Generali Race to Kitzbühel 2023: Zwischen Regen und Rekorden

Am vergangenen Wochenende hat Österreichs größtes und prestigeträchtigstes Amateur-Tennisevent acht Monate nach dem glanzvollen Finale der letztjährigen Ausgabe des Generali Race to Kitzbühel wieder voll an Fahrt aufgenommen. Ein Bericht von C.L

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 20.04.2023, 20:00 Uhr

Das Generali Race to Kitzbühel läuft wieder
© Claus Lippert
Das Generali Race to Kitzbühel läuft wieder

Das bei Hobbytennisspielern jeglichen ITN-Couleurs höchst beliebte Generali Race to Kitzbühel geht also in eine nächste Runde und hat am letzten Wochenende mit der Kick-Off-Veranstaltung in Wien einen Start nach Maß hingelegt. Italien-Tief "Rudolf" sorgte zwar wettertechnisch für ein verregnetes und tristes Outdoor-Ambiente, das allerdings 181 Spieler(innen) aus 18 verschiedenen Nationen nicht abhalten konnte, ein Tennisfest zum Auftakt des Generali Race to Kitzbühel 2023 zu feiern. Mit einer 21 Teilnehmer(innen) umfassenden Warteliste konnte das Wiener Eröffnungsturnier am Altmannsdorfer Ast beim Union Tennis Center La Ville sogar einen neues Rekord-Nennergebnis vermelden. Knapp mehr als 70 der insgesamt 181 am Generali Race to Kitzbühel-Auftakt interessierten Hobbytennisspieler(innen) reisten gar aus den Bundesländern an, ein rot-weiß-roter Mix an Amateur-Spielern mit ITN zwischen 3 und 10 war daher garantiert und sorgte für sechs prächtig gefüllte Draws.

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"Wien ist anders", mit diesem Hinweis wurden die aus allen Ecken Österreichs angereisten Bundesländer-Cracks schon auf den diversen Autobahn-Routen am Stadtrand der Bundeshauptstadt konfrontiert. Dass Wien anders ist, merkten die motiviert angereisten Niederösterreicher, Oberösterreicher, Burgenländer, Salzburger, Steirer und Kärntner auch, als sie an diesem Wochenende einen Blick auf die Turnierraster und gleichzeitig auf die Wettermodelle auf ihren Smartphones warfen. 181 Spieler und Rudolf das Italien-Tief, das passte irgendwie so gar nicht zusammen. Da brauchte es am Ende schon eine in Sachen Groß-Events erprobte Location. Dreieinhalb der insgesamt sechs Turniertage waren buchstäblich ins Wasser gefallen, dank der exzellenten Infrastruktur des UTC La Ville mit einer geräumigen Tennishalle konnte ein Teil des Spielprogramms der ersten beiden Turniertage aber ins Trockene gebracht werden. Als "Rudolf", das hartnäckige und ziemlich feuchte Italien-Tief, dann am Samstagabend seine Schuldigkeit getan hatte, trat ein Mann namens Mirsad Beganovic in Aktion. Der Platzmeister des UTC La Ville ist nicht nur ein Experte in Sachen "Platzkosmetik", sondern auch einer mit Herz und großer Leidenschaft für seinen Job. Und so zauberte der wichtigste Mann des Wochenendes auf seinem Traktor sitzend für den dritten Turniertag trotz 72 Stunden durchgehendem Dauerregen sechs spielbereite Sandplätze unter freiem Himmel aus dem Ärmel.

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Welchen Stellenwert das Generali Race to Kitzbühel in der Tennisszene mittlerweile besitzt, welche Besonderheit dieses Event mit dem 10.000,-- Euro Siegerscheck für die Spieler(innen) ausmacht, dokumentiert nicht nur die extrem weite und lange Anreise eines Spielers beispielsweise aus dem Südburgenland, sondern eine wirklich bemerkenswerte Episode rund um den frischgebackenen ersten Gewinners des Show-Events "Tiebreak-Shootout", das am Finaltag über die Bühne ging und dem Sieger einen Jahresbedarf an Tennisbällen sicherte. Nur um an diesem Show-Bewerb mit vier ausgespielten Match-Tiebreaks im Handicap-System dabei sein zu können, nahm der Wiener Ferdinand Holdhaus mehr als 600 Kilometer Autofahrt und einen übervollen, stressigen Tagesplan in Kauf. Schon am Vorabend nach gewonnenem Semifinale rauschte "Ferdi" nach Salzburg, wo er gegen 2 Uhr morgens müde ins Bett fiel, um am Mittwoch Vormittag einen Pflichttermin auf der Uni Salzburg pflichtbewusst wahrzunehmen. Danach wieder retour in den Osten Österreichs, zum Fußball-Training in Vösendorf, ehe er um 21 Uhr im UTC La Ville zum Racket griff und sich als ITN 7er-Spieler mit vier Siegen en suite und einem Finalerfolg über ITN 3,0 Spieler Luka Matic das Tie-Break-Shootout und einen Jahresbedarf an Tennisbällen sicherte.

