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Giuliano Wagner löst Semifinalticket am letzten Abdruck

Italiens Youngster Giuliano Wagner hat sich am Sonntag Abend im allerletzten Gruppenspiel und quasi ...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 20.11.2023, 16:18 Uhr

Italiens Youngster Giuliano Wagner hat sich am Sonntag Abend im allerletzten Gruppenspiel und quasi am letzten Abdruck für das Semifinale der 13. HTT Babolat Challenger Finals 2023 im Union Tennis Center La Ville qualifiziert. Der 14jährige gewann den Teenager-Schlager gegen Serbiens Nachwuchshoffnung Uros Bigic mit 4:6, 6:3, 6:4, und rauschte damit am bisherigen Leader von Pool B direkt zum Gruppensieg vorbei. Und während in Gruppe am letzten Tag der Vorrunde noch seriöses hochklassiges Challenger-Tennis geboten wurde, avancierte Gruppe A mit den “Kroissis” am Sonntag Abend zu einer breit angelegten Party-Zone. Ein Bericht von C.L

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Ein Tennis-Sonntag im Zeichen des Duells Serbien gegen Italien

Der 19. November 2023, ein Sonntag der tennismäßig ganz im Zeichen zweier Nationen stand. Serbien und Italien prägten das Bild eines Tennisabends, den die HTT-Spieler im UTC La Ville gebannt an den TV-Schirmen und Live am Altmannsdorfer Ast auf Court Nr. 7 mitverfolgten. Da war zunächst natürlich das Endspiel der ATP Finals in Turin, das Novak Djokovic mit einem klaren Zweisatz-Erfolg über Jannik Sinner zum 7. Titelgewinn beim ATP Saisonfinale für sich entschied. 1000 Kilometer weiter östlich und unzählige sportliche Etagen unterhalb des gestrigen Epizentrums des Welttennisgeschehens, gab es gleich nach dem verwandelten Djokovic-Matchball im Pala Alpitour ein weiteres serbisch-italienisches Duell, diesmal bei den Finals der HTT Challenger Tour. Zu sehen gab es das entscheidende Vorrunden-Duell in Gruppe B und in weiterem Sinn auch einen Blick in die Zukunft in die HTT-Zeit nach Vladimir Vukicevic und Luca Vanella. Ein Match zwischen Giuliano Wagner und Uros Bigic mit einer glasklaren Ausgangsposition stand an, in dem der bereits vorzeitig für die Vorschluss-Runde qualifizierte Bigic um die Ehre und den Gruppensieg kämpfte, und sein Gegenüber Giuliano Wagner von WAT Landstraße ein Alles oder Nichts Match vor der Brust hatte. Nur ein Sieg würde dem jungen Italiener eine Fahrkarte in die Finalrunde des Jahresabschluss-Events der besten HTT Challenger-Spieler sichern, während bei einer Niederlage der Traum vom Titel und einer kostenfreien HTT Saison schon am Sonntag ausgeträumt gewesen wäre.

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Wagner mit Alles oder Nichts Partie, Siegmund mit dem kuriosesten Match seiner HTT Karriere

Im Bunde der potentiellen Aufstiegskandidaten befand sich zu diesem Zeitpunkt am Sonntag Abend auch noch Wagner-Bezwinger Elias Siegmund, der es zum Abschluss der Gruppenphase mit Thuswald-Ersatz Johann Schwar zu tun bekam. Für den 22jährigen stand wohl das Match mit der kuriosesten Ausgangslage seiner Karriere an. Siegmund startete in eine Partie, in dem der Ausgang aus seiner Sicht ohne jeglicher Relevanz für seine weitere Zukunft in diesen HTT Challenger Finals 2013 war. Ein Sieg über Schwar wäre ohne Wert, wenn Wagner gleichzeitig sein Duell mit Bigic gewinnen würde. Andererseits wäre eine Niederlage gegen den Ersatzmann ohne Bedeutung, wenn Uros Bigic auch sein drittes Vorunden-Match gegen Wagner erfolgreich zu Ende bringen würde. Daher war die 1:6, 7:6, 2:6 Niederlage Siegmunds gegen Schwar vorerst nur ein kleiner Betriebsunfall ohne gröbere Konsequenzen, zumal der 22jährige ja noch seine Semifinal-Versicherung in der Person von Uros Bigic in der Hand hatte. Die Trumpfkarte Bigic, quasi der Joker des Elias Siegmund schien zunächst auch zu stechen. Der 14jährige Schützling von Alek Duric hatte einen lange offen und ausgeglichen verlaufenden ersten Satz mit 6:4 gewonnen, nachdem er sich bei 4:4 das erste und einzige Break des ersten Heats gekrallt hatte.

