Happy Birthday, Rod Laver: "The Rocket" wird 80!

Einer der größten Tennisspieler aller Zeiten feiert heute seinen 80. Geburtstag. Eine kleine Hommage an den schüchternen Giganten aus dem australischen Rockhampton.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 09.08.2018, 10:19 Uhr

Rod Laver

Diskutiert man mit einem guten Tennisfreund über den GOAT bei den Herren, geht es in aller Regel um Roger Federer und Rafael Nadal: Federer steht aktuell bei 20 Major-Siegen, Nadal bei 17 - und beide haben gute Chancen, noch einiges draufzulegen.

Ein großes "Hätte, Wäre, Wenn" begleitet Gespräche dieser Art gerne, und das trägt den Namen Rod Laver. Ein Blick auf Lavers Rekorde? Laver gewann 200 Einzeltitel in seiner Karriere, als Amateur einst 22 in einer Saison (1962), als Profi in einem Jahr mal 18 (1968). Insgesamt war er bei elf Majors im Einzel erfolgreich und holte zwei Mal den Grand Slam (1962, 1969), also alle vier Grand-Slam-Turniere in einem Jahr - ein Doppelschlag, der nach wie vor einmalig in der Tennisgeschichte ist. Einen Grand Slam im Einzel haben seither einzig Margaret Court (1970) und Steffi Graf gewonnen (1988).

Rod Laver und die verpassten Majors

Laver spielte zu einer Zeit, in der zwischen Amateur- und Profitennis unterschieden wurde. Bei Grand-Slam-Turnieren durften bis 1968 nur Amateure teilnehmen, Laver aber entschloss sich 1963, nach seinem ersten Grand Slam, zu den Profis zu wechseln: Denn finanziell war für Amateure nichts zu holen, Preisgelder durften sie nicht annehmen (viele taten dies dennoch unter der Hand) - kein Dauerzustand.

Die Kehrseite der Medaille: Im besten Tennisalter, zwischen 24 und 29, durfte der Mann aus Rockhampton an den wichtigsten Turnieren der Welt nicht teilnehmen. Laver verpasste 21 Grand-Slam-Turniere, bis mit den French Open 1968 endlich die Open Era begann. Hätte er "nur" jedes zweite Major in dieser Zeit gewonnen, was seiner Dominanz nach durchaus möglich gewesen wäre, Laver würde die Rekordliste anführen. "Hätte, Wäre, Wenn"...

"The Rockhampton Rocket" war gar nicht so schnell

Laver ist jedoch keiner, der sich öffentlich mit derartigen Rechenspielchen beschäftigen würde, zu gutmütig, zu bescheiden ist der Mann, den Harry Hopman in Australien früh als "The Rocket", als "Rakete", bezeichnete. Übrigens weil Laver als Kind gerade NICHT der Schnellste war. Der gute alte australische Humor...

Wer heute Tennis spielt, kann sich auch 50 Jahre später von Laver viel abschauen, auf und außerhalb des Platzes. Der Mann ist Eleganz pur, er war einer der Ersten, die regelmäßig mit Topspin agierten, sogar auf der Rückhandseite, was aufgrund der schweren Holzschläger eine bis dato kaum gekannte Kunst war. (Wer von uns kriegt eine saubere Topspin-Rückhand selbst mit den heutigen Schlägern hin!?). Der einen feinen Volley und Slice ebenso schätzte wie Fairplay. Und der sein stärkstes Tennis in den entscheidenden Phasen eines Spiels abrief, eine Eigenschaft, wie sie nur die ganz Großen des Sports beherrschen.

Ein (kurzes) Treffen mit Rod Laver

Ich hatte vor zwei Jahren das Vergnügen, Rod Laver persönlich kennenzulernen. Im Rahmen der US Open 2016 und der Vorstellung seiner Autobiografie gab "The Rocket" eine Autogrammstunde. Ein Treffen mit einem Idol kann meist nur schief gehen, aber Laver war genauso, wie ich ihn erhofft hatte: bescheiden, höflich, fast nervös - und erfreut um die vielen Fans (dabei war die Autogrammstunde nicht gerade groß angekündigt). Nur seinen linken Arm, der zu Spielerzeiten "Popeye"-Dimensionen hatte und Kultstatus genoss (Laver kräftigte ihn, indem er einen alten Tennis- oder Squashball zusammenpresste), den hatte Laver unter einem langen blauen Hemd versteckt.

Dass er nach wie vor eine feine Kugel spielt (trotz seines Schlaganfalls im Jahr 1998), zeigte er zuletzt vor vier Jahren auf großer Bühne - als Hittingpartner von Roger Federer in "seinem" Stadion: der Rod Laver Arena in Melbourne.

Ein Gentleman durch und durch

Apropos Buch. Lavers Autobiografie ist eines der feinsten Tennisbücher und auf vielerlei Ebenen interessant. Laver schreibt über Geschichte des australischen Tennis, seinen strengen Mentor Harry Hopman, den Übergangs und der Probleme zwischen Amateur- und Profitennis - und der Kameradschaft zwischen den australischen Spielern.

Laver hat natürlich für jeden ein gutes Wort übrig. Er schwärmt über Spielzüge seiner Gegner ("He served a beauty..."), über seine australischen Kumpels wie Roy Emerson oder Ken Rosewall (die "blokes"), und selbst den cholerischen Showman Pancho Gonzales lobt er in den Himmel (obwohl dieser Laver und seine Profi-Kollegen einst verklagte). Nur über Ilie Nastase hat selbst Laver wenig Gutes zu berichten; er weigerte sich gar einst, noch mal gegen "Nasty" anzutreten. Mittlerweile grüße man sich jedoch wieder.

"Wenn du den Sport liebst, den du betreibst, musst du um seine Geschichte wissen - um zu verstehen, wie er zu dem Sport geworden ist, den wir heute kennen", schreibt Roger Federer im Vorwort. Falls ihr Rod Laver, mittlerweile Wahl-Kalifornier, nichts rübergeschickt habt, beschenkt euch doch zu seinem 80. selbst: Rod Laver - An Autobiography gibt's beim Buchhändler eures Vertrauens!

von Florian Goosmann

Donnerstag
09.08.2018, 10:19 Uhr