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Matic, Maierhofer, Röhsner - die ersten Gewinner des heurigen Generali Race to Kitzbühel

Die ersten Kristall-Trophäen sind also vergeben, die ersten ganz wichtigen Punkte im Race Richtung Kitzbühel sind ausgespielt. Zeit, um noch eine sportliche Bilanz des rekordverdächtigen Kick Off Events des Generali Race 2023 zu ziehen. Der erste Leader in der ITN 3 Kategorie heißt Luka Matic. Der 24-Jährige von Union Allhartsberg wurde seiner Favoritenrolle mit einem 6:1, 6:3 Finalerfolg über den bis dahin groß aufspielenden Oberösterreicher Paul Kastner gerecht. Der einzige Wermutstropfen am Finaltag war aus Matic-Sicht der verlorene Final-Auftritt im Tiebreak-Shootout, wo er einen Jahresbedarf an Tennisbällen liegen gelassen hatte. Ohne Satzverlust sicherte sich derweil Felix Maierhofer vom Altmannsdorfer TC den Titel im 4er-Bewerb des Generali-Race-to-Kitzbühel-Auftaktturniers. Der Schützling von Marco Hammerl knackte im Endspiel auch den heuer bislang famos performenden Sebastian Pallanich vom TC Neuberg und hat mit den ersten zehn Punkten die Spitze im 4er-Race übernommen. Zu echt harter Arbeit artete indes der Titelgewinn von Fabian Röhsner im 5er-Bewerb aus. Der 24-Jährige vom Mauerbacher TC hatte fünf knackige und knappe Matches für sich entschieden, als er am Mittwoch Abend sein erstes türkis schimmerndes Generali-Race-Kristall in Empfang nehmen durfte. Schon in Runde eins gegen den ungarischen Newcomer Srdja Nikolic hätte die Röhsner-Reise auch bereits zu Ende sein können. Mit 11:9 im Match-Tiebreak rettete sich der 24-Jährige ins Achtelfinale. Insgesamt musste Röhsner in seinen fünf Matches zum Titel in jeder Partie Nerven beweisen und mit drei gewonnenen Tie-Breaks sowie zwei für sich entschiedenen Match-Tiebreaks mehrere kritische Situationen meistern.

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Nach seinen drei Vorjahreserfolgen ist hingegen Erik Rakhmatulin aus Kirgisistan am Mittwochabend beim Versuch, sein viertes Generali-Kristall zu erobern, im Finale gescheitert. Der 27-Jährige aus Zentralasien stammende Hobbytennisspieler musste sich in einem rein internationalen Endspiel des 6er-Bewerbs dem jungen Italiener Giuliano Wagner deutlich mit 0:6, 3:6 geschlagen geben. Der 13-Jährige, als Nummer eins in den ITN 6er-Bewerb im La Ville gestartet, spielt bei WAT Landstraße und leitete damit einen Doppelerfolg der Landstraßer Youngsters unter der Leitung von Erfolgscoach Vladimir Vukicevic von der Vladi Vuk Tennisschule ein. Denn neben dem Italo-Jungstar trumpfte auch noch der 14-jährige Nino Svoboda im 7er-Bewerb groß auf. Ebenfalls als Nummer eins der Setzliste geführt, absolvierte der WAT Landstraße-Junior alle seine fünf Matches bravourös und ohne Satzverlust. Traurig wirkte Nino am Mittwoch Abend dennoch, zumal das 7:10-Aus im Semifinale des Tie-Break-Shootouts gegen ITN 3,0 Spieler Luka Matic trotz 7:0 Führung nachwirkte.

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Das Teenager-Triple beim Generali Race to Kitzbühel Kick Off Event 2023 fixierte am Ende noch Stefan Timofeev im ITN 8,0 Bewerb. Der 17-Jährige ging als Gewinner eines 64er-Draws hervor und hatte als Nr. 16 des Turniers nach einem Freilos zum Auftakt in seinen fünf Partien sowohl im Viertel- als auch im Semifinale bange Momente und einen alles entscheidenden Match-Tiebreak zu überstehen, ehe er sich im Endspiel gegen Peter-Jürgen Mracna mit einem 6:4, 6:0 Erfolg zum Champion krönte. Das Fazit zum Schluss: Wien hat trotz bescheidener Wetterverhältnisse für einen neuen und ganz gewaltigen Generali Race to Kitzbühel Teilnehmerrekord gesorgt. Das Union Tennis Center La Ville hat einmal mehr seine herausragende Rolle als Gastgeber und Austragungsort großer Tennis-Veranstaltungen bestätigt und das Generali Race to Kitzbühel einmal mehr seinen Ruf als "Flaggschiff-Event" des österreichischen Tennisbreitensport voll und ganz gerechtfertigt. Übrigens: Schon am Freitag geht es mit der nächsten Station im Burgenland in Neudörfl weiter!

von Claus Lippert

Donnerstag
20.04.2023, 20:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 20.04.2023, 20:00 Uhr