Jo-Wilfried Tsonga - Vorbereitet für den Tennis-Ruhestand

Im Interview mit Ouest-France spricht Jo-Wilfried Tsonga über die aktuelle Situation, die Ziele für den Herbst seiner Karriere und ein mögliches Ende dieser. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 17.04.2020, 15:45 Uhr

Jo-Wilfried Tsonga geht dem Ende seiner Karriere entgegen
Jo-Wilfried Tsonga geht dem Ende seiner Karriere entgegen

Knapp 16 Jahre sind vergangen, seit Jo-Wilfried Tsonga bei seinem ersten Match in der Hauptrunde eines ATP-Tour-Events die damalige Nummer sechs der Welt, Carlos Moya, besiegen konnte. 16 Jahre, in denen der Franzose nicht untätig war, heute auf 18 Titel, über 22 Millionen US Dollar Preisgeld und ein Karrierehoch von Platz fünf in der Weltrangliste zurückblicken kann. 16 Jahre, die aber ebenso ihre Spuren hinterlassen haben, die die Gedanken an ein Karriereende beim 34-Jährigen immer konkreter werden lassen. 

"Ich gehe mehr in den Ruhestand als in den Beginn meiner Karriere. Natürlich bin ich heute dazu bereit. Ganz einfach, weil mein Körper mir sagt, dass es mit dem Akzeptieren der Belastungen meines Sports zu Ende geht. Ich bin darauf vorbereitet", erklärt die aktuelle Nummer 49 der ATP-Weltrangliste im Interview mit Ouest FranceEr interessiere sich für viele Dinge neben dem Tennis, unter anderem für das Unternehmer-Dasein. "Aber ich bleibe voll und ganz in meine Tenniskarriere engagiert. Ich hoffe, wieder auf das hohe Niveau zurückkehren zu können und ein letztes Mal die Emotionen zu spüren, die ich in der Vergangenheit spürte", so Tsonga. 

Vor allem ein Ziel hat der 34-Jährige dabei noch vor Augen: "Die Olympischen Spiele könnten ein letztes großes Ziel sein, das zwangsläufig zu anderen Zielen führen könnte. Um bei der Olympiade dabei zu sein, muss man in den Top 30 sein, also bedeutet das für mich, dass ich eine gute Turnierzeit haben muss", erklärt Tsonga. Eine Turnierzeit, an die zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht zu denken ist, ist die ATP-Tour doch aktuell aufgrund von COVID-19 unterbrochen. "Das Hauptproblem, das wir heute haben, besteht darin zu wissen, wann wir die Arbeit wieder aufnehmen werden. Das Wichtigste ist, dass wir unter guten Bedingungen weitermachen. Für mich ist die Saison verloren. Und irgendwo im Januar wieder aufzunehmen, wäre nicht schlecht", meint der Franzose. 

Turnierserie für Spieler in Schwierigkeiten?

Für eine vorzeitige Beendigung des Spieljahres 2020 bereitet sich Tsonga indes bereits vor, arbeitet mit seinem Coach, Thierry Ascione, an einem Projekt, sollte die Tour nicht wieder aufgenommen werden: "Wir denken an ein Projekt, bei dem die besten französischen Spieler Turniere in Frankreich spielen und das Preisgeld und alle Einnahmen des Turniers in einen Solidaritätsfonds spenden würden, um denjenigen zu helfen, die am meisten in Schwierigkeiten sind", erklärt Tsonga. Denn mit der Unterbrechung gehen viele Probleme für die Spieler weiter hinten in den Rankings einher - die Ungleichheit im Tennis würde nun besonders sichtbar werden. 

"Wir werden mit Spielern enden, die hofften, in der Rangliste aufzusteigen, völlig pleite, weil sie nicht genug Mittel haben werden, um ihren Trainer zu bezahlen, Mittel, um zu den Turnieren zu reisen", prophezeit der Australian-Open-Finalist von 2008. Nun sei aber die Möglichkeit, dies zu überdenken und Wege zu finden, diese Probleme aus der Welt zuschaffen, konstatiert Tsonga. "In der besten aller Welten würde das Ziel natürlich darin bestehen, alle zu vereinen."

von Michael Rothschädl

Freitag
17.04.2020, 19:10 Uhr
zuletzt bearbeitet: 17.04.2020, 15:45 Uhr