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Große Emotionen, große Sieger an einem großartigen Finaltag

Thomas Statzberger ist spätestens seit seiner finalen Gala-Vorstellung im Endspiel der Wiener Landes...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 28.08.2023, 14:18 Uhr

Thomas Statzberger ist spätestens seit seiner finalen Gala-Vorstellung im Endspiel der Wiener Landesmeisterschaften 2023 “the new king of the vienna championships”. Der 31jährige vollendete seinen imposanten, höchst beeindruckenden, und teils schon galaktisch anmutenden Auftritt bei den Wiener Landes am Samstag Vormittag mit einem neuerlich ungefährdeten 6:1, 6:2 Erfolg über Rekordlandesmeister Christoph Lang. Mit letztlich nur 14 abgegebenen Games avancierte “Statzi” zum Superstar der Turnierwoche, feierte seinen dritten Wiener Landesmeistertitel in Serie, und verurteilte Kalksburg-Topstar Christoph Lang damit für mindestens ein weiteres Jahr Warten auf den so heiß ersehnten 10. Single-Landesmeistertitel seiner außergewöhnlichen Karriere. Bei den Damen ging der Titel erwartungsgemäß an die topgesetzte Serbin Mila Masic, die im Endspiel Norwegens Shootingstar Lea Nuirja Koljenovic entzauberte. Ein Bericht von C.L

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Thomas Statzberger mit imposanter Solo-Show zum dritten Wiener Landesmeistertitel in Folge

Das Traumfinale der Wiener Landesmeisterschaften 2023, es hatte genau 16 Stunden Bestand auf dem Papier und auf dem großen Aushang im Foyer des UTC La Ville. Die Nummer 1 der Setzliste gegen die Nummer 2, der Titelverteidiger auf der Mission Titel-Hattrick gegen den auf der Jagd nach “La Decima” befindlichen Rekordlandesmeister, oder eben Thomas Statzberger gegen Christoph Lang. Doch der Flair des Traumfinales bei anfangs bewölktem Wetter am Centercourt Lance Lumsden war schon nach wenigen Minuten und Ballwechseln verflogen. Ja, das erste Game dauerte 10 Minuten und Christoph Lang hatte seine Chancen, 1:0 in Führung zu gehen. Danach aber gestaltete Statzberger seine atemberaubend anzusehende Solo-Show, und zog mit einer für den Gegner erdrückend anmutenden Darbietung, fortan einsam seine Kreise in Richtung Titel-Hattrick. Ein Game im ersten Satz, zwei Stück davon in Durchgang Nr. 2, damit blieb der furios spielende Statzberger in allen seinen fünf Auftritten im Rahmen dieses Turniers bei höchstens drei abgegebenen Games. Und das nicht unbedingt gegen Laufkundschaft im innerösterreichischen Tennis, wie beispielsweise der ÖTV Nr. 16 Christoph Lang oder der ÖTV Nr. 20 Dominik Wirlend, um die Dimension seiner Überlegenheit einmal entsprechend auszudrücken. Und wie stellte Dominik Wirlend nach seinem Halbfinal-Debakel so treffend fest. “Der Thomas hat heute mit Sicherheit ATP Top 200 Niveau gespielt”. Mit dieser These können sich also die Herren Leitgeb, Steiert, Graski, Wirlend und Lang ein wenig trösten.

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Star der Wiener Landesmeisterschaft verspricht im nächsten Jahr wieder zu kommen

Der mittlerweile bereits seit 15 “Landes-Matches im La Ville” ungeschlagene Statzberger stand nach dem Gewinn seines insgesamt vierten Wiener Landesmeistertitels dann artig bei der Siegerehrung, und lauschte den angestimmten Lobeyhymnen von La Ville Geschäftsführer Raimund Stefanits. Dann gab es aus den Händen von La Ville Prokuristin Bettina Mottl den großen Silber-Pott, diesmal ohne Panne und zu Boden fallender Trophäe. Es war eben eine perfekte Turnierwoche auf allen Ebenen. Ein paar Fotos, ein paar Selfies noch geschossen, gab der strahlende Held dann noch das Versprechen ab, auch im nächsten Jahr wieder zu kommen. Was die Mine vom daneben stehenden Christoph Lang in diesem Moment nicht gerade erhellte. Nein Spaß beiseite. Der Rekordlandesmeister hat ja seine Pläne für die Eroberung von La Decima schon dargelegt, und Statzberger könnte für den 32jährigen Titelsammler vom TC Kalksburg sogar Inspiration und Motivation für die kommeden Monate sein. “Gratulation an Statzi. Er hat eine unfassbare Woche hier abgeliefert und hoch verdient gewonnen”, betonte Lang, ehe er sich für seinen “langen” Finaltag mit zwei weiteren Endspielen “ready” machte.

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Mila Masic mit verdienter erfolgreicher Titelverteidigung! Aber was ist mit den heimischen Tennisladies aus Wien los?

