Kitzbühel 2013 als Abschluss? Michael Eibl vor Karriereende
Der 19-Jährige mit dem Leitspruch „Ich bin der Warrior, der nie aufgibt“ muss Letzteres nach seinem Südstadt-Rauswurf wohl doch machen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
22.12.2012, 14:41 Uhr

(Das Foto zeigt Michael Eibl bei seinem Auftritt in der Qualifikation der Erste Bank Open 2012 in der Wiener Stadthalle)
Vergangene Woche stattete er dem All England Lawn Tennis and Croquet Club einen Besuch ab. Doch als Tennisprofi wird’s Michael Eibl wohl nicht mehr nach Wimbledon schaffen. Die Karriere des einst sehr hoffnungsreichen Steirers, einer des so starken 1993er-Jahrgangs um Dominic Thiem, Patrick Ofner und Dennis Novak, ist mehr oder weniger beendet. Warum, das erzählte er tennisnet.com im Interview.
Michi, dein Vertrag mit dem ÖTV als Kaderspieler im Leistungszentrum Südstadt ist im neuen Schuljahr nicht verlängert worden. Wann und wie hast du’s erfahren?
Im August, glaube ich, da habe ich das dann von Clemens Trimmel(ÖTV-Sportdirektor- und Davis-Cup-Kapitän; Anmerkung)persönlich gehört. Gemunkelt ist es schon vorher worden. Es war eigentlich so, dass ich bis Ende des Jahres Zeit gehabt hätte, um mich zu empfehlen, dann ist es doch auf September reduziert worden.
Du hattest auch ziemliches Verletzungspech, das dich recht weit zurückgeworfen hat. Hast du den Rauswurf daher schon befürchtet?
Nein, eigentlich nicht, ich habe damit nicht gerechnet. Ich hatte letztes Jahr ja eine Ellbogen-Verletzung, habe das aber nicht wegspritzen oder noch radikaler per Operation abwürgen wollen. Ich wollte es, da ich noch jung bin, lieber auskurieren. Natürlich hat es dann gedauert, bis die Form wieder da ist. So viel Geduld hat man aber mit mir offenbar nicht mehr gehabt.
Was ist dir durch den Kopf gegangen, als du von der Entscheidung gehört hast?
Ich war am Anfang eher sprachlos. Ich habe alles einmal Revue passieren lassen, alle schönen und schlimmen Momente. Aber es war sehr enttäuschend, ich hab’s anfangs schwer verkraftet und wollt’s nicht glauben. Für mich ist eine kleine Welt zusammengebrochen.
Wie geht’s dir damit mit einigem Abstand?
Ich bin mittlerweile über den Berg drüber. Ich habe neue Ziele vor mir, jetzt mehr schulischer Natur, nicht mehr sportlicher. Mein Fokus liegt jetzt auf der Schule.
Was bedeutet das für dein Tennis? Wie viel spielst du noch?
Ich bin weiter in der Südstadt, aber nicht mehr beim Verband, nur im Leistungssportzentrum. Ich darf Kondition beim ÖTV unter Martin Steinbauer mittrainieren und als Sparringpartner aushelfen – manche Wochen mehr, manche sind hingegen lernintensiver. Im Schnitt stehe ich zwei bis drei Mal pro Woche auf dem Platz und trainiere etwa mit Sebastian Ofner. Nebenbei gebe ich mittlerweile Trainerstunden.
Hast du das Gefühl, dass man in Österreich schneller als anderswo fallen gelassen wird, wenn’s mal nicht so läuft?
Mir fehlen ein bisserl die Vergleichswerte, aber ich habe schon den Eindruck. Bei mir kommt dabei allerdings auch das Thema Schule hinzu. Ich will die Matura fertigmachen, auch durch meine Verletzung habe ich stark das Gefühl gehabt, dass das gut wäre. Man wollte aber wohl, dass ich die Schule abbreche. Und zudem habe ich eben mein Ranking verletzungsbedingt nur gehalten, das war halt zu wenig. Es ist mir schon sehr plötzlich vorgekommen, wie das dann passiert ist. Es lässt mir eigentlich keine wirkliche Chance auf eine Rückkehr.
Das glauben ja nicht alle. Es hat ÖTV-intern Kritik an dir gegeben, dass du deine über Jahre aufgebaute Tenniskarriere durch einen solchen Rückschlag gleich begräbst. Man hätte sich eine „Jetzt erst recht“-Trotzreaktion erhofft. Warum ist die nicht gekommen?
