Jule Niemeier beim Porsche Tennis Grand Prix: "Echt cooles Niveau"
Jule Niemeier (WTA-Nr. 121) musste am Dienstagabend Schwerstarbeit verrichten im Erstrundenmatch gegen Laura Siegemund. Was als Zittermatch begann, wurde am Ende hochklassig - ein blöder Fehler aber hätte sich rächen können.
von Florian Goosmann aus Stuttgart
zuletzt bearbeitet:
16.04.2025, 18:41 Uhr

Freude und Erleichterung - sie waren Jule Niemeier anzumerken, als der finale Ball von Gegnerin Laura Siegemund ins Aus flog. 3 Stunden und 12 Minuten hatten sich die beiden DTB-Spielerinnen in der Stuttgarter Porsche-Arena beackert, und womöglich hätte man einen neuen Stuttgart-Rekord aufgestellt, wenn ein oder zwei Sätze in den Tiebreak gegangen wären. So aber hieß es banalerweise “nur” 4:6, 6:3, 6:4.
Jule Niemeier feierte einen wichtigen Sieg nach zuletzt kritischen Wochen. Sie hatte nur wenig gewonnen, war krank, der Rücken zwickte. "Ich bin quasi unvorbereitet in die Niederlande gereist”, blickte sie auf ihre beiden Matches im Billie Jean King Cup am vergangenen Wochenende zurück. Zwei Niederlagen setzte es, aber rückblickend konnte sie nun auch sagen: “Die beiden Matches haben mir geholfen.”
Auch wenn das zu Beginn gegen Siegemund nicht so aussah. Nervös sei man gewesen auf beiden Seiten am Anfang, nach hinten raus aber habe man “ein echt cooles Niveau” gebracht, so die Dortmunderin.
Niemeier dreht 1:4-Rückstand in Satz 3
Niemeier legte dabei eine große Aufholjagd hin. Nach einem einfachen Vorhandfehler musste Niemeier das Break hinnehmen, lag 1:4 zurück in Satz 3 - gedanklich sogar 2:5, wie sie gestand. Aber sie blieb dran, glich zum 4:4 aus, hatte Breakball zum 5:4. Es folgte ein spektakulärer Ballwechsel, zu dessen Ende Siegemund wieder mal einen Stopp auspackte. Niemeier erlief ihn, brachte beim Passierversuch von Siegemund noch den Schläger an den Ball und legte diesen kurz hinters Netz. Aber auch Siegemund war da, grub die Kugel gerade noch aus, in angenehme Höhe für die direkt am Netz lauernde Niemeier. Die den Ball wirklich nur noch an der direkt vor ihr stehenden Siegemund vorbeivollieren musste, aber die Netzkante erwischte - zum Einstand.
Es war eine Szene, die Niemeier schlaflose Nächte hätte bereiten können. Ihr Glück: Siegemund patzte ihrerseits im Anschluss und fabrizierte zwei leichte Fehler zum Break. Das Niemeier nicht ohne Mühe, aber mutig agierend zum Sieg nach Hause brachte.
“Den Volley muss ich reinspielen”, suchte sie überhaupt nicht nach einer Entschuldigung, sondern blickte auf das Positive: Sie haben den Punkt gut aufgebaut, “und dadurch, dass sie so arbeiten musste, habe ich dann zwei einfache Fehler von ihr bekommen.”
Niemeier, in Stuttgart mit ihrem Coach, ihrer Mutter, Schwägerin, Nichte und besten Freundin am Start, darf nun also etwas verweilen beim Porsche Tennis Grand Prix - der Sieg gegen Siegemund war ihr erster beim Heimspiel.
Leichter wird's nun allerdings nicht: Am Donnerstag wartet nämlich Jasmine Paolini, die Nummer 6 der Welt. Die gegen Niemeiers Teamkollegin Eva Lys zum Auftakt eine tadellose Leistung ablieferte.