Seltene negative Emotionen bei Sinner
Jannik Sinner gilt als Inbegriff der Ruhe auf dem Tennisplatz. Doch beim Paris Masters ließ sich der sonst so kontrollierte Italiener zu einem seltenen Ausbruch gegen sein eigenes Team hinreißen.
von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet:
02.11.2025, 20:08 Uhr

Eigentlich kennt man Jannik Sinner als Spieler, der kaum die Miene verzieht – selbst dann nicht, wenn Matches auf der Kippe stehen. Doch was im Viertelfinale von Paris gegen Ben Shelton unterging: Der Südtiroler verlor kurz sein Pokerface. Nach einem erfolgreichen Break, marschierte er in Richtung Box und monierte ungewöhnlich gereizt: „Ich mache ein Break und ihr sitzt einfach nur da!" Zudem folgte eine Geste des Unverständnisses in Richtung seiner Trainer Darren Cahill und Simone Vagnozzi.
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Dabei lief das Match gegen Shelton souverän. Sinner gewann in zwei Sätzen, nahm dem Amerikaner gleich viermal den Aufschlag ab und baute seine makellose Bilanz gegen ihn auf 7:0 aus. Doch offenbar störte den Weltranglistenzweiten die zurückhaltende Reaktion seines Teams. Während er auf dem Platz maximale Energie zeigte, empfand er von außen zu wenig Gegenfeuer. Ein ungewöhnlicher Moment, in dem Sinner zwar nicht laut, aber doch deutlich wurde.
Zwischen Anspruch und Druck
Sinner, der in den vergangenen Jahren eine fast klinische Kontrolle über seine Emotionen entwickelte, scheint mittlerweile zumindest vereinzelt auch die andere Seite seines Ehrgeizes zu zeigen. Wer mit einem so hohen Anspruch an sich selbst spielt, erwartet wohl von seinem Umfeld dieselbe Intensität. Dass ausgerechnet er beim Fluchen ‘erwischt’ wird, zeigt letztens nur, wie viel Druck auf seinen Schultern lastet. Und der braucht manchmal eben ein Ventil.
Unterstützung von Cahill und Vagnozzi
Ein Zerwürfnis deutet sich in dieser Situation jedoch nicht an. Sinners Trainerteam reagierte ruhig und spendete ihm sofort Zuspruch. Darren Cahill, der eigentlich am Ende der Saison seine Coaching-Karriere beenden wollte, könnte auch 2026 in beratender Funktion dabeibleiben. Die Szene in Paris dürfte daher eher Ausdruck einer gewachsenen Beziehung sein, in der eben auch klare Worte ihren Platz haben.
