"Mein Ziel sind die Australian Open 2012!"

Im tennisnet.com-Interview spricht der sympathische wie clevere Wiener über seine aufregende Saison 2010, seine Stärken, Schwächen und Ziele.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 24.12.2010, 14:12 Uhr

Von Christian Storhas

Niki Moser hat eine tolle Saison hinter sich. Sowohl im Einzel als auch im Doppel machte der 20-Jährige knapp 250 Plätze gut. Zudem gelangen dem Wiener Siege über die ehemaligen Top-100-Spieler Victor Crivoi aus Rumänien und den Kanadier Frank Dancevic, den er sogar in dessen Heimat bezwingen konnte. Moser, der bereits 2008 für Furore sorgte, als er an der Seite des Deutschen Cedrik-Marcel Stebe den Junioren-Doppelbewerb der US Open gewonnen hatte, weiß genau was er will und hat klare Vorstellungen, wie es weitergehen soll. Gegenüber tennisnet.com verrät er seine Ziele, Stärken, Schwächen und auch sein großes Vorbild.

Niki, du hast dieses Jahr einen großen Sprung nach vorne gemacht. Im Einzel stehst du aktuell auf Position 420, im Doppel sogar auf 199. Bist du mit deiner Saison zufrieden oder wäre noch mehr drin gewesen?

Ich bin auf jeden Fall zufrieden, wie diese Saison gelaufen ist. Das war ja meine erste Saison, die ich richtig durchspielen konnte. Davor hatte ich die Matura abzuschließen und war dann auch noch beim Bundesheer. Deshalb ziehe ich unter das Jahr 2010 eine sehr positive Bilanz.

Auffällig war auch wie viel du dieses Jahr unterwegs warst. Viel in Asien aber auch Südafrika, USA, Europa sowieso. Vermisst du die Heimat oft?

Ja, es ist natürlich immer wieder schön daheim zu sein, aber ich will mich einfach an meinen Turnierplan halten. Da ich vor allem auf Hardcourt stark bin und dann auch so viel wie möglich auf Hardcourt spielen will, ist meine Turnierplanung darauf ausgerichtet. Und diese Turniere sind dann eben auf der ganzen Welt verteilt. Das muss man als Profi in Kauf nehmen.

Gibt’s da auch einmal die Gelegenheit die Städte anzuschauen? Du warst z.B. in Peking, Toronto, Durban (Südafrika), allesamt Traumstädte und Traumregionen. Wie steckst du die Reisestrapazen weg?

Grundsätzlich sehe ich eher wenig von den Städten. Für mich geht es in erster Linie darum, mich zu akklimatisieren und mich einfach auch an die Bälle, Plätze und Bedingungen zu gewöhnen und mich so schnell wie möglich wohlzufühlen. Wenn ich einmal früher ausscheide oder sich der Flug nicht umbuchen lässt, dann versuche ich schon immer, mir Sachen anzuschauen.

Was stufst du als deinen größten Erfolg dieses Jahres ein? Der Future-Triumph in Südafrika, deine Doppel-Challenger-Erfolge in Astana und Penza, die Siege über Crivoi, Dancevic? Was war das Highlight für dich?

Ich denke, es gab viele Höhepunkte, aber ich sehe das ein wenig anders. Für mich ist das wichtigste, dass ich mich auf die Challenger-Ebene getraut und den Sprung auf diese Stufe gemeistert habe. Ich denke ich habe mich da schon etabliert, habe mich oft qualifiziert und im Doppel sogar zwei Titel gewonnen. Die nächste Stufe ist jetzt mit den Spielern zwischen Position 100 und meinem Ranking mitzuhalten.

Also würdest du 2010 kein bestimmtes Highlight herausgreifen?

Na ja, doch schon. Der Sieg über Crivoi vor heimischem Publikum war natürlich schon etwas ganz Besonderes. Von den Ranglisten-Punkten her war der Future-Sieg in Südafrika das Highlight.

Dancevic und Crivoi standen beide schon in den Top 100. Wie ordnest du die Siege gegen die beiden ein? Zeigt dir das wie nahe du schon dran bist?

