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"Wären sonst nicht so populär": Osakas Kollegen äußern sich zum Presseboykott - sie selbst wünscht sich eine Reform

DerPressekonferenzen-Boykott von Naomi Osaka zu den French Open war das Gesprächsthema der letzten Tage. Ihre Kolleginnen und Kollegen sehen den Umgang mit der Presse allerdings entspannt. Osaka selbst hat den Grund ihrer Entscheidung nun klarer dargestellt.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 09.06.2021, 16:10 Uhr

Rafael Nadal bestritt sein bis dato letztes Match bei den Australian Open
© Getty Images
Rafael Nadal

Eine zu hohe mentale Belastung hatte Naomi Osaka in ihrem Presseboykott für die French Open als Grund angegeben, es komme ihr oft so vor, als würden Athleten, die ohnehin schon am Boden lägen, noch getreten./

Und natürlich wurden genau hierzu in Pressekonferenzen vor dem Turnier ihre Kolleginnen und Kollegen befragt. Der bisherige Tenor: Osaka habe natürlich das Recht auf ihre Meinung - ähnliche Probleme hat von den anderen aber noch niemand in diesem Maße gespürt. "Ich verstehe sie, aber auf der anderen Seite wären wir ohne die Presse nicht die Athleten, die wir heute sind - ohne die Menschen, die normalerweise mit uns reisen und über Neuigkeiten und Errungenschaften schreiben. Wir hätten nicht die Anerkennung, die wir weltweit genießen, wir wären nicht so populär, oder?", grübelte French-Open-Rekordchamp Rafael Nadal.

"Den Medien gegenüberzutreten kann unangenehm sein", äußerte sich Novak Djokovic aus Belgrad. Aber es sei Teil des Tennis, so Djokovic weiter. "Man genießt das nicht immer, vor allem nicht, wenn man gerade verloren hat oder so."

Barty: "Hatte damit noch nie ein Problem"

"Pressearbeit ist Teil des Jobs", meinte auch die Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty. "Wir wissen, auf was wir uns einlassen. Ich hatte noch nie ein Problem damit. Aber ich kann natürlich nicht sagen, was sie durchmacht."

Ausführlich zum Thema bekannte sich auch Daniil Medvedev. Er habe noch nie ähnliche Probleme gehabt, noch keine Journalisten erlebt, die es auf ihn abgesehen hätten. Er komme immer zu den PKs, ob in guter oder schlechter Laune. "Und manchmal habe ich das Gefühl, wenn ich mit schlechter Laune reingekommen bin, habe ich bessere Laune, nachdem ich mit euch gesprochen habe." Medvedev sieht das Probleme eher im Bereich der sozialen Medien, "da ist eine Menge Hass", vor allem wegen der Wetterei.

Osaka will offenbar eine Reform

Einen interessanten Punkt brachte indes die Britin Naomi Broady hervor, im Sinne einer Verbesserung der Regelung. "Wenn man nur mehr Zeit hätte nach heftigen Niederlagen, um sich zu sammeln und außerhalb der Öffentlichkeit zu weinen...", grübelte sie. Es sei schwierig, wenn man wütend sei und doch gezwungen würde durch das Regelbuch, sich so schnell zu äußern.

Einen ähnlichen Hintergrund scheint auch Osakas Aktion zu haben. Sie selbst hatte sich nach ihrem Boykott noch mit einer Email an Turnierdirektor Guy Forget und FFT-Boss Gilles Moretton gewandt. Ihre Entscheidung habe "zu 100 Prozent nichts mit den French Open oder den Presseleuten generell zu tun", sondern wende sich gegen die Verpflichtung der Spieler, Pressekonferenzen abzuhalten, wenn es ihnen psychisch nicht gut gehe. "Ich denke, das ist archaisch und muss reformiert werden." Sie wolle nach dem Turnier mit den Touren an einer Systemänderung arbeiten.

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von Florian Goosmann

Samstag
29.05.2021, 16:52 Uhr
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