Ich hätt’s vom Training her zeitlich halbwegs hingekriegt. Es war aber aus meinem eigenen Antrieb heraus, zu sagen, dass ich da künftig zurückstecke, auch weil es finanziell für mich noch schwieriger geworden ist. Ich habe daheim leider verschiedene private Probleme und wäre dadurch finanziell fast auf mich allein gestellt gewesen. Ich wusste somit, dass ich die Turnierreisen nicht mehr so wie bisher machen kann und habe mich selbst also nicht mehr als Vollprofi einstufen können, nur noch als Liga-Spieler. Das hab ich einfach einsehen müssen, dass das nicht mehr anders geht.
Wird man dich dann überhaupt noch bei internationalen Turnieren teilnehmen sehen?
Ich werde vielleicht die Österreich-Futures im nächsten Jahr probieren. Die sind in der Nähe und wenigstens nicht allzu kostenintensiv. Viel mehr wird nicht gehen. Ich bräuchte etwa im Winter Sandplatz-Turniere, nur dazu müsste ich wohl nach Südamerika, aber das ist für mich nicht mehr zu leisten. Daher will ich mich auf eigene Beine stellen, eher in Richtung Studium schauen und versuchen, meine eigenen Brötchen zu backen.
Was müsste denn passieren, dass du deine Profikarriere vielleicht doch noch einmal aufnimmst? Oder gibt es da gar keine Chance mehr?
Entweder mache ich was ganz oder gar nicht. Halbe Sachen interessieren mich nicht. Und je länger ich so wie derzeit wie ein Nicht-Profi trainiere, desto weiter komme ich weg von dem Niveau, auf das ich hinmüsste. Wenn ein Angebot oder ein Sponsor käme, wäre es für mich schon wieder eine Überlegung wert. Aber so wie es momentan aussieht, werde ich 2013 ein bisserl spielen bis zum bet-at-home Cup Kitzbühel, das soll dann mein letztes großes Turnier und mein krönender Abschluss werden.
Hast du jetzt überhaupt noch Sponsoren?
Ich habe national ein bisschen Preisgeld eingespielt, habe noch einen Schläger-Vertrag mit Babolat, einen Saiten-Vertrag mit Isospeed und Reste aus Fila-Verträgen. Das war’s.
Du bist 2011 im Spring-Bowl-Finale gestanden und nach Dominic Thiem, Patrick Ofner und Dennis Novak der wohl Beste aus dem so starken 93er-Jahrgang gewesen. Denkst du dir nicht manchmal mit einem Blick auf deine Alterskollegen: „Schade, das hätte ich auch drauf gehabt“?
Auf jeden Fall! Ich vergönne es Dominic aber. Es ist unglaublich, was er leistet, ich finde das unfassbar. In der U14 hab ich ihn und Dennis noch geschlagen. Hin und wieder wünsche ich mir schon, in deren Position zu sein, manchmal kommen da Träumereien darüber zustande. Aber so ist es eben nicht. Vielleicht bin ich ja an der großen Tenniskarriere gescheitert, aber vielleicht war’s auch einfach das Maximum, das ich herausgeholt habe.
Wirst du dem Tennis in jedem Fall irgendwie erhalten bleiben?
Ich möchte mir durchs Tennis auf jeden Fall ein bisschen was dazuverdienen, ich habe weiter viel Spaß dran. Von der Form her bin ich sogar besser denn je drauf, vielleicht auch weil der Druck einfach wegfällt. Auch bei den ÖTV-Turnieren habe ich gut gespielt, so gesehen sag niemals nie, dass ich nicht sogar nochmal zurückkomme, aber derzeit sieht’s wie gesagt nicht so aus.
Wenn also höchstwahrscheinlich nicht mehr als Tennisprofi, wo siehst du dich dann in ein paar Jahren?
Ich wollte nicht aufhören, es ist jetzt eben durch die Umstände so gut wie passiert. Ich werde meine Energie daher primär lieber woanders hineinstecken. Ich habe derzeit das Studium der Internationalen Betriebswirtschaftslehre im Auge, in Richtung Finanzen. Wo ich was oder was ich genau machen werde, weiß ich noch nicht. Aber das wird sich in den vier Jahren des Studiums wohl herausfinden lassen.(Foto: GEPA pictures/ Mario Kneisl)
Das Gespräch führte Manuel Wachta.