Lukas Neumayer im Interview: "Ist das Hauptziel, so schnell wie möglich auf die Challenger-Tour zu wechseln"

Lukas Neumayer hat vor wenigen Tagen seinen ersten internationalen Titel bei den Herren gefeiert. Im Interview mit tennisnet.com spricht der Österreicher über seine bisherigen Highlights, sein Entwicklungspotential und die Ziele für die Saison 2022. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 18.02.2022, 10:06 Uhr

Lukas Neumayer konnte in Antalya seinen ersten Titel auf der Future-Tour gewinnen
Lukas Neumayer konnte in Antalya seinen ersten Titel auf der Future-Tour gewinnen

Lukas, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten internationalen Titel bei den Herren. Wie sind deine Gefühle mit etwas Abstand zur Woche in Antalya?

Ich freue mich natürlich noch immer enorm, dass ich dieses Turnier gewonnen habe, mein Fokus liegt jetzt aber bereits wieder auf den kommenden Turnieren. Ich bin auch schon wieder in Wien – also habe ich mich eher kurz gefreut und jetzt geht es auch schon wieder weiter.

In Antalya hast du im Vorjahr überhaupt deine ersten Punkte für die ATP-Weltrangliste sammeln können – was liegt dir am Tennis in der Türkei so sehr?

Ich würde nicht sagen, dass mir das Tennis unbedingt dort so sehr liegt. Ich mag es aber sehr, auf Sand, auf Clay zu spielen. Außerdem haben mir die Bedingungen letzte Woche sehr getaugt. Da hat viel zusammengepasst, würde ich sagen.

Ziemlich genau ein Jahr zwischen den ersten Punkten und nun dem ersten Sieg auf der Future-Tour: Wie konntest du dich spielerisch und mental in den letzten Monaten weiterentwickeln?

Im Vergleich zum letzten Jahr habe ich mich schon sehr weiterentwickelt. Die Grundschläge sind noch schneller geworden, der Aufschlag ist viel besser geworden. In dem Turnier war es so, dass ich sehr viele freie Punkte mit dem Aufschlag bekommen habe, was auch sehr wichtig war. Generell habe ich mich körperlich weiterentwickelt und im Kopf bin ich auch auf jeden Fall stärker geworden.

Ich würde sagen, dass schon eher die letzte Woche mein Karrierehighlight war.

Lukas Neumayer über seinen Titelgewinn in Antalya 

Du schreibst, noch in diesem Jahr unter die besten 300 der ATP-Weltrangliste vorzustoßen. Zwei Monate sind 2022 schon vergangenen: Wie realistisch siehst du das nach den ersten beiden Monaten?

Ja, ich glaube, wenn ich einen guten Sommer spiele, dann ist das auf jeden Fall realistisch, dann kann man auf jeden Fall sehr schnell nach oben. Im Tennis ist es halt so, dass man viele Turniere spielt und ich werde auch viele Turniere spielen. Und dann werden wir sehen, was sich so ausgeht.

Ein Karrierehighlight von dir, wenn man so will, waren ganz bestimmt die Auftritte in Kitzbühel im Vorjahr. Würdest du sagen, dass du damals das beste Tennis, das dir zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung gestanden ist, zu diesem Zeitpunkt gezeigt hast?

Auf jeden Fall, in Kitzbühel habe ich nichts zu verlieren gehabt, da habe ich im letzten Jahr sicher das beste Tennis gespielt. Aber ich würde sagen, dass schon eher die letzte Woche mein Karrierehighlight derweil war. Weil es eben ein Titel war und ich sehr gut gerankte Spieler geschlagen habe, keinen Satz abgegeben habe – und das über eine ganze Woche lang. Das war sehr gut letzte Woche.

Anfang 2021 hast du im Interview mit tennisnet.com erklärt, dass vor allem die Konstanz ganz sicher jener Bereich ist, in dem du dich am meisten verbessern musst, um auf der Future-Tour erfolgreich zu sein. Inwieweit ist dir das bislang gelungen? Und wo gibt es vielleicht noch Bereiche zur Verbesserung?

Ich habe in letzter Zeit – vor allem im Trainingslager im November – sehr viel am Aufschlag gearbeitet, weil die Grundschläge schon sehr gut waren. Natürlich haben wir aber auch geschaut, dass die noch schneller werden, dass ich noch aktiver werde. In letzter Zeit waren Aufschlag und Return sehr wichtig, das ist mir in der letzten Woche sehr gut gelungen. Da werde ich auch schauen, dass ich noch besser werde – vor allem beim Aufschlag. Und dann noch das Spiel von der Grundlinie, dass das noch aktiver wird und dass ich noch schneller den Weg ans Netz suche. Das ist jetzt einmal das Ziel.

Mit dem Ziel, recht schnell den Vorstoß in der Weltrangliste zu schaffen, würde es ja auch recht bald auf die Challenger-Tour gehen. Kann man den Sprung von der Future- auf die Challenger-Tour aus deiner Sicht vielleicht mit dem Sprung von den Junioren zu den Erwachsenen vergleichen?

Nein, ich glaube, das kann man nicht vergleichen. Ich glaube, dass bei diesen Futures, die ich zuletzt gespielt habe, vor allem bei den M25ern, dass da sehr, sehr starke Gegner dabei waren. Und die waren auch in der Weltrangliste sehr gut. Das Level wird auf jeden Fall nach oben gehen, aber ich glaube, dass das manchmal nicht ganz so ein großer Unterschied ist.

