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Gräflinger mit Überraschungs-Triumph bei den HTT-Finals

Der Überraschungssieger der 32. Auflage der HTT Finals 2022 kommt aus Österreich und heißt Rene Gräf...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 09.12.2022, 03:18 Uhr

Der Überraschungssieger der 32. Auflage der HTT Finals 2022 kommt aus Österreich und heißt Rene Gräflinger. Der 37jährige Ferlacher setzte sich am vergangenen Samstag im Endspiel des prestigeträchtigen HTT Saisonfinales im UTC La Ville nach 1:52 Stunden Spielzeit gegen den 2fachen HTT Saison-Grand-Slam-Finalisten Amel Bisevac in drei Sätzen mit 6:2, 1:6, 6:3 durch, und triumphierte damit als erster Kärntner seit Lukas Planteu im Jahr 2011 beim großen Saisonabschluss-Event am Altmannsdorfer Ast. Gräflinger revanchierte sich in einem selten auf höchstem Niveau laufenden Endspiel zudem für die erlittene 2:6, 4:6 Vorrunden-Niederlage zum Auftakt der Finals gegen Bisevac, und krönte so eine eher bescheidene Saison mit seinem ersten Titel im Jahr 2022, und dem insgesamt fünften HTT Turniersieg seiner Karriere. Ein Bericht von C.L

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Rene Gräflinger schlägt binnen 48 Stunden mit Damian Roman, Vladimir Vukicevic und Amel Bisevac die Top 3 der HTT

Eine wie immer äußerst stimmungsvolle Siegerehrung mit dem Kärntner Ex HTT US Open Sieger Rene Gräflinger im Mittelpunkt, darauf hätten eine Woche zuvor nur die größten Optimisten und Fans des sympathischen 37jährigen getippt. Gräflinger als frischgebackener Finals-Champion und Nachfolger von US-Boy Lenny Wilmink, damit war zu Beginn des 184. Saisonturniers am Sonntag Nachmittag wahrlich nicht zu rechnen. Wie auch? Die Saison davor war eine mittelprächtige, für seine Verhältnisse sogar unterdurchschnittliche. Mit nur einer Finalteilnahme hatte sich Gräflinger gerade so als Nummer 8 und am letzten Abdruck für das HTT-Saisonfinale der Top 8 qualifiziert. Und dann war da ja auch noch die 2:6, 4:6 Niederlage zum Auftakt der Gruppenphase gegen Bisevac, die mit Ausnahme eines seriös geführten Finish, wenig Grund zur Freude bot. Was dann folgte, war aber aus der Abteilung “großes Kino”. Der Ferlacher wahrte im zweiten Gruppenspiel mit einem Sieg über Bernhard Scheidl seine Aufstiegschancen, ehe er binnen 48 Stunden nacheinander die Nummern 1, 2 und 3 der HTT Computer-Rangliste eliminierte, und mit diesem grandiosen Kunststück die Titelfavoriten Damian Roman, Vladimir Vukicevic und Amel Bisevac aus ihren Titelträumen riss.

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Bisevac im ersten Durchgang ohne durchgebrachtes Aufschlagspiel mit dem ersten Satzverlust im Verlauf der HTT Finals 2022

