Jahreszeugnis Hubert Hurkacz, Nicht Fisch, nicht Fleisch; Befriedigend minus
Hubert Hurkacz hat 2022 einen Titel gewinnen können und wird das Jahr unter den besten 10 der Weltrangliste beenden. Gleichzeitig haben sich beim Polen in dieser Saison (zu) viele Ausrutscher eingeschlichen. Eine Rückschau.
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
17.12.2022, 07:56 Uhr

Hubert Hurkacz hat ja eigentlich alles, was man braucht, um unter den derzeitig vorherrschenden Bedingungen auf der ATP-Tour höchst erfolgreich Tennis zu spielen. Der 25-Jährige verfügt über einen großartigen Aufschlag, kann von der Grundlinie beidseitig hohes Tempo gehen und weiß - was in der jüngeren Generation beileibe keine Selbstverständlichkeit ist - auch am Netz zu überzeugen. Ein Rundum-sorglos-Paket, zumindest für das Spiel auf Rasen und den schnellen Indoor-Hardcourt, könnte man meinen. Könnte man.
Denn: So richtig überzeugen wollte der 25-Jährige in dieser Saison nicht. Nach dem Vorstoß im ATP-Ranking bis auf Platz neun im Jahr 2021 fällt die Bilanz für diese Saison mit nur einem Titelgewinn durchaus dürftig aus. Wenngleich der Pole auch nach der Saison 2022 Bestandteil jener zehn Herren ist, die das Jahr unter den Top-10 beenden konnten. Was für die Australian Open im Januar natürlich eine durchaus gute Ausgangslage verspricht.
Dämpfer in Wimbledon
Dort hat Hurkacz 2022 die erste von vier Grand-Slam-Enttäuschungen der Saison hinnehmen müssen: Beim ersten Major-Event des Jahres scheiterte der 25-Jährige überraschend bereits in Runde zwei an Adrian Mannarino, zuvor hatte Hurkacz mit Polen beim ATP-Cup das Semifinale erreicht. Zwar konnte der 25-Jährige in der Folge konstant durchaus ansehnliche Leistungen zeigen, sowohl in Miami als auch in Dubai scheiterte Hurkacz jedoch in der Vorschlussrunde.
So ging es also zu den French Open - ohne das Selbstvertrauen eines Titelgewinns im Rücken. In der französischen Hauptstadt gelang Hurkacz mit dem Einzug ins Achtelfinale das bescheidene beste Abschneiden bei einem Grand-Slam-Turnier des Jahres. Auch, weil es wenige Wochen später in Wimbledon die wohl bitterste Niederlage der Spielzeit setzte für den sympathischen Weltranglistenzehnten: War Hurkacz nach dem Titelgewinn in Halle (mit Siegen über Nick Kyrgios und Daniil Medvedev) noch als Mitfavorit in Wimbledon gehandelt worden, musste sich der Pole in London aber bereits in Runde eins verabschieden. Ein herber Rückschlag.
Hurkacz mit mauer Grand-Slam-Ausbeute
Zurück auf dem Platz, nun in den USA, war Hurkacz der zweite Titelgewinn des Jahres nur knapp verwehrt: In Montreal musste sich der 25-Jährige dem Premieren-Champion auf ATP-Masters-1000-Niveau Pablo Carreno Busta geschlagen geben. Bei den US Open wenig später setzte es - wie schon in Australien - ein bitteres Aus in Runde zwei. Ein neuerlicher Tiefpunkt in einer mehr als verkorksten Grand-Slam-Saison 2022 für Hurkacz, der weiterhin nur einen Halbfinaleinzug auf Major-Niveau vorzuweisen hat.
Großen Aufwind konnte dem Polen, der 2022 satte 62 Mal am Platz stand (und diesen 41 Mal siegreich verlassen konnte), auch die Indoor-Hardcourt-Saion nicht bringen. Mehr als ein Semifinaleinzug beim ATP-250-Event von Metz wollte dort für den Polen nicht herausschauen. Zu wenig für die Ansprüche des 25-Jährigen. Und zu wenig für die spielerischen Qualitäten, die der Pole unbestritten mitbringt - nur 2022 (zu) selten auf den Platz brachte.