Bei den meisten deiner Events bist du auch im Doppel am Start – die Partner sind aber zumeist verschiedene. Welchen Stellenwert nimmt das Doppel für dich ein?

Ich und auch meine Trainer finden es sehr wichtig, dass man sich im Doppel auch noch für das Einzel weiterentwickeln kann – in Bereichen, wie dem Aufschlag oder dem Volley. Der Hauptfokus liegt natürlich am Einzel, aber ich schaue immer, wenn ich einen Partner habe, dass ich Doppel spielen kann, um dort bestimmte Schwerpunkte zu trainieren, die ich dann ins Einzel umsetzen kann.

Aber dein Hauptfokus liegt jetzt und in der Zukunft immer auf dem Einzel?

Ja, auf jeden Fall.

Du hast es eh vorher schon ein bisschen angesprochen, dass der Sand dir besonders liegt, das zeigen ja auch deine Erfolge, die hauptsächlich auf Sandplatz zustande gekommen sind. Würdest du dich als Sandplatzspezialist bezeichnen?

Ich würde schon sagen, dass ich auf Sand viel besser spiele als auf Hardcourt, obwohl ich zuletzt auf Hartplatz immer besser geworden bin. Ich habe aber früher fast immer auf Sand trainiert und kaum auf Hardcourt – kann also auch sein, dass es daran liegt. Aber mir taugt das Spiel auf Sand auch einfach mehr.

Wie von dir angesprochen, kann es durchaus sein, dass diese Verbindung zum Sand auch aus der Jugend, aus der Entwicklung kommt. Würdest du sagen, dass du auf Hartplatz dadurch einen gewissen Nachteil hast? Gibt es in deiner Altersklasse andere Nationen, die vielleicht auch Hartplatz schon noch deutlich die Nase vorne haben?

Auf jeden Fall, da gibt es schon einige Spieler, die schon länger auf Hardcourt trainieren oder bereits früher die Chance gehabt haben. Aber ich glaube trotzdem, dass ich mir in Zukunft auch leichter tun werde, weil ich jetzt auch in Wien sehr oft auf Hardcourt trainiere und ich auch in letzter Zeit sehr viele Turniere gespielt habe. Auch in Zukunft möchte ich viele Turniere auf diesem Untergrund spielen, damit ich mich dort auch noch weiterentwickeln kann.

Die Highlights wären es auf jeden Fall, wenn die Möglichkeit besteht, in Kitzbühel oder Wien zu spielen.

Neumayer über mögliche Highlights der Saison 2022 

Eine negative Seite des Vorjahres war dein Meniskusriss mit Knieoperation. Beeinträchtigt dich diese Verletzung heute noch in irgendeiner Weise?

Letztes Jahr, als es passiert ist, war ich schon sehr geschockt, weil es eigentlich meine erste Verletzung war, ich habe vorher wirklich gar nichts gehabt und es ist schon ziemlich plötzlich gekommen. Aber seit ich operiert wurde und ich Reha gemacht habe, ist eigentlich alles tiptop. Ich habe nie Schmerzen gehabt, der Muskel hat auch richtig gut aufgebaut und ich habe schon nach zwei Monaten wieder Turniere spielen können – es ist also kaum Zeit verloren gegangen. Es geht mir jetzt wieder richtig gut und ich habe seitdem nie Schmerzen gehabt.

Werfen wir einen Blick auf deine Planung für die bevorstehende Saison. Wo wird es dich hin verschlagen? Und was sind vielleicht die ganz großen Highlights für die Saison 2022?

Die Highlights wären auf jeden Fall, sollte ich wieder die Möglichkeit bekommen, in Kitzbühel oder in der Stadthalle zu spielen. Ansonsten ist es zu schauen, dass es so schnell wie möglich auf die Challenger-Tour geht und da gibt es dann eigentlich nur noch große Turniere, bei denen man viele Punkte machen kann. Wie gesagt, Highlights wären auf jeden Fall, wenn die Möglichkeit besteht, in Kitzbühel oder Wien zu spielen.

In den nächsten Wochen aber, wie sieht da dein Plan ganz konkret aus?

Ich werde am Montag nach Tunesien fliegen und dort ein Turnier auf Hardcourt spielen. Dann geht es direkt wieder zurück nach Antalya, dort werde ich zwei Futures spielen – ein M15er und ein M25er. Das ist jetzt einmal der Plan für die kommenden drei Wochen, danach werde ich sehen, wie es weitergeht.

Zum Abschluss: Wenn du Mitte November auf die Saison 2022 zurückblickst: Was musst du erreicht haben, um zufrieden in die Winterpause zu gehen?

Mein Jahresziel war es, so früh wie möglich meinen ersten Future-Titel zu gewinnen – und das ist mir jetzt sehr früh gelungen. Da bin ich sehr glücklich. Das Hauptziel ist es nun, dass ich so schnell wie möglich auf die Challenger-Tour wechseln kann – das hängt natürlich auch vom Ranking ab, da wäre es auf jeden Fall sehr cool, wenn ich so um die 300 stehe. Und auch, dass ich mich spielerisch und körperlich weiterentwickle. Aber das habe ich bereits jetzt in den vergangenen ein, zwei Jahren sehr gut gemacht. Auch sehr wichtig ist es natürlich, dass ich verletzungsfrei bleibe. Ich bin insgesamt sehr zuversichtlich für diese Saison und freue mich bereits auf die kommenden Monate.

Vielen Dank für das Gespräch.

Gerne.

von Michael Rothschädl

Freitag
18.02.2022, 14:15 Uhr
zuletzt bearbeitet: 18.02.2022, 10:06 Uhr