Heute vor 27 Jahren: "Ivan der Schreckliche" tritt ab
Seinen Stempel hatte Ivan Lendl, der in Ostrau in der damaligen Tschechoslowakei geboren wurde, aber seit 1981 in den USA lebte und 1992 die US-Staatsbürgerschaft erhielt, der Tenniswelt schon lange zuvor aufgedrückt.
von SID
zuletzt bearbeitet:
19.12.2021, 21:59 Uhr

Am Ende machte dieser unermüdlichen Ballmaschine, diesem Tennis-Roboter, der viele Jahre als fittester Spieler der Tour galt, dann doch der Körper einen Strich durch die Rechnung. Lange hatte der Rücken Ivan Lendl schon geplagt, lange hatte er sich gequält, obwohl die Niederlagen immer häufiger und immer früher kamen. Am 20. Dezember 1994 hatte "Ivan der Schreckliche" aber genug und zog im Alter von 34 Jahren einen Schlussstrich unter seine glanzvolle Tenniskarriere.
"Das ist nicht der Weg, den ich mir für meinen Rücktritt gewünscht habe, und ich bin sicher, dass ich das Spiel, das ich liebe, vermissen werde", sagte Lendl geknickt in einer Telefonkonferenz. Eine Woche zuvor hatten ihm Ärzte mitgeteilt, dass es für sein Rückenleiden keine Hoffnung auf Besserung gibt, nur die Aussicht auf noch schlimmere Schmerzen. Zu diesem Zeitpunkt war Lendl schon auf Rang 54 der Weltrangliste abgerutscht.
Ivan Lendl: 270 Wochen an der Spitze, 94 Turniersiege
Die Aufmerksamkeit hatte er sich hart erarbeiten müssen. "Der Champion, der niemanden interessiert", schrieb die Zeitschrift Sports Illustrated nach Lendls erstem US-Open-Sieg 1985.
Bald interessierten sich aber alle für Lendl, der seinen Spitznamen wegen seiner verbissenen Art verpasst bekam. 270 Wochen stand er an der Spitze der Weltrangliste - nur Roger Federer, Novak Djokovic und Pete Sampras schafften mehr. Stolze 94 Turniersiege errang Lendl in seinen 17 Jahren auf der Tour, darunter acht Grand-Slam-Erfolge. Elf weitere Male stand er in Major-Finals, gleich dreimal verlor er dort gegen Boris Becker.
Ivan Lendl: Wimbledon blieb ein großer Traum
Einzig ein Titel in Wimbledon war Lendl nicht vergönnt, obwohl er zweimal im Endspiel stand und viele gute Gelegenheiten vergab. Doch das Spiel auf dem "Heiligen Rasen" lag dem Tschechen nicht, der seine Gegner von der Grundlinie dominierte, aber mit Serve-and-Volley Probleme hatte. "Gras ist nur was für Kühe", soll Lendl einmal verbittert gesagt haben.
Nach seinem Karriereende sollte es 29 Jahre dauern, ehe er mit Wimbledon doch noch seinen Frieden schloss. 2012 gab Lendl sein Comeback im Tenniszirkus als Trainer von Andy Murray, ein Jahr später schenkte der Schotte den Briten den lang ersehnten Wimbledonsieg - und seinem Coach doch noch ein Happy End. Als Trainer von Alexander Zverev blieb Lendl später ein weiterer Grand-Slam-Triumph verwehrt.