Jürgen Melzer zum Hirscher-Rücktritt - „Wie bei Roger vom GOAT sprechen“

Marcel Hirscher hat seine Karriere am Mittwochabend offiziell beendet. tennisnet hat schon am Montag in einer kleinen Journalisten-Runde bei Oliver Marach und Jürgen Melzer nachgefragt, wie die beiden Doppelasse die Karriere des achtfachen Gesamtweltcup-Siegers abschließend würdigen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 05.09.2019, 12:13 Uhr

Jürgen Melzer und Oliver Marach haben sich zu Marcel Hirscher Gedanken gemacht
© GEPA Pictures
Jürgen Melzer und Oliver Marach haben sich zu Marcel Hirscher Gedanken gemacht

Frage: Marcel Hirscher wird am Mittwoch wohl seinen Rücktritt bekannt geben. Gibt es für Sie persönliche Berührungspunkte, Erinnerungen, etc. mit Hirscher?

Oliver Marach: Ich habe Marcel Hirscher leider nie persönlich getroffen. Ich habe Österreich sehr früh den Rücken zugekehrt. Ich bin aber auch kein Wintermensch. Ich liebe Sonne, Strand und Wärme, ich habe heuer das erste Mal wieder Schnee gesehen - nach dem Davis Cup gegen Chile in Salzburg.

Jürgen Melzer: Ich warte noch den Mittwoch ab, bis er es bestätigt. Ich finde es auch von einigen Journalisten krass, weil Hirscher hat noch mit keinem Wort bestätigt, dass er aufhören wird (seit Mittwochabend ist dies bestätigt, Anm. d. Red.). Sollte Marcel aber seine Karriere beenden, hat er eine hingelegt, die ihresgleichen sucht. Acht Mal hintereinander den Gesamtweltcup zu gewinnen, da braucht man über nichts mehr anderes zu reden. Da kann man schon wie bei Roger vom „GOAT“ sprechen. Das hat davor niemand geschafft. Und wird jetzt zumindest acht Jahre lang auch keiner mehr schaffen. Ich kann nur den Hut ziehen. Und finde auch, dass Marcel Hirscher immer bei sich geblieben ist und sich nie hat verbiegen lassen. Das hat mir immer sehr imponiert.

"Marcel Hirscher hat Hermann Maier übertrumpft"

Frage: Auf Marcel Hirscher hat nach seinen Siegen bei den Junioren-Weltmeisterschaften immer enormer Druck gelastet. Herr Melzer: Sie sind auch mit großen Erfolgen als Junior in die Profi-Karriere gestartet. Und noch dazu mit den großen Fußstapfen von Thomas Muster. Wie viel Druck haben Sie gespürt?

Melzer: Mein Wimbledon-Sieg bei den Junioren war Segen und Fluch zugleich. Natürlich haben sich dadurch einige Türen geöffnet. Aber nicht so, wie wenn ein Amerikaner Wimbledon gewinnt. Wo Dir dann 17 Wildcards zur Verfügung stehen …

Marach: Und Sponsoren.

Melzer: Genau. Ich musste trotzdem meinen Weg durch Futures und Challenger gehen. Klar ist es immer schwierig, wenn man jemandem nachfolgt. Ich war es bei Thomas Muster, Marcel Hirscher bei Hermann Maier. Und beim Marcel muss man ja sagen: Der hat den Hermann übertrumpft. Das ist mir beim Tom nicht gelungen. Was auch ok ist. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Einzel-Karriere.

Frage: Einer der Gründe für den Rücktritt von Marcel Hirscher ist wohl auch dessen neue Vaterrolle. Sie haben beide Kinder. Wie schwierig ist es, seine Familie über längere Zeit nicht zu sehen?

Marach: Als ich noch nur ein Kind gehabt habe, war es einfacher. Mit zwei Kindern kommen dann auch meine Frau und die Nanny mit, da sind die Kosten natürlich gleich enorm. Als Tennisspieler zahlen wir vieles aus eigener Tasche. Es ist nicht einfach. Ich sehe meine Kinder weniger. Sie waren heuer einen Monat lang dabei, von Wimbledon bis Kitzbühel. Und ich war heuer noch nie in Panama, was auch richtig krass ist. Ich werde nach dem Davis Cup zehn Tage Pause machen und nach Panama fliegen. Es tut schon weh, wenn man seine Kinder so selten sieht. Aber es ist halt unser Job und da gehört das dazu.

Melzer: Für mich ist es das erste Mal, dass ich wirklich so lange weg bin. Weil sonst habe ich es immer so gehalten, dass ich einen Zwei-Einser- oder Drei-Einser-Rhythmus gespielt habe. Jetzt fehlt mir meine Familie schon extrem.

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Donnerstag
05.09.2019, 12:30 Uhr
zuletzt bearbeitet: 05.09.2019, 12:13 Uhr

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