"Mal sehen, wer den anderen heute Nacht vergiftet": Celikbilek schlägt Kumpel Ilkel beim Pozoblanco-Challenger

Wenn man an Tennis in Spanien denkt, haben wohl viele das Bild des iberischen Sandplatzwühlers vor den Augen. Dass Turniere aber auch ganz ohne rote Asche auskommen können, sah man in der vergangenen Woche im andalusischen Pozoblanco. Die Open Ciudad de Pozoblanco sind ein ATP-Challenger-Event, das jährlich in der beschaulichen Gemeinde mit rund 20.000 Einwohnern ausgetragen wird.

von Florian Heer aus Pozoblanco
zuletzt bearbeitet: 26.07.2021, 19:33 Uhr

© Florian Heer

Pozoblanco (spanisch für „weißer Brunnen“) ist lediglich eine Fahrstunde nördlich der Provinzhauptstadt Córdoba gelegen. Von weltberühmten Sehenswürdigkeiten wie der Mezquita und Touristenströmen ist man hier jedoch weit entfernt. Entlang enger Gassen führt der Weg auf einen kleinen Hügel zum lokalen Sportzentrum. Inmitten der Weitläufigkeit der Gegend, Heimat der berühmten schwarzen iberischen Schweine und den weit über die Landesgrenzen hinaus beliebten spanischen Schinken, liegt die Pista Memorial Fabián Dorado - der Center Court des mit 44.820 Euro dotierten Turniers. Lediglich die Laute der benachbarten Esel untermalen bisweilen die gewohnten Tennisgeräusche.

Night-Sessions in der andalusischen Weite

Gespielt wird vorrangig abends unter Flutlicht. Tagsüber ist es zu heiß. Temperaturen von über 35 Grad Celsius sind im Juli in der Region keine Seltenheit. Die Nächte sind im Sommer fast durchweg tropisch. Hier oben auf der steilen Tribüne des Tennisplatzes weht jedoch auch gerne ein kühlendes Lüftchen.

Tennis hat in Pozoblanco Tradition. Professionelle Turniere auf der ATP-Challenger-Tour oder auf dem ITF-Pro-Circuit werden hier bereits seit 1992 ausgetragen. Klangvolle Namen wie Roberto Bautista Agut oder Marcos Baghdatis zieren die Siegerliste. Im Jahr 2006 war mit Simon Greul auch ein deutscher Spieler erfolgreich.

Celikbilek und Ilkel dominieren

Die 26. Ausgabe der Open Ciudad de Pozoblanco war jedoch fest in türkischer Hand. Altug Celikbilek besiegte im Finale am Sonntag seinen Landsmann, Trainingspartner und guten Freund Cem Ilkel, in drei Sätzen. Gegenseitig hatten sie sich noch in der Vorschlussrunde unterstützt, im Endspiel standen sie sich jedoch gegenüber, was der guten Stimmung der beiden Profis jedoch keinen Abbruch tat.

„Wir sind gute Freunde, kennen uns, seitdem wir sechs Jahre alt sind. Hier in Pozoblanco teilen wir uns auch ein Zimmer. Mal sehen, wer den anderen heute Nacht vergiftet“, scherzte Ilkel nach seinem gewonnen Halbfinal-Match gegen den belgischen Qualifikanten Michael Geerts und das erste rein-türkischen Endspiel auf der ATP-Challenger-Tour seit 2016 feststand.

Freunde im Finale, Freunde auch danach

Am Ende setzte sich Celikbilek mit 6:1, 6:7(2), 6:3 durch. Vor ausverkauftem Haus - ganz Pozoblanco schien auf den Beinen zu sein - unterstrich der 24-jährige seine herausragende Form in dieser Saison mit seinem zweiten Triumph auf der Challenger-Tour. Bereits Anfang des Monats war die Nummer 203 der Weltrangliste bei den Porto Open in Portugal erfolgreich.

„Schon als Kinder haben wir von diesem Moment geträumt“, verriet Celikbilek im Anschluss. „Heute habe zwar ich gewonnen, wäre die Partie allerdings andersrum ausgegangen, hätte ich mich für Cem genauso gefreut. Ich bin stolz auf unseren beiden Leistungen in dieser Woche.“

Zum Lohn gab es 6.190 Euro an Preisgeld und wertvolle 80 Punkte für die ATP-Weltrangliste. Darüber hinaus noch eine riesige Box gefüllt mit iberischen Schinken. Es ist ja schließlich das „Challenger de Jamón“.

Gefeiert haben die beiden Türken am späten Abend dann auch wieder gemeinsam, allerdings ohne Fleisch und eher bedacht. „Wir werden uns wohl noch ein Eis in der Stadt gönnen. Dann geht es aber auch schon zum nächsten Turnier“, sagte Celikbilek. Dieses findet wieder in Spanien statt, wieder auf Hartplatz. Die Reise führt die beiden weiter ins Landesinnere ins kastilische Segovia.

von Florian Heer aus Pozoblanco

Montag
26.07.2021, 20:31 Uhr
zuletzt bearbeitet: 26.07.2021, 19:33 Uhr