Das Leben als Tennisprofi

Im Gespräch mit CNN erklärt Dmitry Tursunov, wie schwer man es teilweise als Spieler hat, sein Leben auf der Profitour zu finanzieren.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 25.11.2013, 17:51 Uhr

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Dmitry Tursunov ist wahrlich kein Mann, der mit seiner Karriere russisches Roulette gespielt hat. Aber so langsam wird die Zeit knapp. Denn obwohl er derzeit auf Weltranglisten-Platz 29 steht und damit immerhin der zweitbeste Russe im Ranking ist, ist er mit inzwischen 30 Jahren im Herbst seiner Karriere angekommen. Was bedeutet, dass die Möglichkeiten, finanziell für ein Leben nach der Karriere vorzusorgen, immer weniger werden.

Das Hauptproblem sieht er hierbei vor allem in den hohen Kosten, die nun einmal anfallen, will man weiterhin auf absolutem Top-Level antreten. 200.000 US-Dollar sollte man laut Tursunov als Spieler mindestens einspielen, um am Ende einer Saison ungefähr seine Ausgaben zu decken. Eine ordentliche Stange Geld!

Für die besten zehn Spieler der Welt sei dies kein Problem. Aber die, die nicht unbedingt in der Lage sind, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen oder für die Sponsoren nicht attraktiv genug sind, für die werden die immer mehr ansteigenden Kosten sowie die endlosen, selbst zu bezahlenden Flüge irgendwann zum Problem. Tursunov selbst musste sich entscheiden – entweder er nimmt das Geld, das er hat und zieht sich vom Profizirkus zurück, oder aber er investiert alles und hofft, dass es sich am Ende auszahlt. Für ihn war die Wahl eindeutig. Er macht erst einmal weiter.

Das Geld raushauen

„Meine Karriere dauert nicht mehr lange, und deshalb habe ich mich entschieden, so viel Geld zu investieren, wie notwendig ist“, sagt der Russe und fügt an: „Ich will einfach das Beste herausholen aus diesem Spiel. So weiß ich später, dass ich alles gegeben habe und muss mir nicht vorwerfen, ich hätte nicht alles versucht. Nur, weil ich für irgendetwas Geld sparen wollte.“

Derzeit würde er rund 100.000 US-Dollar allein für das Reisen bezahlen. Mal 10.000 US-Dollar mehr, mal 10.000 US-Dollar weniger. Es sei schwer zu sagen, weil die Kosten ziemlich schwanken. Meistens würden die Tickets aber eher teurer werden. Hinzu kommt, dass es meistens nicht mit einfachen Economy-Sitzplätzen getan ist. „Eigentlich musst du Business Class fliegen. Nicht des Luxus wegen, sondern weil die Zeit an Bord die einzige ist, in der du etwas Ruhe hast und die Möglichkeit zu schlafen“, berichtet Tursunov. Würdest du den ganzen Flug über eingequetscht wie eine Garnele irgendwo inmitten von schreienden Babys und schnarchenden Fluggästen sitzen, bräuchte es alleine schon zwei Tage, um sich von einem Flug zu erholen. Und je älter man als Spieler werde, desto schlimmer sei es. „Anfangs konnte ich das nicht glauben. Aber so langsam fange ich an, es zu verstehen. Es braucht tatsächlich zwei bis drei Tage, bis ich nach einem Flug wieder fit bin“, beschreibt er.

Reisen tut er derzeit mit seinem Trainer und einem Physiotherapeuten. Wer aber glaubt, dass jeder für sich selbst bezahle, hat sich getäuscht. Natürlich bezahlt der Spieler neben dem Lohn auch für deren Flüge und Unterkünfte.

Kluft zwischen Tennisstars und Tennisprofis

Den letzten seiner insgesamt sieben Einzeltitel auf der ATP-Tour konnte er 2011 holen. Seither reist er von Turnier zu Turnier und streicht immer wieder kleinere Preisgelder ein. Die Möglichkeit, irgendwo auch mal das große Geld abzusahnen, bleibt aber bis heute aus.

Laut Schätzungen hat der 17-fache Grand-Slam-Gewinner Roger Federer allein in den letzten zwei Jahren um die 71,5 Millionen US-Dollar verdient – durch Sponsorenverträge und Exhibition-Matches wohlgemerkt. Hinzu kommen 6,5 Millionen US-Dollar Preisgeld, die neben dem Wert der Sponsorengelder fast schon lächerlich aussehen. Bei den Frauen führt in dieser Statistik Maria Sharapova. Mit 29 Millionen US-Dollar Jahresverdienst ist sie gleichzeitig auch die bestverdienende Sportlerin der Welt.

Das ist eine andere Welt als die des Dmitry Tursunov – ein Mann, der in dieser Saison vergleichsweise mickrige 733.286 US-Dollar an Preisgeld eingespielt hat. „Für die Leute ist das schwer zu verstehen. Du spielst gegen Spieler, die zu den 100 Besten in diesem Sport auf der ganzen Welt zählen. Angenommen, du vergleichst dich mit einem der besten 100 Golfer, Basketball-Spieler oder meinetwegen auch Doktoren dieser Welt, alle machen sie wahnsinnig viel Kohle“, sagt Tursunov. Klar sei es schwierig, die Sportarten miteinander zu vergleichen, und trotzdem seien die Kosten laut Tursunov beim Tennis so viel höher: „Wir haben kein Team, das für unsere Spesen bezahlt. Wir zahlen für alles selbst.“

„Um viele Ausgaben kommst du gar nicht herum. Das fängt an bei den Flugtickets und hört bei den Trainern auf, die du brauchst, um erfolgreich zu sein“, stellt der Russe klar. Ohne Coach würdest du es nicht in die Top 50 der Weltrangliste schaffen. „Ich habe das mal versucht. Auch Roger Federer hat das mal getestet. Allerdings hatte er immer noch einen Physio sowie einen eigenen Bespanner dabei. Du kannst nicht darauf verzichten“, sagt er, „Du bezahlst seinen Lohn, die gesamten Reisekosten und auch noch das Essen. Das summiert sich. Ich würde sagen, alles in allem legst du pro Saison, die du mit einem Trainer unterwegs bist, 200.000 US-Dollar hin.“(Text: jg; Foto: GEPA pictures)

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Montag
25.11.2013, 17:51 Uhr