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Laura Siegemund überrascht in Wimbledon: "Als ob mein Name da nicht reinpasst"

Laura Siegemund feiert in Wimbledon “einen der größten Erfolge meiner Karriere” - und der Lauf muss noch nicht vorbei sein. 

von Florian Goosmann in Wimbledon
zuletzt bearbeitet: 05.07.2025, 17:08 Uhr

Laura Siegemund
© Getty Images
Laura Siegemund

Laura Siegemund setzt ihre Prioritäten. Ihre Pressekonferenz, sie war eigentlich für 20.45 Uhr im kleinen Interview Room 2 angesetzt, dann wurde sie auf unbestimmte Zeit verschoben. Schließlich wurde 21.10 Uhr ausgebeben, und als Siegemund runde 20 Minuten später immer noch nicht da war, bekam man von der netten Pressestelle im All England Club mit, man könne gerne an seinen Platz zurückgehen, man werde Siegemunds Erscheinen dann ausrufen. 22 Uhr wurde es schließlich, “so schnell wie möglich, bitte”, eröffnete Siegemund selbst die Fragerunde. Es spricht für sie, dass es am Ende doch zehn Minuten wurden. Siegemund gehört zu den Spielerinnen im Tennis, die ausführlich Auskunft geben, eben auch zu später Stunde.

Runde sechseinhalb Stunden zuvor hatte Siegemund ihr Drittrundenmatch gegen Madison Keys gewonnen, Keys war früh im Match genervt von Siegemunds variablem Spiel; ein letztes Aufbäumen parierte die Stuttgarterin dann souverän. Dann musste Siegemund noch für ihr Doppel ran. Im Mixed ist sie auch gemeldet, das “treatment”, die Behandlung also, die ihren Presseauftritt so verzögert hatte, musste sein. “Die Leute reisen hier irgendwann ab, da kann ich auch nicht um zehn ankommen. Da muss man auch mal Prioritäten setzen, und da geht die Behandlung vor."

Siegemund: “Als ob mein Name nicht reinpasst”

Siegemund feiert in Wimbledon ein kleines Tennismärchen, noch nie ist sie hier so weit gekommen; nur bei einem Majorturnier ging es schon mal weiter für sie, 2020 bei den French Open ins Viertelfinale. Für Siegemund ist das ein Altersrekord: Nur Billie Jean King, Martina Navratilova, Virginia Wade, Venus Williams und Serena Williams hatten mit 37 Jahren das Achtelfinale im All England Club erreicht. “Die Liste hört sich an, als ob mein Name da irgendwie nicht reinpasst”, lachte Siegemund. “Aber ich hab das geschafft und bin stolz drauf. Das sind top Leute und dann komme ich daher und schaffe das auf meine alten Tage auch noch.” Sie habe immer hart gearbeitet, tue das immer noch, “das ist der einzige Grund, warum ich solche Leistungen noch bringen kann”, so Siegemund. 

Ihr später Aufschwung kommt tatsächlich unerwartet. Siegemund hatte vor rund zehn Jahren schon fast ihre Karriere beendet, weil der Durchbruch einfach nicht gelingen wollte; erst als sie etwas lockerer ließ, stellten sich die Erfolge ein. Just nach dem größten, dem Turniersieg beim Porsche Tennis Grand Prix 2017, riss ihr das Kreuzband, sie fiel fast ein Jahr aus. Dann kamen andere Verletzungen, erst 2020 war sie wieder auf dem alten Niveau. Nur das Knie: war nicht mehr das alte. Siegemund hatte schon längst geplant, ihre Priorität aufs Doppel zu legen - Einzelerfolge kamen aber dazwischen. Wie nun auch in Wimbledon.

Hier könnte es noch weitergehen, im Turnier der Überraschungen trifft sie auf die 21-jährige Solana Sierra, als Weltranglisten-101. nur drei Plätze vor Siegemund notiert. “Wir haben beide wohl nicht damit gerechnet, so weit zu kommen", sinnierte Siegemund, die Sierra kennt. ”Sie ist eine aufstrebende Spielerin", sagte sie, im Rahmen der French Open habe man miteinander trainiert. 

Siegemund hat zudem die Dreifachbelastung in Wimbledon, spielt neben Einzel auch Doppel und Mixed. Mal schauen, wie sie aufwachen werde, grübelte sie - ob das Mixed am Ende doch herausfalle. 

Offenbar hat die Behandlung angeschlagen: Siegemund und ihr Partner Edouard Roger-Vasselin sind im Samstags-Schedule für den Abend gelistet. Nach ihrem Doppel mit Beatriz Haddad Maia.

von Florian Goosmann in Wimbledon

Samstag
05.07.2025, 16:02 Uhr
zuletzt bearbeitet: 05.07.2025, 17:08 Uhr