Krieg in der Ukraine - Ausschluss von Medvedev, Rublev, Sabalenka und Co.?
Das IOC hat empfohlen, russische und belarussische SportlerInnen von internationalen Wettkämpfen auszuschließen. Was bedeutet dies für den Tenniszirkus?
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
01.03.2022, 07:10 Uhr

Wenn selbst das Internationale Olympische Komitee (IOC) sich bemüßigt fühlt, Sanktionen gegen Russland zu fordern, dann hebt das die Sportwelt fast auch den Angeln. Denn niemand hat dem Regime von Wladimir Putin treuer die Stange gehalten als der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach. Staatlich organisierter Dopingbetrug wie in Sotschi 2014 hin oder her - dann laufen die russischen SportlerInnen eben unter der Fahne des Russischen Olympischen Comitees (ROC) ein. Dessen Logo bekanntlich eine Flamme in den russischen Nationalfarben ziert.
Nun hat das IOC aber am Montag angesichts des immer weiter eskalierenden Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine an seine Mitgliederverbände die Empfehlung ausgesprochen, AthletInnen aus Russland und Belarus von internationalen Wettkämpfen auszuschließen. Im Fußball ist es bereits beschlossene Sache: Zunächst schloss der europäische Fußballverband, die UEFA, mit Spartak Moskau den letzten in den internationalen Wettbewerben verbliebenen Verein aus der Europa League aus. Die FIFA, der Weltverband also, zog ein paar Stunden später nach. Was bedeutet, dass Russland bei der im November diesen Jahres anstehenden Fußball WM in Katar nicht dabei sein wird. Die russische Mannschaft hätte davor aber noch ein Playoff überstehen müssen.
Schließt die ITF Russland vom Davis Cup aus?
Was dies für den Tenniszirkus bedeutet? Zunächst einmal gar nichts. Weder die ATP noch die WTA sind Mitglied des IOC. Ob Daniil Medvedev, Andrey Rublev oder Aryna Sabalenka weiterhin bei Turnieren antreten können, obliegt also den Veranstaltern eben derer. Oder aber den verantwortlichen Stellen in jenen Ländern, wo die Events der Profi-Tour ausgetragen werden. Worauf die ATP Einfluss nehmen kann: Auf die Austragung von Turnieren. So wurde in dieser Woche das ATP-Challenger-Event in Moskau gestrichen, auch das traditionelle 250er-Turnier in St. Petersburg findet nicht statt (allerdings will man dort in eine höhere Kategorie - und hat deshalb auf eine Austragung 2022 verzichtet).
Wer allerdings in der Bredouille ist? Der Internationale Tennisverband ITF. Der richte mit dem Davis Cup nämlich den einzigen Wettbewerb aus, in dem von den einzelnen Verbänden gestellte Nationalmannschaften gegeneinander antreten (beim ATP Cup ist dies nicht der Fall - dort entscheidet der bestklassierte Spieler über das Teilnahmerecht und die Teambesetzung). Und nachdem die ITF auch für die Austragung des olympischen Tennisturniers verantwortlich zeichnet, werden Präsident David Haggerty und Co. ganz genau auf die Empfehlung des IOC zu hören haben. Denn Russland hat im vergangenen Jahr den Davis Cup gewonnen, ist damit für die Finalrunde 2022 fix qualifiziert. Streng genommen sollte die ITF dem russischen Team also die Tür weisen. Ob dieser Fall allerdings wirklich eintritt? Die Zeit spielt für die ITF - und Russland. Denn das Finale ist erst für den November angesetzt. Ach, ja: Dasselbe Szenario gibt es auch bei den Frauen. Denn Russland hat Ende 2021 in Prag das Finale des Billie Jean King Cups für sich entschieden.
Kostyuk nimmt die WTA in die Pflicht
Nachdem Elina Svitolina in einem Interview mit Eurosport zum einen ihre Hilflosigkeit, aber auch ihre Bereitschaft bekundete, ihr Preisgeld der kommenden Turniere für ukrainische Organisationen zu spenden, wurde Marta Kostyuk noch deutlicher: Sie nahm die WTA in die Pflicht und forderte die Spielerinnen-Organisation auf, alle Turniere in Russland unverzüglich zu streichen. Der aktuelle Kalender bis Ende August gibt allerdings im Moment eh kein WTA-Turnier auf russischem Boden her.
Svitolina hat beim WTA-Turnieri in Monterrey bekanntlich aber auch eine persönliche Konsequenz gezogen: Die an Position eins gesetzte Ukrainerin weigerte sich, gegen Anastasia Potapova aus Russland anzutreten. Was nicht persönlich gegen ihre Gegnerin gerichtet war, Sondern gegen die Untätigkeit der WTA.