Kann Joao Fonseca Gustavo Kuerten beerben?
Ende 2000 gelangte Gustavo Kuerten erstmals an die Spitze der ATP-Charts. Mit Joao Fonseca gibt es nun endlich wieder einen Spieler aus Brasilien, der zumindest das Potenzial hat, es seinem Landsmann gleichzutun.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
06.12.2025, 08:48 Uhr

Es gab eine Zeit, da war Brasilien im Fußball das Maß aller Dinge: 1958 in Schweden, 1962 in Chile und 1970 in Mexiko hatte die Selecao jenen Weltmeistertitel geholt, der ihr 1950 bei der Heim-WM durch ein 1:2 gegen Uruguay verwehrt geblieben war. Danach wurde es eher zäh, bis zum nächsten Coup dauerte es mehr als zwei Jahrzehnte, ehe es 1994 in den USA endlich so weit war. Was natürlich für die anderen Disziplinen insofern gut war, als dass sich die Aufmerksamkeit nicht nur auf den Fußball richtete.
Im Tennis hatte es Maria Esther Bueno in den 1950er- und 1960er-Jahren zu insgesamt sieben Grand-Slam-Titeln gebracht. So richtig viel Aufmerksamkeit bekam aber erst Gustavo Kuerten mit seinem Erfolg bei den French Open 1997. Der ja gleichzeitig der erste Titel von „Guga“ überhaupt war - und dem zwei weitere im Stade Roland-Garros folgen sollten.
Kuerten schlägt bei den ATP Finals Sampras und Agassi
Und vor ziemlich genau 25 Jahren stand Gustavo Kuerten dann auch an der Spitze der ATP-Weltrangliste. Kuerten hatte das Jahr 2000 als Nummer fünf begonnen, im Frühjahr ein ganz enges Endspiel in Miami gegen Pete Sampras verloren. Es folgten Turniersiege in Hamburg und eben bei den French Open, im Sommer dann auch auf Hartplatz in Indianapolis. Bei den US Open kam das Aus zwar in Runde eins - die ATP Finals holte sich Kuerten aber, indem er nacheinander Pete Sampras und Andre Agassi bezwang. Das reichte, um den Tennisthron zu erklimmen.
Kuerten blieb da fast ein ganzes Jahr, ehe er von Lleyton Hewitt abgelöst wurde.
Danach gab es keinen Spieler aus Brasilien mehr, der auch nur annähernd an die Leistungen von Gustavo Kuerten herankam. Mit Joao Fonseca ist seit ein paar Monaten aber ein junger Mann auf der Bühne erschienen, dem man dies zumindest zutrauen kann. Fonseca hat in der abgelaufenen Saison in Buenos Aires und Basel seine ersten beiden Turniere im großen Tenniszirkus gewonnen. Und das Jahr an Position 24 abgeschlossen.
Fonseca nur unwesentlich jünger als Alcaraz und Sinner
Von dort ist es ein weiter Weg an die Spitze. An der sich ja Carlos Alcaraz und Jannik Sinner abwechseln. Die zwar älter als Fonseca sind, aber schon noch viele gute Jahre vor sich haben. Und gerade 2025 hat gezeigt, dass selbst die acht Titel von Alcaraz, darunter zwei Majors, fast nicht gereicht hätten, um am Ende als Nummer eins zu überwintern.
Einen Nachteil hat Joao Fonseca gegenüber Gustavo Kuerten auf jeden Fall: Denn er ist mit riesigen Vorschusslorbeeren auf die Tour gekommen. Kuerten hatte die French Open 1997 noch als Nummer 66 begonnen. Und dann neben anderen auch die Ex-Champions Thomas Muster und Sergi Bruguera besiegt.
