„Ich musste schneller erwachsen werden“

Lleyton Hewitt im Gespräch mit Eurosport unter anderem über seine Popularität in Australien.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 30.04.2014, 10:03 Uhr

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Lleyton Hewitt hat als jüngste Nummer eins der ATP-Weltrangliste Geschichte geschrieben. Das ist jetzt mehr als zwölf Jahre her, doch der 33-Jährige spielt noch immer erfolgreich auf der Tour. Im Interview mit Eurosport verrät der Australier, was ihm als Tennisprofi am schwersten fällt. Außerdem spricht Hewitt über Siege gegen Federer und ein ganz spezielles Match in Melbourne.

Ihre Gegner werden, zumindest aus Ihrer Sicht, immer jünger, während Sie mit 33 Jahren zu den erfahrensten Spielern auf der Tour gehören.

Lleyton Hewitt: Es stimmt schon, es wird härter für mich, gegen diese jungen und talentierten Spieler zu bestehen. Aber solange sich mein Körper gut anfühlt und ich fit bin, ist das überhaupt kein Problem. Ich mache natürlich speziell Fitnesstraining, um in der Lage zu sein, meine Leistung über fünf Sätze bringen zu können.

Sie selbst waren ein absoluter Frühstarter. Bereits mit 20 Jahren waren Sie die Nummer eins der Welt und konnten dieUS Opengewinnen. Waren diese frühen Erfolge auch eine Bürde?

Hewitt: Das war nicht immer einfach, wobei ich in Australien schon sehr viel früher im Scheinwerferlicht der Medien gestanden habe, nachdem ich mit 15 Jahren erstmals die Qualifikation für dieAustralian Opengeschafft hatte. Ich bin und musste sicher schneller erwachsen werden als andere und lernen, mit dem Druck und den Erwartungen umzugehen.

Mögen Sie die damit einhergehende Popularität, vor allem in Australien werden Sie ja überall erkannt?

Hewitt: Ja, zuhause in Australien erkennt mich fast jeder. Das ist auch okay, auch wenn es manchmal ein wenig ermüdend ist. Aber diese Popularität begleitet mich nun schon etliche Jahre, ich komme damit zurecht. Das gehört dazu und ist ein Teil von mir geworden.

Sie waren schon immer ein sehr emotionaler Spieler. Brauchen Sie das wirklich für Ihr Spiel?

Hewitt: Definitiv. Ich brauche diese Intensität, wenn ich auf dem Platz stehe, das ist schon immer Teil meines Spiels gewesen. Meine Emotionen und mein Kampfgeist gehören zu meinen größten Stärken.

2005 haben Sie das Finale der Australian Open erreicht und gegen Marat Safin verloren. Es war die große Chance, ihren Heim-Grand-Slam zu gewinnen. Ärgert es Sie noch immer, dieses Match nicht gewonnen zu haben?

Hewitt: Nein, denn ich weiß genau, dass ich alles versucht und gegeben habe, was möglich war. Ich hatte sehr schwere Gegner und habe es trotzdem ins Finale geschafft. Die Unterstützung der Fans war immens. Das waren einfach zwei fantastische Wochen.

In dieser Saison haben Sie mit dem Titel in Brisbane einen Traumstart hingelegt. Danach kamen einige frühe Niederlagen, wie etwa die in der ersten Runde der Australian Open.

Hewitt: Ich hatte wirklich einen guten Start mit dem Titel in Brisbane in meiner Heimat Australien. Danach bekam ich dann Probleme mit der Schulter. Das mussten und müssen wir genau analysieren. Mein Hauptziel ist daher dann auch erst wieder die Rasen-Saison.

Lassen Sie uns noch bei dem Erfolg von Brisbane bleiben. Welche Rolle spielt die Tatsache, dass sie ausgerechnet Roger Federer im Finale geschlagen haben?

Hewitt: Das ist natürlich etwas ganz Besonderes. Roger zu schlagen, im Finale, in meinem Heimatland. Es war und ist ein Zeichen für mich, dass ich noch immer in der Lage bin, die Topspieler zu schlagen und dass ich auch physisch noch mithalten kann.

Die Sandplatz-Saison scheint offen wie selten zuvor. Nadal hat zuletzt überraschende Niederlagen kassiert, Djokovic laboriert an einer Handverletzung, Federer und Wawrinka haben in Monte Carlo überzeugt. Was dürfen wir im Hinblick auf die French Open erwarten?

Hewitt: Für mich ist immer noch klar: Die Favoriten heißen Rafael Nadal und Novak Djokovic - in dieser Reihenfolge. Auch wenn Rafa zuletzt Matches auf Sand verloren hat, ist er in Roland Garros nur unglaublich schwer zu schlagen - gerade wenn es über fünf Sätze geht.

Im Moment hat Australien mit Ihnen, Matthew Ebden, Marinko Matosevic und Bernard Tomic vier Spieler in den Top 100. Wie steht es um den Tennissport "Down Under"?

Hewitt: Ebden, Matosevic und ich sind schon ein paar Jahre dabei, Tomic trotz seiner Jugend ebenfalls. MitThanasi KokkinakisoderNick Kyrgioshaben wir dahinter große Talente. Das ist gerade für den Davis Cup sehr wichtig. Wenn ich dann irgendwann zurücktrete, hoffe ich, dass diese Jungs in meine Fußstapfen treten und bei den Grand-Slam-Turnieren gute Ergebnisse einfahren können. Also von daher denke ich, dass wir in Australien auf einem guten Weg sind.

Sie sind ein großer Fan der australischen Nationalsportart Australian Rules Football, haben früher selbst gespielt. Letztlich haben Sie sich für Tennis entschieden. Haben Sie danach diesen Teamspirit und Zusammenhalt innerhalb einer Mannschaft vermisst.

Hewitt: Oh ja. Das ist das härteste am Tennis, dieses Auf-sich-allein-gestellt-sein. Du bist rund um den Globus unterwegs und spielst letztlich für dich alleine. Deshalb mag ich ja auch den Davis Cup so sehr. Da spürst du dann auch als Tennis-Profi diesen Teamgeist. Aber Aussie Rules ist noch immer, neben dem Tennis, mein Lieblingssport.

Herr Hewitt. Ich bedanke mich für das Gespräch.

(Interview:Eurosport/Tobias Laure)

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