Lucas Miedler: „Zu den Davis-Cup-Finals fährt man zum Gewinnen“
Bei den „Hellenic Championship“ trifft Lucas Miedler im Viertelfinale zusammen mit dem Portugiesen Francisco Cabral auf seinen ehemaligen Partner Alexander Erler aus Tirol, der mit dem US-Amerikaner Robert Galloway antritt. Vor dem Duell der ÖTV-Spieler beim ATP-250-Turnier in Athen stellte sich der Niederösterreicher im exklusiven tennisnet-Interview zur Verfügung.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
06.11.2025, 17:13 Uhr

Von Dietmar Kaspar aus Athen
Während die österreichischen Hoffnungen bei den Davis-Cup-Finals unter anderem auf dem Doppel mit Lucas Miedler und Alexander Erler ruhen, gehen die beiden ÖTV-Cracks auf der Tour seit mehr als einem Jahr getrennte Wege. Vor dem direkten Duell im Viertelfinale bei den „Hellenic Championship“ in Athen sprach der 29-jährige Miedler im exklusiven tennisnet-Interview u.a. über seine Doppel-Partnersuche, die stillgelegte Einzel-Karriere und die Vorfreude auf das Finalturnier in Bologna.
tennisnet: Lucas, aufgrund deiner Erfolge auf der Tour konntest du mittlerweile schon das oberste Regal der ATP-Turniere bespielen. Wie ist dein Eindruck von der ersten Ausgabe des Turniers hier in Athen?
Lucas Miedler: Der Center Court hier mit der Basketball-Halle ist unglaublich, da passen schon einige Leute rein. Der Grand Stand ist da im Vergleich dazu eher zweckmäßig. Das Hotel ist mitten in der Stadt und da ist am Abend richtig was los. Alles in allem ist es ein sehr ordentliches Turnier.
„Duelle gegen Alex kenne ich schon seit den Futures“
Aus österreichischer Sicht geht der Blick natürlich auf das Viertelfinale, in welchem du auf deinen Landsmann und ehemaligen Partner Alexander Erler treffen wirst. Hat der interne Flachs diesbezüglich schon begonnen?
Wenn man sich so gut kennt, macht es so eine Begegnung natürlich schon etwas spezieller. Aber wir haben ja schon seit Future-Turnieren in Österreich gegeneinander gespielt und wenn man auf dem gleich hohen Level unterwegs ist, gehören solche Aufeinandertreffen einfach mit dazu. Deshalb verfolge ich da eine Herangehensweise wie bei jedem anderen Match.
Nach dem Ende des Zusammenspiels mit Alexander Erler folgten Engagements mit Robin Haase und Santiago Gonzalez bevor du dich mit deinem aktuellen Partner Francisco Cabral zusammengefunden hast. Wie lief die jeweilige Suche ab?
Im Fall von Robin kann man nicht von einer Suche sprechen. Der Alex wollte auf der Tour in Asien spielen und ich konnte meine Einsatzfähigkeit diesbezüglich nach meiner Verletzung noch nicht garantieren. Da hat sich Robin angeboten und wir haben die Saison dann einfach fertig gespielt. Bei der Suche danach bin ich dann auf Santiago gestoßen, da wir beide um die 50 im Ranking standen. Wir mussten dann aber weiter in Richtung Challenger gehen und da hatte er im Gegensatz zu mir seine Prioritäten in Südamerika. Für die Turniere in Europa habe ich es dann mit Francisco versucht und das hat gleich von Anfang an gepasst.
„Mit Francisco hat es sofort gepasst“
Mit Francisco konntest du in dieser Saison bereits zwei ATP-Titel erringen. Planst du auch in der nächsten Saison mit ihm?
Wir haben beide eine sehr gute Dynamik auf dem Platz und es läuft absolut harmonisch bei uns. Auch mit seinem Coach, der uns jetzt zusammen bei den Turnieren betreut, passt es hervorragend. Aufgrund der Top-13-Regelung sind wir ja schon bei den ersten fünf Masters-Turnieren der neuen Saison fix im Feld, von daher spricht einfach alles für die weitere Zusammenarbeit in der nächsten Spielzeit.