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Giuliano Wagner in 48 Stunden von Auftaktpleite zum Gruppensieg

Im zweiten Satz steuerte Serbiens Jungstar zunächst wie immer diszipliniert spielend in Richtung Gruppensieg, als er 3:2 in Führung liegend, bei eigenem Aufschlag und 40:30 nur mehr einen leichten Volley hätte setzen müssen. Doch das Vorhaben misslang, Bigic pflanzte den kleinen gelben Filzball ins Netz, und ließ gleichzeitig das eingetrocknet scheinende Pflänzchen Hoffnung bei seinem Gegner wieder blühen. Wagner war wieder zurück im Spiel, und der 14jährige aus Bella Italia startete fortan ein fulminantes Comeback mit insgesamt vier Games am Stück zum 6:3 und zum 1:1 Satzausgleich. Damit musste die Entscheidung über das zweite noch zu vergebende Semifinalticket aus Gruppe B im dritten Durxhgang fallen, in dem Giuliano Wagner mit 4:2 in Front lag, und den sich längst auch Elias Siegmund als Zaungast zu Gemüte führte. Der Wagner-Bezwinger blickte zwischen Hoffen & Bangen auf das längst ultraspannende Geschehen am Centercourt, in dem Wagner zwei Spielbälle auf 5:2 verstolperte, und Bigic stattdessen den Spannungsbogen mit dem Ausgleich zum 4:4 nochmals weiter steigerte. Erst als Uros Bigic bei 4:5 mit dem Szenario konfrontiert war, mit eigenem Aufschlag im Spiel zu bleiben, fiel die endgültige Entscheidung zugunsten Wagners, der bei 15:40 eine lange Grundlinien-Rallye mit abschließedem Fehler seines Gegners für sich entschied. Die ganz großen theatralischen Jubelgesten des extrovertierten italienischen Jungstars bleiben dann zwar aus, schöne Gesten gab es am Centercourt aber trotzdem zu Bestaunen, als der als undankbarer Dritter auf der Strecke gebliebene Elias Siegmund sofort artig zur Gratulation an Wagner auf den Platz kam.

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Die Stimmen zum HTT Challenger-Finals Teenager-Gipfel

“Ich bin heute ziemlich locker an dieses Match gegen den Uros herangegangen, weil ich ihn aus dem Club gut kenne, und er ein Freund von mir ist. Von daher war der Druck gar nicht so groß. Jetzt bin ich natürlich sehr happy. Das war ein toughes Match, das ehrlich gesagt auch anders hätte ausgehen können, wenn Uros den ein oder anderen Volley verwandelt hätte. Mein Ziel ist jetzt ganz klar der Titel”, so der 14jährige Italo-Youngster bei der abschließenden PK, in der auch der unterlegene Uros Bigic rasch wieder einen gefassten Endruck machte, und den Blick schon auf die Finalphase der HTT Challenger-Abschlussturniers richtete. “Ich finde es war ein sehr knappes Match. Vielleicht hätte ich den ein oder anderen Volley reinmachen müssen, dann wäre das Spiel womöglich anders ausgegangen. Aufschlag und Chip & Charge haben gut funktioniert, nur mit meiner Rückhand bin ich heute unzufrieden. Meine Erwartung für die kommenden Tage wäre eine Revanche mit dem Herrn Wagner, und es soll in jedem Fall das Finale am Dienstag werden”, so ein lächelnder Uros Bigic.

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Horst Kroiss und Ali Sharif – zwei HTT-Legenden verwandeln den Centercourt in eine Partyzone

Womit wir zur Vorrunden-Gruppe A kommen, die am Sonntag Abend nur halb so viel Spannung wie der Parallel-Pool zu bieten hatte, dafür aber umso mehr Party,- und Feierstimmung erzeugte. Während aus Gruppe B also die geballte Ladung “Jugend forscht” nach den Halbfinal-Tickets griff, hat Pool A das montägige Semifinale mit “Routine & Erfahrung” ausgestattet. Die “Kroisis im Doppelpack” stehen im Semi, nachdem Vorjahresfinalist Horst Kroiss ja bereits am Samstag Abend mit seinem zweiten Vorrunden-Erfolg den Gruppensieg fixiert, und sein drittes HTT Challenger Finals Halbfinale nach 2015 und 2022 klar gemacht hatte. Das zweite Vorschluss-Runden Ticket löste am Sonntag Abend Stefan Kroisleitner, der sich gegen Ersatzmann Roman Kump nach 2:5 Rückstand im ersten Satz noch mit 7:5, 6:2 durchsetzen konnte. Damit war das letzte Gruppenspiel von HTT Erste Bank Open Challenger-Champion Horst Kroiss gegen HTT Laver Cup Sieger Ali Sharif für den Ausgang der Gruppe bedeutungslos. In jedem anderen Spiel, wäre dieser Umstand zum Super-Gau geworden, nicht aber in diesem Match mit der ganz speziellen Konstellation. Wenn zwei HTT Legenden wie der afrikanische Generali Race to Kitzbühel Rekord-Champion Ali Sharif und der HTT Challenger-Rekordsieger Horst Kroiss aufeinandertreffen, dann ist ohnehin Show-Time am Centercourt angesagt. Das Ergebnis (Kroiss gewann auf dem Weg zum ungeschlagenen Gruppensieg mit 6:2, 6:0) völlig ohne Bedeutung, entwickelte sich eine Tennis-Show der besonderen Art. Auf der einen Seite der Trick-Künstler Ali Sharif, der mit Tweener hier und Ball durch die Beine da, dem Spiel einen unvergleichlichen Exhibition-Charakter verlieh. Und auf der anderen Seite der oberösterreichische Entertainer Horst Kroiss, der die semifinale Aufstiegs-Party ganz einfach auf den Centercourt verlegte, und zwischen den Wechselpausen mit einem kühlen Blonden auf den Erfolg anstieß. Auch so kann Hobby Tennis sein!

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von Claus Lippert

Montag
20.11.2023, 14:48 Uhr
zuletzt bearbeitet: 20.11.2023, 16:18 Uhr