Zverevs Dilemma: Viel gewonnen, nichts erreicht?

Alexander Zverev genießt nach zwölf spektakulären Jahren auf der Tour schon ein wenig das Image des besten Spielers, der nie einen Grand Slam gewann. Die Uhr tickt.

von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet: 10.10.2025, 20:07 Uhr

Sascha Zverevs Grand-Slam-Bilanz steht noch bei Null
© Getty Images
Sascha Zverevs Grand-Slam-Bilanz steht noch bei Null

Seit über einem Jahrzehnt ist Alexander Zverev fester Bestandteil der ATP-Tour. Kaum ein Spieler hat sich so konstant in den Top 10 gehalten wie der Deutsche. 24 Turniersiege sprechen eine klare Sprache. Zverev ist keine Eintagsfliege – aber eben auch kein aufstrebendes Talent mehr. Der Druck ist hoch.

Zverev hat in seiner Karriere fast alles gewonnen, was es außerhalb der Grand Slams zu holen gibt. Unter seinen Triumphen finden sich immerhin sieben Masters-1000-Titel, zwei Titel bei den ATP-Finals und der Sieg bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021. Viele seiner Rivalen können von solchen Erfolgen nur träumen. Doch gerade diese Bilanz macht die fehlende Grand-Slam-Trophäe so auffällig. Während Zverev regelmäßig auf den größten Bühnen steht, bleibt ihm der letzte Schritt verwehrt.

Zverev und der Grand-Slam-Fluch

Dreimal stand Zverev bisher in einem Grand-Slam-Finale – und dreimal reichte es nicht zum ersehnten Sieg. 2020 fehlten ihm in New York gegen Dominic Thiem nur zwei Punkte zum Triumph. 2024 kämpfte er sich in Roland Garros bis in ein episches Fünf-Satz-Finale gegen Carlos Alcaraz, ehe erneut das Happy End ausblieb. Und bei den Australian Open 2025 war Jannik Sinner schlicht zu stark. Es scheint, als läge eine unsichtbare Hürde zwischen Zverev und dem größten Erfolg seiner Karriere.

Kein Wunder also, dass Zverevs Name inzwischen regelmäßig fällt, wenn Tennisfans über den besten Spieler der Welt ohne Grand-Slam-Titel diskutieren. Doch der ehemalige russische Profispieler Yevgeny Kafelnikov, selbst zweimaliger Major-Sieger, sieht dabei keineswegs Zverev an erster Stelle. Für ihn gibt es “keinen besseren Spieler im gesamten Universum ohne Grand-Slam-Titel als Marcelo Rios”. Der Chilene wurde 1998 die Nummer eins der Welt, ohne je ein Major zu gewinnen. Diesen Status hat ihm bis heute niemand streitig gemacht. Doch ein Blick auf die Zahlen zeigt: Eigentlich hat Zverev Rios längst übertroffen: mehr Titel, mehr Masters-Erfolge, mehr Grand-Slam-Finals.

Mittlerweile zählt Zverev ganze 28 Jahre. Damit ist er noch jung genug, um Geschichte zu schreiben, aber auch alt genug, um sich die Frage nach dem Wann, wenn nicht jetzt immer drängender zu stellen. Wenn er an seinem Spiel, seinem Team und seiner Einstellung nichts ändert, wird man vielleicht eines Tages über ihn sagen: "Er war der Beste seiner Generation" oder “Er war der Beste, dem immer ein einziger Sieg gefehlt hat.”

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von Isabella Walser-Bürgler

Freitag
10.10.2025, 20:09 Uhr
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