Jürgen Melzers Traumjahr 2010
Dem Niederösterreicher gelang in dieser Saison im zarten Tennis-Alter von 29 Jahren ein Quantensprung.
                    
                            von tennisnet.com
                        
                    
                        
                                
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                                    03.11.2010, 21:00 Uhr
                                

Von Christian Storhas
Jürgen Melzer hat es allen gezeigt. Schon lange als eines der spielerisch größten Talente auf der ATP-Tour angesehen, gelang ihm 2010 der Sprung nach ganz oben. Der Halbfinal-Einzug bei den French Open, der Doppel-Triumph mit seinem Deutschen Partner Philipp Petzschner in Wimbledon, die Titelverteidigung beim Turnier in der Wiener Stadthalle: Highlights einer bemerkenswerten Saison.
Melzer steigert sich nach Tiefschlag
Dabei begann das Tennisjahr 2010 für den 29-Jährigen aus Deutsch-Wagram gar nicht gut. Nach dem Sieg 2009 in Wien mit großen Erwartungen in die neue Saison gestartet, setzte es bei den Australian Open bereits in Runde eins eine Fünfsatz-Niederlage gegen den Franzosen Florent Serra. Melzers Ruf, einer der besten Spieler überhaupt zu sein, die nie über die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers hinauskamen, blieb aufrecht. Der Februar verlief jedoch schon wesentlich besser. Halbfinal-Teilnahmen bei den ATP-Events in Zagreb und Dubai, sowie der Viertelfinal-Einzug in Rotterdam brachten reichlich Punkte auf das Konto des Niederösterreichers.
Explosion in Paris
Was dann folgen sollte, stand aber bestenfalls auf den heimlichen Wunschzetteln der österreichischen Tennisfans. Melzers Knoten platzte bei den French Open, wo er sensationell das Halbfinale erreichte. Neben der Entzauberung von David Ferrer in der dritten Runde, was den erstmaligen Einzug in ein Grand-Slam-Achtelfinale bedeutete, bleibt die Viertelfinal-Partie gegen den aktuell drittbesten Tennisspieler der Welt, Novak Djokovic, bestens in Erinnerung. Melzer lag schier uneinholbar mit 3:6, 2:6 zurück, ehe er die Partie dank einer sensationellen Vorstellung noch drehte. In der Runde der letzten vier konnte ihn lediglich der spätere Sieger und Sandplatz-König Rafael Nadal stoppen.
Ganz großer Coup in Wimbledon
Weiter ging es in Wimbledon, wo der 29-Jährige erneut groß aufspielte. Während ihn im Einzel-Achtelfinale kein geringerer als Roger Federer stoppte, gelang Melzer im Doppel der ganz große Coup. Durch einen Finalsieg über die schwedisch-rumänische Paarung Lindstedt/Tecau holte sich Melzer mit dem Deutschen Philipp Petzschner den ersten Grand-Slam-Titel. Melzer stellte diesen Triumph noch über den Erfolg in Paris und bezeichnete ihn als das größte, was er in seiner Karriere je erlebt hatte.
Das Tennis-Jahr des Jürgen Melzer in Wort und Bild:
Weiterer Meilenstein: Sieg über Nadal
Riesenerfolge, aber erst Halbzeit im großartigen Tennisjahr 2010. Der "neue" Melzer, der nicht nur durch sein aggressives, attraktives Spiel, sondern auch durch sein verbessertes Nervenkostüm auffiel, holte weiter fleißig Punkte. Beim Sandplatz-Event in Hamburg zog er ins Finale ein und auch bei den US Open konnte ihn im Achtelfinale wieder nur Federer stoppen. Beim großen ATP-1000-Turnier in Shanghai folgte ein weiterer Meilenstein. In der Runde der letzten 16 gelang ihm erstmals ein Sieg über Rafael Nadal, mit drei Grand-Slam-Siegen großer Dominator dieser Saison und aktuell bester Tennisspieler der Welt.
Davis-Cup-Held Melzer siegt erneut in Wien
Doch auch das war Melzer, dessen Leistungsexplosion wohl auch mit seinem perfekten privaten wie sportlichen Umfeld begründet werden kann, noch nicht genug. Ende Oktober verteidigte er im ersten rein österreichischen Wien-Finale seit 1988 seinen Titel. Gegen den Zwettler Andreas Haider-Maurer setzte er sich in einem spannenden Dreisatz-Match durch. Aktuell belegt der Mann aus Deutsch-Wagram Rang zwölf der Welt, Tendenz steigend. Nicht zu vergessen auch seine starken Vorstellungen im Davis Cup, mit denen er sowohl gegen die Slowakei als auch gegen Israel zum Wiederaufstieg in die Weltgruppe beitrug. Ein wahrlich würdiger „Sportler des Jahres 2010“(Text: cs/sp, Fotos: GEPA pictures)
