Grand-Slam-Sieger am Rande der Niederlage
Viele Titelträger mussten auf dem Weg zum Grand-Slam-Sieg ein enges Match überstehen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 29.01.2013, 09:37 Uhr
Novak Djokovic gewann zum dritten Mal in Folge die Australian Open. Doch dass sich der Serbe den Titel in Melbourne schnappte, war keine Selbstverständlichkeit. Djokovic stand im Achtelfinale kurz vor dem Aus. Gegen den Schweizer Stanislas Wawrinka lag der Serbe mit 1:6, 2:5 zurück und kämpfte sich ins Match zurück. Im fünften Satz beim Stand von 4:4 musste Djokovic noch einige Breakbälle abwehren und zog letztendlich nach fünf Stunden ins Viertelfinale ein – und gewann später auch die Australian Open.
Zwölf Grand-Slam-Sieger nach Matchballabwehr
Dass ein Grand-Slam-Sieger mit einem oder anderthalb Beinen kurz vor dem Aus stand und später dann das Turnier für sich entschied, ist keine Seltenheit im Herrentennis. Es gibt viele Beispiele, bei denen das der Fall war. Seit Einführung des Profitennis im Jahr 1968 gab es insgesamt zwölf Grand-Slam-Sieger, die im Turnierverlauf nach Abwehr von Matchbällen den Titel holten. Bei den US Open passierte das fünfmal, bei den Australian Open viermal und bei den French Open dreimal. Bloß in Wimbledon gelang es in der Open Era noch keinem Spieler, das Turnier nach Matchballabwehr zu gewinnen.
So war unter anderem für Boris Becker bei seinem US-Open-Sieg 1989 beinahe schon in der zweiten Runde Schluss. Gegen Derrick Rostagno musste der Deutsche im Tiebreak des vierten Satzes zwei Matchbälle abwehren. Beim zweiten Matchball half die Netzkante Becker dabei, um im Match zu bleiben und den Weg zum US-Open-Titel zu ebnen.
Netzroller leitet Stichs Wimbledonsieg ein
Michael Stich half ebenfalls ein Netzroller auf dem Weg zu seinem Wimbledonsieg im Jahr 1991. Im Achtelfinale gegen Alexander Volkov servierte der Russe bei 5:4 im fünften Satz zum Matchgewinn. Bei 30:30 spielte Stich den wohl spektakulärsten und glücklichsten Ball des Turniers. Eine Vorhand aus vollem Lauf, die von der Netzkante über Volkov hinweg noch auf die Seitenlinie trudelte. Volkov war mental erledigt, und Stich gewann den fünften Satz mit 7:5 – und später das Turnier.
Unvergessen ist auch der Alles-oder-nichts-Return von Novak Djokovic im US-Open-Halbfinale 2011 gegen Roger Federer. Der Serbe wehrte durch diesen Schlag einen von zwei Matchbällen ab, gewann noch das Spiel und dann auch das Turnier. Übrigens: Gaston Gaudio ist bislang der einzige Spieler in der Open Era, der in einem Grand-Slam-Finale (French Open 2004) Matchbälle abwehrte (zwei) und noch den Titel gewann.
Hier sind einige Beispiele aus den letzten 20 Jahren, bei denen spätere Titelträger kurz vor dem Aus standen.
Australian Open
2013: Novak Djokovic
Achtelfinale: Stanislas Wawrinka – nach 1:6,-2:5-Rückstand
2010: Roger Federer
Viertelfinale: Nikolay Davydenko – nach 2:6,-0:3-Rückstand
2005: Marat Safin
Halbfinale: Roger Federer – Abwehr eines Matchballs
1998: Petr Korda
Viertelfinale: Jonas Björkman – nach 0:2-Satzrückstand
1996: Boris Becker
2. Runde: Thomas Johansson – nach 0:2-Satzrückstand
French Open
2009: Roger Federer
Achtelfinale: Tommy Haas – nach 0:2-Satzrückstand
2004: Gaston Gaudio
Finale: Guilllermo Coria – nach 0:2-Satzrückstand sowie Abwehr eines Matchballs
2001: Gustavo Kuerten
Achtelfinale: Michael Russell – nach 0:2-Satzrückstand sowie Abwehr eines Matchballs
1999: Andre Agassi
Finale: Andrei Medvedev – nach 0:2-Satzrückstand
Wimbledon
2012: Roger Federer
3. Runde: Julien Benneteau – 0:2-Satzrückstand sowie zwei Punkte vom Aus entfernt
US Open
2012: Andy Murray
Viertelfinale: Marin Cilic – nach 3:6,-1:5-Rückstand
2011: Novak Djokovic
Halbfinale: Roger Federer – 0:2-Satzrückstand sowie Abwehr von zwei Matchbällen im fünften Satz
2003: Andy Roddick
Halbfinale: David Nalbandian – Abwehr eins Matchballs
1996: Pete Sampras
Viertelfinale: Alex Corretja – Abwehr eines Matchballs
(Text: cab; Foto: Getty Images)