen), der den dritten Durchgang gewann, sich nach vier Sätzen aber doch Novak Djokovic beugen musste. Zum elften Mal im elften Duell. Womit auch feststeht: Andy Roddick bleibt bis mindestens zu den Australian Open 2026 der letzte US-Amerikaner, der ein Grand-Slam-Turnier im Einzel gewinnen konnte.
Und das könnte auch noch länger so bleiben.
Fritz gegen Djokovic stets mit demselben Ansatz
Denn beginnen wir mit Taylor Fritz, der beim Blick auf die Auslosung wohl schon resignierend den Kopf eingezogen hat. Fritz hätte laut Papierform hintereinander Djokovic, Carlos Alcaraz und Jannik Sinner schlagen müssen. Dafür ist er schlicht und ergreifend nicht gut genug. Das Grundlinienspiel und der Aufschlag der amerikanischen Nummer eins sind zwar absolut formidabel. Aber eben auch jederzeit berechenbar. Vielleicht hätte das Trainiertem von Fritz (oder er selbst) das Interview von Darren Cahill im Podcast von Andy Roddick genauer studieren sollen. Da wurde ja ganz klar erläutert, wie Djokovic selbst Ideen dafür geliefert habe, wie man ihn schlagen kann. Jedenfalls nicht mit einer Arie an Bällen, die alle in derselben Höhe und mit derselben Geschwindigkeit über das Netz fliegen.
Die nächste große Hoffnung der US-Fans war Ben Shelton. Dass der Linkshänder in seinem Match gegen Adrian Mannarino verletzt aufgeben musste, ist natürlich Pech. Aber auch Shelton wäre am Weg Alcaraz-Djokovic-Sinner zerbrochen. Man denke nur, wie er in Cincinnati auch von Alexander Zverev regelrecht eingeschult wurde. Shelton ist ein aufregender Typ uns spielt aufregenderes Tennis als Taylor Fritz. Aber im Best-of-Five-Format bis zum Ende durchzuziehen, da fehlt noch ganz viel. Vor allem auch Erfahrung.
Korda, Tiafoe, Paul keine Grand-Slam-Siegerkandidaten
Und der Rest der US Boys? Sebastian Korda ist permanent verletzt, Tommy Paul war es gerade, Frances Tiafoe kann fast froh sein, dass ihm Jan-Lennard Struff eine Lehrstunde von Novak Djokovic erspart hat. Alex Michelsen mag bei den US Open zwar gesetzt gewesen sein - aber als künftigen Grand-Slam-Sieger sieht ihn hoffentlich niemand. Und, und, und …
Die Stimmung im Ashe wird am Sonntagnachmittag dennoch prächtig sein. Aber dieser letzte Kick, den ein aussichtsreicher Lokalmatador mitbringt (Taylor Fritz war 2024 ja im Finale - aber gegen Jannik Sinner komplett chancenlos), der wird fehlen.
Hier das Einzel-Tableau der US Open
