Maria Sharapovas verzwickte Situation: „Ich werde keine Parade veranstalten“

Die ehemalige Weltranglistenerste Maria Sharapova hat dem WTA-Turnier in Linz einen Besuch abgestattet. Der Russin schmerzt die Schulter, weshalb die sie ihren Start beim größten Damenturnier Österreichs absagen musste. In dieser verzwickten Situation steckt sie schon seit frühen Jahren ihrer Karriere, trotz Verletzungen ist sie wirtschaftlich erfolgreich wie kaum eine andere auf der WTA-Tour.

von Lukas Zahrer aus Linz
zuletzt bearbeitet: 09.10.2019, 15:17 Uhr

Maria Sharapova ist ein Medienprofi. Mit viel Aufwand wurde die 32-Jährige per Charterflieger für einen Kurzauftritt in Linz eingeflogen. Sie nahm Sponsorentermine wahr, gab eine Autogrammstunde, und beantwortete mit einem breiten Lächeln sämtliche Journalistenfragen.

„Ich brauche noch etwas mehr Zeit, um auf das Niveau zu kommen, um mit den besten mithalten zu können“, sagte Sharapova über ihren Gesundheitszustand. Immer wieder wurde die fünffache Grand-Slam-Siegerin in diesem Jahr von Verletzungen gestoppt. Dreimal musste sie ein Match aufgeben oder absagen, insgesamt trat sie nur bei acht Turnieren an. „Mein Turnierplan war nie vollgepackt, selbst als ich topfit war. Die Schulter war immer eine Schachstelle meines Körpers. Ich hatte eine Schulter-OP mit 21, dann folgten einige gute Jahre, jetzt ist es ein schlechtes Jahr“, bilanzierte sie.

Aus sportlicher Sicht mag das stimmen, doch finanziell ist 2019 ein Erfolg. Sie zählt nach wie vor zu den zehn bestverdienenden Sportlerinnen der Welt, mit kolportierten sieben Millionen US-Dollar nahm sie etwa gleich viel ein wie 15 Top-100-Spielerinnen zusammen.

Maria Sharapova kämpft mit der Schulter

Ein langes Match beim Premier-Turnier in Toronto gab ihr einen weiteren Dämpfer, seither zwickt das Schultergelenk. „In der Vorbereitung auf die neue Saison möchte ich alles richtig machen“, sagte Sharapova, die aktuell mit Riccardo Piatti in dessen Akademie in Bordighera im Westen Italiens an ihrer Form arbeitet.  Zwar habe sie noch für das Turnier in Luxemburg kommende Woche genannt, so richtig scheint aber auch sie an ein Antreten nicht zu glauben.

Wenn man Sharapova zuhört, fällt einem die Vorstellung schwer, dass ihr Körper einen weiteren großen Turniersieg zulässt. „Ich schätze die Dinge des Tour-Alltags heute viel mehr. Ich denke mehr darüber nach, was der Körper leisten muss, um ein hohes Level zu erreichen“, gab sie selbst zu.

Sharapova hielt zudem fest, dass auch die Familienplanung in ihren Rücktrittsgedanken eine Rolle spielen. Nach einer Geburt will sie nicht auf die WTA-Tour zurückkehren. „ Sollte ich dieses Kapitel aufschlagen, werde ich meine volle Zeit dafür aufwenden. Ich pflege eine gute Freundschaft mit meiner Mutter, die sehr jung war, als ich geboren wurde. Dieses Verhältnis will ich auch mit meinem Kind haben“, gab Sharapova private Einblicke.

Wenn man die 36-fache Turniersiegerin auf ein mögliches Karriereende anspricht, wird sie kurz ernst. „Ich werde keine Parade veranstalten“, versprach sie. „Ich bin eine einfache Person. Ich liebe diesen Sport und den Wettkampf. Ja, ich bin der Ziellinie näher als etwa dem Start.“ Sie könne aber aktuell noch nicht absehen, wann sie vom Profitennis abtritt.

Derzeit spüre sie noch das Feuer und die Leidenschaft für den Sport. Sie wählte ihre Worte bewusst, als sie versuchte, ihre Motivation für den Trainingsalltag zu beschreiben. „Als Frau gibt es einem viel Kraft, wenn man spürt, dass man gut ist in einer Sache und dass man sich weiter entwickeln kann.“

Maria Sharapova: Damen-Tennis? „Leute haben immer etwas auszusetzen“

Während Sharapovas Zeit als prägende Figur im Damentennis langsam zu Ende geht, steht mit Bianca Andreescu, Naomi Osaka und Cori Gauff eine neue Generation an kommenden Superstars am Beginn ihrer Karrieren. In den letzten drei Jahren gab es zehn unterschiedliche Grand-Slam-Siegerinnen, der Ausgang eines Damen-Majors scheint ein ums andere Mal unvorhersehbar.

Sharapova will das nicht als Schwäche und Fehlen einer wahren Größe sehen. „Die Leute haben immer etwas auszusetzen“, sagte sie. „Unser Job ist es, mehrere gute als schlechte Tage auf dem Platz zu haben. Wir müssen weiterhin gutes Tennis zeigen.“ Dann werde die Qualität der Damen-Tour auch gesichert sein.

Das Turnier in Linz sieht Sharapova als „bemerkenswerten Schritt“ in der Entwicklung des Damen-Tennis in Österreich. „Die Dinge passieren nicht über Nacht. Es braucht viel Zeit, um Talente zu entwickeln, Fertigkeiten zu formen und eine Infrastruktur aufzubauen“, mahnte sie zur Geduld.

Und weiter: „Es müssen viele Dinge zusammenspielen, um zu Erfolg zu kommen.. Die Hoffnung ist, dass viele Kinder das mitbekommen und inspiriert werden. Vielleicht wachen sie eines Tages auf und denken anders. Das muss nicht die Nummer eins im Tennis sein, sondern kann ihnen einen anderen Blickwinkel auf ihre Ziele geben. Die Lehren, die wir in diesem Sport ziehen, können in vielen anderen Lebensbereichen helfen.“

Maria Sharapova: Erfolge bei Grand-Slam-Turnieren

TurnierSieg
Australian Open2008
French Open2012, 2014
Wimbledon2004
US Open2006

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von Lukas Zahrer aus Linz

Mittwoch
09.10.2019, 11:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 09.10.2019, 15:17 Uhr

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