Ja, solche Siege sind sehr wichtig für mich. Da sehe ich eben, dass ich bei den besser gereihten Spielern schon voll mithalten kann. Das Niveau auf Challenger-Ebene ist ein ganz anderes als bei den Futures. Ich will mich mit den Challenger-Spielern messen, auch wenn man vielleicht mit Future-Turnieren in exotischen Ländern mehr Punkte machen könnte. Crivoi und Dancevic sind gestandene Profis. Die muss man erstmal schlagen. Dancevic war voll auf dem Weg zurück als ich ihn geschlagen habe und dann auch Crivoi vor heimischem Publikum zu besiegen, das war schon toll.

Wirst du eigentlich vom Verband gefördert?

Die genaue Summe weiß ich jetzt nicht, aber es gab eine Förderung für mich in diesem Jahr. Mir wurde zu meinen Reisekosten etwas beigesteuert. Es hat zwar bei weitem nicht gereicht, da ich ja ziemlich viel unterwegs war, war aber trotzdem eine schöne Unterstützung, über die ich mich sehr gefreut habe. Ohne meinen privaten Sponsor wären die Reisen allerdings nicht möglich gewesen.

Wer ist denn dein Sponsor und wie kam es dazu?

Mein Sponsor ist die „Moser Medical Group“. Der Herr Moser wohnt in der Nähe der Tennishalle, in der ich immer trainiere. Wir haben uns dort kennengelernt und uns sofort gut verstanden. Ihm hat mein Spiel imponiert. Die ersten Gespräche waren sogar schon vor meinem US-Open-Sieg im Junioren-Doppel 2008. Danach ist dann auch das Arrangement zustande gekommen. Verwandt sind wir aber nicht übrigens (lacht).

Wie wichtig ist es für dich, die APT von deinem Coach Michael Oberleitner im Hintergrund zu haben? Wie sehr hilft das? Wie beurteilst du diese Idee generell?

Das ist echt eine super Idee, dass das zustande gekommen ist. Ich persönlich merke das vor allem durch die guten Trainingspartner, mit denen ich trainieren kann. Die guten Spieler in Österreich finden sich zusammen und trainieren miteinander. Das ist meiner Meinung nach sehr wichtig und bringt mir natürlich auch sehr viel. Was mir außerdem extrem hilft ist aber auch einfach mein ganzes Team, das wirklich super professionell ist. Neben Michael Oberleitner, der ja mein „Head-Coach“ ist, betreut mich auch Andreas Fasching in Wien. Außerdem sind da noch mein Physiotherapeut und Konditionstrainer Frederik Siemes und Martin Gattringer, der mich auf den Turnieren begleitet. Das ist schon toll, ein derartiges Team um mich zu haben.

Was sind denn die größten Stärken in deinem Spiel und woran arbeitest du gerade mit deinen Trainern?

Ich nehme die Bälle sehr früh und versuche das Spiel schnell zu machen. Ich will die Ballwechsel kurz halten. Der Aufschlag, der Return und das Spiel nach vorne sind meine Waffen. Momentan vergrößere ich meine Palette an Schlägen. Ich probiere verschiedene Aufschlag-Varianten aus und versuche auch von der Grundlinie mehr Variation im Spiel zu haben. Einfach mehr Spin und mehr Winkel von hinten und auch ein bisschen mehr Spielwitz.

Wie schwer ist dir der Sprung vom Junioren-Bereich zu den Erwachsenen gefallen?

Glaubst du es ist allgemein schwerer als früher oder gleich? Immerhin steht aktuell kein Teenager in den Top-100.

Aus eigener Erfahrung und auch von dem, was die anderen Spieler mir gesagt haben, ist es auf jeden Fall schwieriger geworden. Das liegt daran, dass man heutzutage einfach ein kompletterer Spieler sein muss. Die Anforderungen sind höher geworden. Man braucht mehr Matches auf hohem Niveau und auch ein paar Jahre länger.

Du bist im Doppel weiterhin deutlich besser positioniert als im Einzel. Ist das ein Problem? Was bedeutet das für die Turnierplanung?

