Leitgebs Triumph bei den HTT Challenger-Finals
In einem begeisternden, mitreißenden und über weite Strecken hochklassigen Endspiel, hat sich Jungst...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
17.11.2021, 15:18 Uhr
In einem begeisternden, mitreißenden und über weite Strecken hochklassigen Endspiel, hat sich Jungstar Aleksandar Leitgeb am Dienstag Abend im Generationen-Duell mit US-Bollwerk Michael Juritsch den Titel bei der 11. Ausgabe der HTT Challenger Finals powered by Peugeot im UTC La Ville gesichert, und damit den bislang größten Erfolg seiner noch jungen Karriere gefeiert. Der 14jährige vom Alt Erlaaer TC benötigte am Ende zwei Stunden und 19 Minuten, um sein kampfkräftiges amerikanisches Gegenüber mit 6:4, 5:7 und 6:3 in die Knie zu zwingen. Für den Sieg beim großen Saisonfinale der acht besten HTT Challenger-Spieler des Jahres erhielt Leitgeb neben einem riesigen Silberpott im Euro-Style auch noch einen Siegerscheck für ein Gratistennisjahr 2022 auf der Peugeot Hobby Tennis Tour. Ein Bericht von C.L
Leitgeb sorgte fünf Tage lang für Hochschaubahnfahrt der Gefühle
Ja, es war eine richtig schwere Geburt, dieser Titelgewinn bei den 11. HTT Challenger Finals 2021 powered by Peugeot im UTC La Ville. Aleksandar Leitgeb lieferte sich fünf Tage lang einen “Auf & Ab” wogenden Kampf mit seinen couragiert spielenden Gegnern und vorallem auch mit sich selbst. Die Inkonstanz des 14jährigen war es, die für eine fünftägige Hochschaubahnfahrt der Gefühle – auch im familieren Umfeld des neuen HTT Challenger Finals Gewinners – sorgte. Denn der frischgebackene HTT Challenger-Champ hatte es doch tatsächlich fertig gebracht, in keinem seiner fünf Matches auf dem Weg zum zweiten HTT Karriere-Titel einen klaren Zweisatzsieg zu landen. Nun gut, mit Selbstvertrauen war Leitgeb vor dem ersten Aufschlag zum letzten HTT Challenger-Turnier des Jahres bei zuvor vier erlittenen Erstrunden-Niederlagen in Serie logischer Weise auch nicht gesegnet. Und so wurde auch der finale Showdown und die Neuauflage des Vorrunden-Matches gegen Michael Juritsch trotz fast 100 Minuten sehenswerter Tenniskunst auf Challenger-Niveau für Leitgeb zum mentalen Spießrutenlauf und zur letztlich mit Happy End finalisierten Zitterpartie.
Mit erstem Break rettete sich Juritsch in den dritten Satz
Schon im ersten Satz machte sich Leitgeb das Leben am Centercourt des UTC La Ville selbst unnötig schwer. Erst das wieder einmal berühmt berüchtigte siebente Game brachte die Entscheidung zugunsten des Jungstars, der sich mit dem ersten Break 4:3 in Führung setzen, und im Anschluss bei eigenem Aufschlag nach Abwehr von vier Re-Break-Möglichkeiten seines Gegners auf 5:3 stellen konnte. Leitgebs Schwäche offenbarte sich aber gerade in dieser Phase des Finales, als er nicht weniger als sechs Satzbälle mit teils haarsträubenden Vorhandfehlern vergab. Insgesamt hatte der 14jährige im ersten Heat sage und schreibe 10 Break-Chancen ausgelassen. Ein Unfall ohne Folgen, weil Leitgeb kurz darauf zu Null sein letzten Aufschlagspiel im ersten Satz gewonnen hatte. Im zweiten Durchgang ging es bis zum Satzende mit dem Aufschlag, wobei am Ende so wie im ersten Satz ein einziges Break entscheiden sollte. Das ausgerechnet der bis dahin bei eigenem Aufschlag ergebnistechnisch souverän agierende Leitgeb dieses Break kassieren würde, deutete sich schon in den Service-Games des 14jährigen zuvor an. Bei 3:4 musste Leitgeb drei Break-Chancen seines Gegners “parieren” um zum 4:4 auszugleichen, bei 4:5 einen Satzball mit einem spektakuklären Vorhand-Winner abwehren, um bei 5:6 beinahe wie erwartet das erste Break dieses Matches zu kassieren, und damit wie aus dem Nichts den Satzausgleich hinnehmen zu müssen.
Juritsch gehen im Finish die Kräfte aus
Damit war Leitgeb auch in seinem fünften Spiel im Rahmen der HTT Challenger Finals 2021 in einem dritten Satz angekommen, um dort den besseren Start hinzulegen. Juritsch hatte wohl nach dem im letzten Moment geschafften Satzausgleich kurz den Fokus und die nötige Körperspannung verloren, und prompt lag der 32jährige US-Amerikaner gegen einen famos returnierenden Gegner mit einem Break 0:1 zurück. Zu Null schlug Juritsch per Re-Break zum 1:2 zurück, immer auffälliger wurde in dieser Schlußphase des Finales nach zwei Stunden Spielzeit aber auch, dass der 32jährige mit Fortdauer der Partie den Strapazen eines langen Turniers und einer intensiven Saison mit 26 gespielten Turnieren und 62 absolvierten Matches Tribut zollen musste. Es kam wie es kommen musste! Juritsch konnte den stetig druckvollen Angriffen Leitgebs nicht mehr standhalten, die letzten drei Games avancierten aus Sicht des US-Amerikaners zu einem in dieser Form nicht verdienten finalen Debakel. Nur mehr ein Punkt schaute im Finish für Juritsch heraus, das letzte Aufschlagspiel musste der 32jährige gegen einen nun entfesselt aufspielenden Gegner sogar zu Null abgeben.
Leitgeb jüngster HTT Challenger-Finals-Sieger der Geschichte, und Juritsch der Mann mit den meisten Einzelsiegen 2021
Mit 77 Winnern hatte sich Leitgeb am Ende fast schon im Stil von Maximilian Wild zu seinem zweiten HTT-Karriere-Titel geschossen, und seinem zwanzigsten Saison-Match vor den Augen seiner Familie ein Happy End beschert. Leitgeb ist mit seinen 14 Jährchen der jüngste HTT Challenger-Finals-Sieger der Geschichte und der erste Spieler, der in allen seinen fünf Matches über die volle Distanz von drei Sätzen gehen musste. Auf der anderen Seite saß mit Michael Juritsch ein unglücklicher Verlierer, der wirklich Alles in die Waagschale geworfen hatte, der seinem Bezwinger einen unfassbaren Kampf geliefert, und am Ende von Papa Petit getröstet werden musste. Nach einer Nacht “darüber schlafen”, wird Juritsch aber auf eine zu Ende gegangene Saison zurückblicken können, die steiler nach oben kaum hätte verlaufen können. Juritsch wird das Tennisjahr 2021 und die erste volle Saison seiner HTT Karriere unter den Top 40 beenden. Und das, nachdem er nicht weniger als 800 Plätze in der HTT Computer-Rangliste gutgemacht hatte. Und Juritsch ist mit 36 Einzelsiegen im Jahr 2021, der an gewonnenen Matches gemessen erfolgreichste Spieler in dieser Saison. Nur mehr Damian Roman (derzeit 32 Einzelsiege 2021) könnte im Falle eines Triumphs ohne Niederlage bei den Peugeot HTT Finals von 20. bis 27. November 2021 den US-Boy noch überholen.