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"Ich bin so ein Loser und hasse mich!" – Sabalenka gibt tiefe Einblicke in ihr Seelenleben

Tennis ist ein Spiel der Extreme. Es gibt nur den Sieg auf der einen Seite oder die Niederlage auf der anderen. Aryna Sabalenka hat nach ihrer dritten Grand-Slam-Finalniederlage in Folge offenbart, welche emotionalen Narben der Spitzensport in ihr hinterlassen hat.

von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet: 28.07.2025, 15:47 Uhr

Aryna Sabalenka an ihrer mentalen Grenze
© Getty Images
Aryna Sabalenka an ihrer mentalen Grenze

Nach ihrem verlorenen Wimbledon-Halbfinale gegen Amanda Anisimova zeigt sich Aryna Sabalenka in ihrer neuen Video-Blogserie emotional und verletzlich. Während Kameras sie beim Packen der Koffer filmen, spricht sie einige ihrer Gedanken laut aus, die in ihrer Brutalität haften bleiben: “Mein Körper schmerzt. Mein Leben schmerzt. Alles schmerzt.. (…) Ich bin so ein Loser. Ich hasse mich.” Die Szene verweist auf den inneren Druck einer Athletin, die sich in einem System der ständigen Belohnung- und Entwertung bewegt.

Erfolg als existenzielles Korsett

Im Tennis bedeutet ein verlorenes Finale nicht, dass man schlecht war – im Gegenteil. Doch die Logik des Sports kennt keine Grautöne: Wer verliert, war nicht gut genug. Und Verlieren steht im Tennis an der Tagesordnung. In Summe verlieren die meisten Spieler:innen regelmäßig bzw. wöchentlich. Mental damit klarzukommen, braucht viel Coaching und innere Kraft. Sabalenka etwa beschreibt, wie selbst der bevorstehende Urlaub in Griechenland von Schuldgefühlen überlagert werden wird: “Ich werde am Strand liegen und mir denken, wie schön hier alles ist. Aber gleichzeitig werde ich immer daran denken, dass ich verloren habe.”

Die Tyrannei der Bewertung

Was Sabalenka hier schildert, ist kein Einzelfall. Viele Tennisspieler:innen auf der WTA- und ATP-Tour kämpfen mit diesem Gefühl der Wertlosigkeit, das von den erzielten Ergebnissen abhängt. In einem Sport, in dem selbst die Besten der Welt die meisten Turniere nicht gewinnen, ist das mentale Gleichgewicht oft fragil. Die Bewertung der eigenen Person kann leicht mit dem letzten Matchausgang verschmelzen. 

Zwischen Resilienz und Resignation

Sabalenkas Einblicke legen offen, worüber im Tennis zu selten gesprochen wird: die emotionale Verletzbarkeit auf der Bühne des Erfolgs. Ihre Worte sind keine Schwäche, sondern ein seltener Moment der Ehrlichkeit – und eine Erinnerung daran, dass zwischen Sieg und Niederlage oft nur ein paar Punkte liegen, mental aber Welten. Das Leben zwischen Weltrangliste und Wertfrage hat ein emotionales Dauerschaukeln zur Folge, das mental erst einmal bewältigt werden muss, bevor man weitermachen und wieder selbstbewusst auf dem Tennisplatz einziehen kann.

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Sabalenka Aryna

von Isabella Walser-Bürgler

Montag
28.07.2025, 15:31 Uhr
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