Lucas Miedler im tennisnet-Interview: „Der Sieg in Wien war die Krönung“

Lucas Miedler und Alexander Erler gehen beim ATP-Tour-250-Turnier in München auf ihren zweiten Titel des Jahres los. Im tennisnet-Interview zeigt sich Miedler gewohnt entspannt.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 19.04.2023, 22:41 Uhr

Lucas Miedler im österreichsichen Nationaltrikot beim Davis Cup in Kroatien
© GEPA Pictures
Lucas Miedler im österreichsichen Nationaltrikot beim Davis Cup in Kroatien

Lucas Miedler und Alexander Erler haben am Mittwoch in München alles richtig gemacht: Nicht nur, dass die beiden Österreicher ihr Auftaktmatch gegen Guido Andreozzi und Guillermo Duran gewonnen haben, nein, Erler und Miedler haben sich beim 6:2 und 6:4 auch noch einigermaßen beeilt. Und sind so noch trocken in die Kabine gekommen.

Das tennisnet-Gespräch mit Lucas Miedler hat indes schon zwei Tage vorher stattgefunden. Bei Sonnenschein. Und mit einem trainierenden Dominic Thiem im Hintergrund.

tennisnet: Herr Miedler. Als reiner Doppel-Spezialist hat man es nicht leicht. Manchmal reicht es für einen Platz im Tableau eines großen Turniers, manchmal nicht. Was kann die ATP tun?

Lucas Miedler: Für die ATP ist es vorrangig, dass die ganzen Einzelstars spielen. Das versteht eh jeder. Die ziehen die Leute an. Das habe ich auch in Indian Wells gesehen, wo ich mit Cameron Norrie gespielt habe: Da war der Platz wegen ihm voll. Dennoch braucht es Lösungen, damit es diese Rückzüge im Laufe eines Turnieres nicht mehr gibt. Mich hat es in Indian Wells ja auch schon betroffen. Wenn ein guter Einzelspieler im Single weit kommt, sieht jeder ein, dass er sich nicht auf das Doppel fokussieren wird. Auf der anderen Seite gibt es auch Leute, die zeigen, dass beides möglich. Wie Andrea Vavassori zuletzt in Marrakech.

tennisnet: Warder Erfolg in Kitzbühel 2021 so etwas wie der Wendepunkt vom Einzel hin zum Doppel?

Miedler: Kitzbühel ist mehr oder weniger passiert. Da war davor nicht einmal klar, wer mit wem zusammenspielt. Dieser Sieg hat aber nicht so viel geändert, weil der Plan damals war: Wir spielen die Einzel-Challenger, fahren gemeinsam zu Turnieren und spielen dann Doppel. Das war durch die 250 Punkte in Kitzbühel möglich. Zu jenem Zeitpunkt war aber keine Fokussierung auf das Doppel da. Durch die vielen gemeinsamen Matches sind wir als Team gewachsen. Der Sieg in Wien im letzten Jahr war überhaupt die Krönung. Ich würde schon noch gerne Einzel spielen, war heuer ein paar Mal Erster oder Zweiter draußen auf der Alternate-Liste bei einem Turnier. Aber spätestens mit Acapulco ist das Einzel-Ranking weg. Jetzt geht es darum, dass wir uns wirklich auf das Doppel konzentrieren.

tennisnet: Mit welchen Ansprüchen kommen Sie neuerdings zu den Turnieren?

Miedler: Es klingt zwar todlangweilig, aber wir gehen immer mit dem Ansatz in ein Turnier, nur von Match zu Match zu schauen. Das hilft uns. Aber natürlich ist es etwas anderes, wenn man jede Woche auf ATP-Level spielt und nicht nur alle drei, vier Monate die Chance dazu bekommt. Dann nämlich muss man auch sofort liefern. Hier in München wollen wir jetzt nicht nur einfach eine Runde gewinnen, sondern schon das ganze Turnier.

tennisnet: Warum gibt es auf der Tour nicht mehr das eine, alles dominierende Doppel wie früher etwa die Bryans?

Miedler: Du musst einen Satz gewinnen und bist sozusagen im Elfmeterschiessen. Da ist alles möglich. Man hat ja bei Sam Weissborn und Romain Arneodo gesehen: Die haben schon Challenger erste Runde verloren - und plötzlich spielen sie das Finale in Monte-Carlo. Und das macht es auch für die guten Teams schwieriger. Dazu kommt: das Doppel wird immer professioneller. Momentan ist es echt schwierig, ein dominierendes Paar zu finden. Ich finde, dass Koolhof und Skupski am solidesten spielen, die spielen ihre Ergebnisse fast Woche für Woche einspielen. Ich bin auch ein Fan von Nikola Mektic und Mate Pavic. Ich weiß nicht, warum die jetzt gerade so eine schwierige Phase haben. Momentan ist für mich fast Austin Krajicek der beste Doppelspieler: der hat es mit Nicolas Mahut in Miami gezeigt. Und mit Ivan Dodig auch Monte-Carlo gewonnen.

tennisnet: Im Moment scheinen Sie im Davis Cup gesetzt zu sein …

Miedler: Wir wollen beide Davis Cup spielen. Das sind die Matches, die uns auch taugen. Auch auswärts, aber daheim spielen wir eigentlich immer gut. Und ich glaube schon, dass wir mittlerweile eine Stütze für die ganze Mannschaft sind. Wir können zwar keine Punkte garantieren, aber wir haben in Kroatien gezeigt, dass wir solchen Aufgaben gewachsen sind. Aber bis zum Davis Cup im September ist es noch lange hin, der Ossi ist ja auch noch da, und wer weiß: vielleicht spielt der Sam ja weiterhin so gut. Unser Vorteil ist sicher, dass wir permanent zusammen spielen.

tennisnet: Hören Sie schon den Ruf von Paris 2024?

Miedler: Für uns ist Olympia in jedem Fall ein Ziel, weil es eine unglaubliche Sache wäre, da in Roland Garros zu spielen. Olympia ist ein Turnier, bei dem viel passieren kann. Und das ist natürlich im Hinterkopf. Aber es ist ja noch länger als ein Jahr bis dorthin.

von Jens Huiber

Donnerstag
20.04.2023, 11:40 Uhr
zuletzt bearbeitet: 19.04.2023, 22:41 Uhr