"Macht keinen Spaß" - Auch Jo-Wilfried Tsonga freut es nicht so richtig

Jo-Wilfried Tsonga hat in der abgelaufenen Woche in Marseille aufgeschlagen. Vor leeren Rängen. Was dem Franzosen auf Dauer keinen Spaß macht.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 14.03.2021, 08:52 Uhr

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Jo-Wilfried Tsonga vermisst die Fans - und das Leben
© Getty Images
Jo-Wilfried Tsonga vermisst die Fans - und das Leben

So ist das im Tennisjahr 2021: Während sich Nikoloz Basilashvili am Samstag von einer zwar kleinen, aber doch unüberhörbaren Zuschauermenge in Doha für seinen vierten Turniersieg auf der ATP-Tour feiern lassen konnte, wird der Sieger von Marseille, der am heutigen Sonntag zwischen Daniil Medvedev und Pierre-Hugues Herbert ermittelt wird, im Grunde ganz mit sich allein sein. Und mit den zahlreichen Pappkameraden, die die Veranstalter in Marseille auf den Tribünen platziert haben.

Im Grundsatz sind sich die meisten Tennisprofis zwar darüber einig, dass sie sich in einer privilegierten Position befinden. Sie können ihrer Profession nachgehen, in Zeiten einer Pandemie  sogar über die ganze Erde verteilt. Die Stimmen mehren sich aber, die über eingeschränkte Lust auf die Berufsausübung planen.

Tsonga - „Es macht keinen Spaß“

Nachdem Benoit Paire seinen Südamerika-Trip, den er mit einem Auftritt in Acapulco in der kommenden Woche fortsetzt, als maximal unerfreulich beschrieben hat, hat sich auch Jo-Wilfried Tsonga in Marseille in ähnlicher Weise geäußert. „Es ist eine komplett andere Atmosphäre. Wir können unsere Hände nicht heben, um das Publikum beim Einmarsch zu begrüßen. Wir machen alle drie-vier Tage COVID-Tests. Wir können nicht in Restaurants gehen, um zu entspannen. Wir sind nicht motiviert, es macht keinen Spaß.“

Dabei war Tsonga gar nicht in Australien, wo, zumindest im Melbourne Park, mit Ausnahme eines fünftägigen Lockdown-Fensters, ein fast normales Tennisturnier stattgefunden hat. In dem Daniil Medvedev vor gut besetzten Rängen das Endspiel gegen Novak Djokovic verlor. Jener Medvedev, der wenige Tage später in Rotterdam vor leeren Rängen in Runde eins gegen Dusan Lajovic ein Trauerspiel ablieferte.

Kas mit Verständnis für Kyrgios

Probleme der allerersten Welt, könnte man meinen. Aber so einfach ist das nicht. Die Spieler und Betreuer lebten in ständiger Angst, dass ein Test positiv ausfalle, erklärte Ex-Profi und Coach Christopher Kas in der aktuellen Ausgabe von „Quiet, please - der tennisnet-Podcast“. Zum einen, weil dann eine längere Isolation drohe, zum anderen weil es ja durchaus zu einem kritischen Krankheitsverlauf kommen könne. Zwar könne er das Verhalten von Benoit Paire auf dem Court in Buenos Aires nicht gutheißen, Verständnis für die Einschätzungen an den allgemeinen Umständen brachte Kas indes schon auf.

tennisnet · Quiet, please - der tennisnet-Podcast - Episode 5-2021

Er verstehe auch Spieler wie Nick Kyrgios, die sagen, dass sie unter diesen Umständen auf Reisen zu Turnieren verzichten. Und die ATP hat mittlerweile erkannt, dass das Problem nicht nur auf der finanziellen Seite liege, wie Alex Antonitsch anmerkte. Die Spielervereinigung stellt ihren Profis bei Bedarf neuerdings auch psychologische Hilfe zur Seite. Andererseits: Eine Absage aller Turniere, bis wieder "normale" Verhältnisse eingekehrt sind, sei auch keine Lösung, so Antonitsch. Am allerwenigsten für die SpielerInnen.

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