Enttäuschend lief im Schatten des Männer-Endspiels, die zur gleichen Zeit auf Court Nr. 2 über die Bühne gehenden finalen Entscheidung der Damen, die zum Duell der serbischen Titelverteidigerin Mila Masic und Norwegens Shooting-Star Lea Nurija Koljenovic wurde. Aus der Turnierwoche heraus kristallisierte sich diese Paarung als die “gerechteste” für ein Finale, in dem es neben dem prestigeträchtigen Titel der Wiener Landesmeisterin um noch viel mehr ging. Ein Start bei einem 60.000 Dollar ITF Turnier, das ist für alle Teilnehmerinnen der Wiener Landesmeisterschaft wie ein geknackter Lotto-Jackpot. Wie Weihnachten und Ostern an einem Tag, und diesen “doppelten” Feiertag genoß am Ende eben die an Nummer 1 gesetzte Mila Masic. Die 25jährige düste in Statzberger-Manier durch das Damen-Tableau, und stellte im Endspiel auch die aufstrebende und eine Woche lang unter Starkstrom spielende Koljenovic kalt. Gerade einmal neun Games in vier Matches auf dem Weg zur deutlichst errungenen Titelverteidigung abgegeben, die Wildcard für die Quali zum Alpstar Vienna Ladies Open ab 4. September geht hoch verdient an die alte und neue Wiener Landesmeisterin. In diesem Zusammenhang muss allerdings auch ein wenig Kritik an den rot-weiß-roten oder besser gesagt rot-weißen Tennis-Ladies erlaubt sein. Sie waren bei der internationalen Tennis-Show am Altmannsdorfer Ast nur Staistinnen. Während die heimischen Ladies mit Migrations-Hintergrund noch auf Augenhöhe mit der Überraschungs-Finalistin aus Norwegen agierten, fällt das Fazit der “Wienerinnen” erschreckend aus. Übrigens. Die letzte Österreicherin die sich den Titel einer Wiener Outdoor-Landesmeisterin sichern konnte, war 2017 Selina Pichler. Danach dominierten die Kasatkinas, Kans, Bariniakovas und wie sie alle heißen! Ganz zu schweigen von jenen jungen Damen aus Wien, die durch Abwesenheit glänzten. Angesichts einer vakanten Wildcard für ein 60.000 Dollar Turnier ein sportlicher Wahnsinn!

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Christoph Lang holt mit Mario Stino das Doppel und seinen insgesamt 20. Wiener Landesmeistertitel

Der abschließende Samstag einer herrlichen Tenniswoche hatte auch noch die Entscheidungen im Herren-Doppel und im Mixed parat. Besonders gespannt blickten die Wiener Tennisfans auf das finale Match des Doppel-Bewerbs bei den Männern, wo es die topgesetzten Kalksburger Christoph Lang und Mario Stino mit dem an Nr. 2 gereihten Duo Dominik Wirlend & Wenzel Graski zu tun bekamen. Es wurde der erwartet hochklassige Schlagabtausch, sehr zur Freude des Publikums, der schließlich über die volle Distanz ging, und erst im Match-Tiebreak entschieden wurde. Dort setzten sich Lang und Stino die Krone der Wiener Doppellandesmeister mit einem 10:5 auf. Ein Erfolg der letztlich auch mehr als verdient war, und sogar statistisch historisches Ausmaß für den Wiener Tennisverband angenommen hatte. Verdient, weil Lang im Viertelfinale mit einem maroden und angeschlagenen Partner den Bewerb fast “enteignete” und im Alleingang für den Semifinal-Einzug sorgte. Und historisch, weil der 32jährige Titelhamster mit dem Doppel-Erfolg an der Seite seines Clubkollegen Mario Stino seinen insgesamt 20. Titel auf WTV-Ebene erringen konnte. 9x Mal im Einzel, 4 Mal im Doppel und 7x mit der Mannschaft. Eine einzigartige und großartige Leistung über einen irre langen Zeitraum.

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CTP-Youngsters Philip Niederle und Georgina Pustelnik jubeln über Landesmeistertitel im Mixed

Titel Nr. 21 blieb dem Rekordchampion des WTV aber dann verwehrt. Im allerletzten Match der Turnierwoche bei strahlendem Sonnenschein und tropischen Temperaturen stand noch die Mixed-Entscheidung auf dem Programm. Und dieser abschließende Schlusspunkt hinter ein einwöchiges Tennisfest am Lance Lumsden Platz zeigte, wie viel Spaß Tennis in Mixed-Form machen kann. Schade, dass am Ende nur 5 Teams diesen Zusatz-Bewerb nützten. Egal, für das Endspiel hatte das triste Nennergebnis im Mixed keinerlei Bedeutung. Im Gegenteil: Die Zuseher bekamen eine letzte Zugabe mit vielen tollen Ballwechseln von zwei groß aufspielenden Teams, die sogar der Hitze am Centercourt trotzten. Und vorallem servierten Christoph Lang & Johanna Theuer vom TC Kalksburg und Philip Niederle an der Seite von Georgina Pustelnik den Fans einen superspannenden Tennis-Krimi, der sich eine Entscheidung im Match-Tiebreak geradezu verdiente. Und dort wurde es noch einmal richtig dramatisch. Die topgesetzten Lang-Theuer schienen bei 9:7 mit zwei Matchbällen ihrer leichten Favoritenrolle gerecht zu werden, ehe die Youngsters vom CTP ein sensationelles Comeback starteten, und mit zwei abgewehrten Matchbällen und vier gewonnenen Punkten in Serie den Landesmeistertitel im allerletzten Moment an sich rissen. Unter den Klängen von Sweet Carolina feierten die Fans draußen auf den Zuschauerrängen den Triumph ihrer Helden & Kinder. Die Wiener Landesmeisterschaften 2023 fanden so an dieser Stelle ein mehr als würdiges Ende.

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von Claus Lippert

Montag
28.08.2023, 12:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 28.08.2023, 14:18 Uhr