Das ist überhaupt kein Problem für mich. Ich sehe das Doppel als Trainingsfaktor fürs Einzel. Man kann dort unter Matchverhältnissen das Spiel verbessern. Meine Turnierplanung beinhaltet ohnehin nur Challenger-Turniere, da mich eben mit den besseren Spielern messen will. Ich werde lediglich im Jänner ein Future zur Vorbereitung spielen.

Was müsste passieren, dass du dich aufs Doppel spezialisierst?

Daran denke ich im Moment nicht. Mein Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf dem Einzel. Ich will dort Karriere machen und das Doppel als Trainingsfaktor dafür nutzen. Mir macht Doppel aber sehr viel Spaß und man sieht ja zum Beispiel an Julian Knowle, dass man auch dort ganz gut Geld verdienen kann. Also schlecht ist es sicher nicht, dass ich recht gut Doppel spiele. (lacht)

Hast du das Gefühl, dass durch Melzers Erfolge und den Davis-Cup-Sieg in Israel ein Boom herrscht? Wenn ja, woran merkst du das?

Auf jeden Fall. Man hat ja in der Wiener Stadthalle gesehen, wie groß die Begeisterung ist. Ich denke, Thomas Muster und natürlich Jürgen Melzer mit seiner tollen Saison haben dafür gesorgt, dass wieder mehr Interesse da ist. Ich denke, Österreich ist durchaus tennisbegeistert.

Wie hast du damals den Sieg gegen Israel miterlebt?

Ich war zu der Zeit selber auf einem Turnier in den USA. Ich habe kein Match gesehen und alles über eure Homepage mitverfolgt (lacht). Ich hab es toll gefunden, dass sowohl Andi Haider-Maurer, als auch Martin Fischer zum Einsatz gekommen sind. Man muss den Hut vor Martin ziehen. Unter diesen Umständen im Entscheidungs-Einzel zu bestehen, war eine starke Leistung. Melzer hat das natürlich erst möglich gemacht durch seine Siege. Seine Form war das ganze Jahr über bestechend.

Wo wir gerade von Davis-Cup-Helden sprechen. Wer sind deine Vorbilder im Tennis? An wem orientierst du dich?

Ganz klar, Roger Federer. Er ist in jeglicher Hinsicht mein Vorbild. Sowohl sportlich, als auch menschlich ist er einfach unvergleichbar. Er versteht so viel vom Tennis, hat so ein Talent und so einen Spaß am Spiel. Ich kann nur von ihm schwärmen. Bei den US Open 2008 hatte ich ja die Möglichkeit mit Nadal und Federer zu trainieren. Das werde ich nie vergessen. Federer habe ich damals vor seiner Halbfinal-Partie eingeschlagen.

Was sind deine Ziele für die nächste Saison?

Mein Ziel ist es 2011 so viele Punkte zu sammeln, dass ich 2012 die Qualifikation für die Australian Open spielen kann. Darauf arbeite ich hin und ich denke, das ist ein realistisches Ziel. Alles andere nehme ich natürlich gerne mit, wenn es zum Beispiel schon zu den US Open klappt. Das schöne ist, dass es auf Challenger-Ebene sehr schnell geht. Wenn man da weit kommt, kriegt man sofort viele Punkte aufs Konto. Wenn mir einmal der Knoten aufgeht, traue ich mir durchaus zu einmal in ein Halbfinale oder Finale bei einem Challenger einzuziehen oder vielleicht sogar einen zu gewinnen. Ich habe gezeigt, dass ich die Fähigkeit habe, auch gute Spieler zu schlagen. Jetzt gilt es das konstant zu zeigen. Langfristig soll es natürlich immer weiter nach oben gehen, aber ich denke da erst einmal Schritt für Schritt.

Wann sehen wir Niki Moser im Davis Cup auf dem Platz?

(lacht) Das ist natürlich eines meiner großen Ziele, einmal im Davis-Cup-Team einzulaufen. Das wäre ein Traum. Da muss ich jetzt schauen, dass ich mich präsentiere und interessant werde für die Mannschaft.(Foto: GEPA pictures)

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24.12.2010, 14:12 Uhr