Im Doppel-Bereich wurden seitens der ATP in Form von Trials neue Dinge ausprobiert. Was gibt es diesbezüglich Aktuelles?
Darüber hört man aktuell recht wenig. In Wien wurde jedoch der Mittwoch-Start für den Doppel-Wettbewerb getestet, was von den Spielern sehr begrüßt wurde. Es kam ja oft die Diskussion auf, dass zu Beginn der Turnierwoche zu viele Spieler auf der Anlage sind. Deshalb sehe ich in der Regelung nur Vorteile und sollte aus meiner Sicht von der ATP so umgesetzt werden.
„Mit Italien haben wir das wahrscheinlich schwerste Los gezogen“
Mit den Davis-Cup-Finals steht noch ein absolutes Highlight für dich an. Wie groß ist die Vorfreude?
Die Vorfreude auf das Event ist natürlich riesig groß. Wir haben mit Italien natürlich das wahrscheinlich schwerste Los gezogen. Aber schon die Tatsache, dass wir uns dafür qualifiziert haben, ist ja alles andere als selbstverständlich. Was die Jungs gerade im Einzel gegen Finnland und Ungarn geleistet haben, ohne dass wir einen Top-100-Mann auf dem Platz hatten, war schon herausragend.
Wie siehst du den Modus bei den Finals, wo im Gegensatz zu den Qualifikations-Runden nur zwei Einzel gespielt werden?
Wir müssen natürlich schauen, was passiert und ob wir nach den beiden Einzeln überhaupt noch zum Doppel drankommen. Die Halle wird gegen Italien auf jeden Fall komplett voll sein und uns eine mega Atmosphäre erwarten. Sportlich hätte es natürlich lösbarere Aufgaben gegeben. Aber wir müssen die Auslosung so annehmen, wie sie eben ist. Wir werden auf unseren eingeschworenen Team-Geist setzen und ich habe schon mehrfach gesagt, wenn man nicht gewinnen will, braucht man zu so einem Turnier gar nicht hinfahren.
„Die Erfolge im Doppel hätte ich im Einzel nicht erreicht“
Durch dein Vordringen in der Doppel-Weltrangliste in die Top 25 ist deine Karriere im Einzel mehr oder weniger stillgelegt. Überwiegt dabei etwas die Trauer bzgl. des verpassten Einzels oder die Freude bzgl. der überragenden Resultate im Doppel?
Ich habe nicht auf das Doppel gesetzt, weil ich kein Einzel mehr spielen wollte. Es war einfach ein schleichender Prozess, dass sich das Doppel-Ranking im Vergleich zum Einzel-Ranking zu gut entwickelt hat. Wenn sich die Möglichkeit zum Einzel ergibt, ergreife ich diese nach wie vor sehr gerne. Vor Ort schreibe ich mich bei jedem Turnier auch für das Einzel ein, aber die Chance kommt da leider sehr selten. Natürlich ist diesbezüglich auch ein weinendes Auge dabei, aber die unglaublich schönen Momente wie die Doppel-Siege in der Wiener Stadthalle und in Kitzbühel hätte ich im Einzel bestimmt nicht erlebt, so ehrlich muss man dann schon zu sich sein. Im Doppel kann ich die schönsten Turniere auf der Tour spielen, deshalb ist das Zurückrudern im Einzel schon verkraftbar.
Für dich wird eine lange Spielzeit auf der Tour zu Ende gehen. Wie sieht die Planung für die Off-Season bzw. für die Vorbereitung auf die neue Saison aus?
Nach dem Turnier in Bologna habe ich noch für zwei Partien in der französischen Liga zugesagt, weshalb die Saison schon sehr lang wird. Anschließend werde ich eine Woche Urlaub machen und Anfang Dezember die Vorbereitung in der Thiem-Akademie in Traiskirchen starten. Zum Glück beginnt die neue Saison eine Woche später, weshalb man nicht gleich direkt nach Weihnachten wegmuss.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei den weiteren Aufgaben.