Letztgenannter hatte bei seinem Finals-Debüt mit vier teils beeindruckenden Vorstellungen und vier Siegen ohne Satzverlust sein fünftes Saisonfinale erreicht, und damit die Favoritenrolle auf den Titel beim HTT Saison-Höhepunkt der acht besten Spieler des Jahres inne. Womöglich erwies sich diese Favoritenrolle aber als Bürde, denn die ersten 39 Minuten des finalen Showdowns waren aus Sicht von Bisevac echt zum Vergessen. Der 35jährige legte einen klassischen Fehlstart hin, und kassierte in einer von beiden Spielern nervös geführten Anfangsphase nicht weniger als drei Breaks in Serie. Und nachdem der Ranglisten-Dritte vom Altmannsdorfer TC bei 2:4 auch noch eine 40:0 Führung bei eigenem Aufschlag vergeigte, war sein erster Satzverlust im Verlauf des Turniers – noch dazu ohne ein durchgebrachtes Aufschlagspiel – perfekt. Zurück in die Spur fand Bisevac dann unter der Mithilfe von Rene Gräflinger, der sich mit 0:6 Punkten und 0:3 Games seine persönliche Auszeit an diesem Nachmittag des 3. Dezember am Centercourt leistete. Nach weiteren 29 Minuten hatte Bisevac mit einem 6:1 im zweiten Satz wieder den heiß ersehnten Titel vor Augen, und das 32. Final-Match des ehemals als Masters bekannten Saisonabschluss-Turniers in einen alles entscheidenden dritten Satz gehievt.

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Gräflinger als 20. Spieler der Geschichte seit 1990 mit dem Finals-Pokal in Händen

Dort schien Bisevac dann tatsächlich als neunter Debütant der HTT Geschichte seit 1990 und als dritter Premieren-Sieger in Folge, den HTT Finals Titel an Land zu ziehen. 2:1 mit Break lag der 35jährige voran, als er ausgerechnet mit seinem besten Schlag im Turnier – seiner Rückhand – einen Spielball zum 3:1 ausließ. Gräflinger schaffte das Re-Break, und servierte fortan – psychologisch nicht von Nachteil – vorne weg. Bei 4:3 profitierte der spätere Sieger dann vom vierten Doppelfehler seines Gegners, den fälligen Breakball verwandelte der Kärntner schließlich mit einem druckvoll gespielten Return-Winner. Ein letztes Mal – zugegeben unter richtig großem Druck – musste der Ferlacher seinen Aufschlag halten, um sich als 20. Spieler der langen und traditionsreichen Historie dieses Turniers den Finals-Titel zu sichern. Ein letzter Return-Fehler von Bisevac besiegelte schließlich um exakt 17 Minuten nach 18 Uhr sein Aus, und den unerwarteten ersten Finals-Erfolg des Rene Gräflinger.

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Bisevac verliert drittes großes HTT Endspiel in Serie, und Gräflinger schließt das Tennisjahr 2022 als Nummer 4 im HTT Computer ab

Für Bisevac folgten bittere Minuten am Centercourt. In sich gekehrt, nachdenklich und mental wie körperlich leer, saß der 35jährige tief enttäuscht auf der Bank, ehe er das abschließende On Court Interview und die nachfolgende Sieges-Zeremonie über sich ergehen ließ. Das HTT Wimbledon-Finale verloren, das HTT US Open Endspiel aus der Hand gegeben, und jetzt bei den HTT Finals die dritte Pleite in einem großen HTT Finale in Serie. Da wirkte auch sein Vorstoß auf Platz 2 zum Jahresabschluss nicht tröstend. “Ich habe mir nicht viel vorzuwerfen. Ich habe ein starkes Turnier gespielt. Leider musste ich heute den körperlichen Anstrengungen der vergangenen Woche Tribut zollen. Einzel & Doppel waren dann doch zu viel'”, betonte Bisevac, der am Ende nach fast zwei Stunden Spielzeit garade einmal zwei Punkte weniger als sein siegreicher Gegner gemacht hatte. “Es war ein versöhnliches Ende einer nicht ganz so erfolgreichen Saison. Danke an den Veranstalter. Es macht hier immer besonders großen Spaß, bei so einem tollen Event mitzuspielen”, erklärte der frischgebackene HTT-Finals-Champion, der mit 1300 Punkten obendrein das Tennisjahr 2022 als Nummer 4 im Computer abschließen wird.

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von Claus Lippert

Freitag
09.12.2022, 02:07 Uhr
zuletzt bearbeitet: 09.12.2022, 03:18 Uhr