"Kein gerechtes System": DTB-Vize Hordorff nimmt Grand-Slam-Nationen in die Pflicht

Dirk Hordorff war eine der führenden Personen, die gegen das Modell der neuen ITF World Tennis Tour kämpften - mit Erfolg. Er fordert jedoch auch ein Umdenken der Nationen, die ein Grand-Slam-Turnier beheimaten.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 26.06.2019, 19:39 Uhr

Dirk Hordorff ist mit der ITF nicht glücklich
© Jürgen Hasenkopf
Dirk Hordorff

Nach langem Hin und Her gab es im Mai die Erfolgsmeldung: Es geht zurück zum einheitlichen Ranking-System und erweiterten Qualifikationsfeldern im Bereich der ITF World Tennis Tour, nachdem in den ersten Monaten des Jahres 2019 Konfusion, Wut und Verzweiflung bei Spielern und Beteiligten herrschte.

Einer der Kämpfer gegen das neue System: DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff, der nun auch lobende Worte gegenüber der ITF übrig hat. "Respekt vor denen, die ihre Fehler eingesehen haben. Jeder kann im Leben Fehler machen, das Schlimmste ist nur, wenn man sie nicht einsieht und darauf beharrt", sagte er dem Portal tennis-tourtalk.com. "Die ITF hat vielleicht zu lange dafür gebraucht, aber sie hat dann zügig gehandelt, um die Rückführung der Reform zu beschließen.

Ein Punkt dafür: die viel gescholtenen sozialen Medien, die in diesem Falle eine positive Auswirkung hatten. "Diese wichtige Form der Community gab den Spielern auch das Gefühl, dass sie in der Sache nicht alleine sind. Ein solch konstanter Austausch an Argumenten und Mitteilungen wäre über die Printmedien nicht möglich gewesen", erklärte Hordorff.

Selbst der viel gescholtene ITF-Präsident David Haggerty habe die Problematik verstanden und sei bereit gewesen, an einer besseren Tour mitzuarbeiten, "indem er die Reform erst einmal wieder zurückgeführt hat". Eine weitere Arbeit sei dennoch notwendig, denn die Probleme der vorherigen Tour seien nach wie vor da.

"Verantwortung gegenüber dem internationalen Tennis zeigen"

Ein großes Thema hierbei: die finanzielle Situation der Spieler unterhalb der ATP-Tour. Der Hauptgrund für Hordorff: die falsche Verteilung des Geldes, das im Tennis durchaus vorhanden sei. Insbesondere die Veranstalter der vier Grand-Slam-Turnier sieht Hordorff hierbei in der Pflicht. "Es kann nicht sein, dass andere Länder Spieler entwickeln und die Grand-Slam-Veranstalter vermarkten diese bei ihren Turnieren und stecken den kompletten Profit davon ein. Das ist kein gerechtes System", so der Ex-Coach von Rainer Schüttler.

"Wenn zum Beispiel die Grand-Slam-Veranstalter von ihren jährlich mehreren hundert Millionen Profit je 50 Millionen in einen Topf werfen würden, könnte man mit 200 Millionen im Jahr die Spieler der Next Generation entsprechend fördern. Dann könnte man Spielern, die zwischen 200 und 700 stehen, jährlich 100.000 US-Dollar zukommen lassen, Spielern zwischen 700 und 1700 jährlich 50.000 US-Dollar - neben dem, was bisher gezahlt wird."

Der Tennis-Weltverband habe hier "eine klare Führungsaufgabe", so Hordorff weiter. "Man sollte die Grand-Slam-Nationen klar darauf aufmerksam machen, dass ihre Monopol-Stellung nur gegeben ist, wenn sie Verantwortung gegenüber dem internationalen Tennis zeigen."

Das gesamte Interview mit Dirk Hordorff lest ihr hier!

von Florian Goosmann

Mittwoch
26.06.2019, 19:25 Uhr
zuletzt bearbeitet: 26.06.2019, 19:39 Uhr