Karsten Braasch: "Heute kommen die Jungs, spielen, und sind wieder weg“
Die Katze lässt das Tennisspielen nicht: Karsten Braasch ist immer noch auf dem Court aktiv - als Spieler und Coach. Mit tennisnet spricht “die Katze” über alte Zeiten, Veränderungen in der Tennis-Bundesliga und ein ganz besonderes Freundschaftsmatch.
von Florian Heer aus Hagen
zuletzt bearbeitet:
08.08.2025, 13:20 Uhr

Volle Ränge, große Emotionen und ein Hauch von Nostalgie: Beim Legenden-Doppel des TC Rot-Weiß Hagen am Finaltag der Platzmann Open in der vergangenen Woche standen vier frühere Bundesliga-Größen noch einmal im Rampenlicht und sorgten für beste Unterhaltung. Karsten Braasch und Jens Wöhrmann trafen auf das Duo Michael Kohlmann und Gregor Paul – ein Wiedersehen der besonderen Art.
Vor allem einer genoss den Nachmittag in vollen Zügen: Karsten Braasch. Der frühere Davis-Cup-Spieler und sechsmalige ATP-Doppelchampion ist bekannt für seine unkonventionelle Spielweise, seine eingesprungene Aufschlagbewegung und für das legendäre Duell mit den Williams-Schwestern 1998. Damals schlug er Serena 6:1 und Venus 6:2 – mit Zigarettenpause beim Seitenwechsel inklusive.
Tennis-Bundesliga - damals und heute
Auch in Hagen ließ sich „die Katze“, wie Braasch aufgrund seiner geschmeidigen Bewegungen genannt wurde, nicht aus der Ruhe bringen und hatte sichtbar Freude am Comeback im Club, in dem er einst vor über 3.500 Fans Bundesliga spielte.
„Turnierdirektor Rogier Wassen hat mich kontaktiert, ob ich Lust hätte, dieses Doppel zu spielen. Da habe ich natürlich sofort zugesagt. Er kennt die Atmosphäre hier und hat mit dem Rochusclub Düsseldorf gegen uns spielen müssen", erzählte Braasch nach dem Match. Und es war nicht nur ein sportliches Wiedersehen, sondern auch ein menschliches: „Gregor habe ich seit 30 Jahren nicht mehr gesehen. Grundsätzlich können wir alle noch ein wenig spielen, und wenn die Leute dann Spaß haben, ist es umso besser.“
Mit Blick auf die heutige Tennis-Bundesliga, die in diesen Wochen wieder quer durch die Republik ausgetragen wird, wird Braasch dann etwas nachdenklicher. „Früher hatten wir Sechser-Teams, nur zwei Ausländer waren erlaubt, und wir haben sechs Wochen gemeinsam trainiert. Heute kommen die Jungs, spielen, und sind wieder weg.“ Diese fehlende Verbundenheit stößt ihm auf: „Es gab mal ein Match, da haben drei Spieler der Heimmannschaft bei entscheidenden Punkten eine Punktstrafe bekommen. Es hat gewirkt, als ob es sie gar nicht interessiert. So was geht natürlich nicht. Zu unserer Zeit hätten wir als Mitspieler die Jungs dafür gelyncht.“
Tennis für Braasch weiterhin ein Lebensmittelpunkt
Auch auf der Tour hat sich einiges verändert. Der Stil, der Belag, das Spielgerät – alles ist im Wandel. „Ich habe noch mit einem Holzschläger angefangen, bevor die ersten Rackets aus Kunststoff und Carbon kamen. Heute ist alles professioneller“, sagt Braasch, der sich als aktiver Tennis-Trainer und Herren-55-Spieler beim Netzballverein Velbert und in Düsseldorf-Volkhausen weiterhin voll dem Sport verschrieben hat. Serve-and-Volley? Kaum noch zu sehen. Chip and Charge? Gibt’s heute nicht mehr. „Der letzte, der das noch gespielt hat, war Roger Federer mit seinem SABR“, konstatiert der gebürtige Marler.
Kultstatus hat Braasch bis heute, nicht zuletzt wegen seiner lockeren Art und legendären Anekdoten. „Es ist schön, wenn etwas bleibt, das die Leute mit einem verbinden. Und wenn das dann noch Spaß und Freude auf dem Platz ist, ist das doch etwas Positives.“
Und so bleibt Karsten Braasch ein Unikum im Tennis-Zirkus – früher wie heute. Noch immer steht der 58-jährige regelmäßig auf dem Platz. Und hoffentlich auch in Zukunft: „Ich hoffe, dass ich gesund bleibe und den Job noch ein paar Jahre weiter ausüben kann.“
