"Davis Cup? Da will ich mich schon empfehlen!"

Seit gestern Challenger-Sieger, seit heute Früh auf Platz 122 im ATP-Ranking: Martin Fischer im tennisnet.com-Interview.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 12.07.2010, 10:11 Uhr

Oberstaufen liegt auf 900 Meter, der Sonntag war ein brütend heißer Tag – alles andere als einfache Verhältnisse, wenn die Bälle noch einen Hauch weiter fliegen, noch schwerer zu kontrollieren sind als üblich. Noch dazu wenn der Arm ein wenig schwer ist. Es waren viele Fans, Freunde, Bekannte und Familienangehörige bei Martin Fischers zweitem ATP-Challenger-Finale da, um den 23-jährigen Vorarlberger anzufeuern. Auf der anderen Seite stand ein 19-jähriger Deutscher, Cedrik-Marcel Stebe, ein Qualifikant in seinem ersten Challenger-Finale.

Beide Finalisten starteten nervös, „vom Papier her musste Martin ja gewinnen“, sagt sein Trainer Joachim Kretz, „das hat er auch gewusst. Er hat gewusst, dass das eine große Chance ist.“ Es entwickelte sich eine taktische Partie zweier Konterspieler, im ersten Satz konnte Stebe kein einziges Mal seinen Aufschlag durchbringen. Der Trick von Kretz, mit Fischer am Samstag nach dem Semifinale noch am Return zu feilen, hatte offenbar gewirkt: Kretz, selbst Linkshänder, hatte seinen Schützling ganze Serien von Aufschlägen retournieren lassen.


Martin Fischer, der sich durch den Turniersieg um 29 Plätze verbesserte, belegt seit Montag Früh ATP-Rang 122. Sein um 29 Plätze verbessertes Career-High … tennisnet.com fragte bei Österreichs neuer Nummer drei nach, wie's so geht.


Martin, in einem tennisnet.com-Interview nach Wimbledon hat dein Trainer Joachim Kretz gesagt, dass ihr euch das Ziel gesetzt habt, dass du zu Jahresende rund um Platz 120 liegst. Das ist gerade zweieinhalb Wochen her. Jetzt bist du nach dem Sieg von Oberstaufen Nummer 122. Wird’s jetzt langweilig?

Uh, langweilig, keine Angst, ich erlebe dauernd etwas Neues. Gestern zu Beginn des Finales war ich richtig nervös. Es war das erste Challenger-Finale, in das ich als relativ klarer Favorit gegangen bin. Noch dazu bei meinem Heimturnier, Oberstaufen, das ist ja nur 35 Minuten von zuhause entfernt, da sind viele Leute gekommen.

Cedrik-Marcel Stebe hat hier einen erstaunlichen Lauf hingelegt, am Samstag Simon Greul geschlagen, die Nummer 80 im Ranking. Dennoch haben alle einen Sieg von dir erwartet.

Ich insgeheim natürlich auch, das macht einen gewissen Druck. Er hat dann aber gut angefangen, vor allem gut retourniert …

… und ist Linkshänder, was dir zuletzt gar nicht getaugt hat. Du hattest am Samstag nach dem Semifinale noch eine Extra-Einheit Rückschlagtraining, dein Trainer Joachim Kretz hat serviert. Scheint geklappt zu haben. Serviert Kretz auf Challenger-Niveau?

Ja, durchaus, …

Beachtlich!

… wenn er zwei Meter im Feld stehen darf. (lacht) Nein, im Ernst. Wir haben aus jeder Ecke noch einen Korb serviert. Das hat mir geholfen, weil der ganz andere Ballabsprung eines Linkshänders, mit dem hatte ich zuletzt immer Probleme.

Es ist ja nicht ganz üblich, dass man nach einer anstrengenden Semifinal-Partie noch einmal auf den Trainingsplatz geht, am Tag vor einem wichtigen Finale. Noch dazu wenn man gut gespielt hat.

Ach, Joachim weiß, was er mir zumuten kann und was nicht. Wenn er meint, es macht Sinn, nochmal rauszugehen und zwei Körbe zu retournieren, dann tun wir das. Und er hat ja nicht ganz Unrecht behalten: Diese Sonderschicht hat funktioniert.

Das erste Aufschlagspiel, das Stebe durchgebracht hat, war sein zweites im zweiten Satz. Dann hat sich der Charakter der Partie aber gedreht, wurde von den Aufschlägern dominiert. Und du hast ziemlich cool ausserviert.

Das war mir besonders wichtig. Dieser letzte Schritt, dieses Den-Sack-Zumachen, das hat ja in Paris und in Wimbledon gar nicht funktioniert. Das war schlecht. Umso mehr freut es mich, dass es gestern super geklappt hat. In meinen letzten Aufschlagspielen hab ich nur drei Punkte abgegeben.

Du bist jetzt Österreichs Nummer drei, vor Stefan Koubek, nur ganz knapp hinter Daniel Köllerer. Wie fühlt sich das an?

Das klingt gut, keine Frage. Aber es ist nur ein Nebeneffekt. Ich bin lieber Nummer 90 in der Welt und fünftbester Österreicher als Nummer 250 und drittbester. Man kämpft nicht gegen die anderen Österreicher, man muss auf sich selbst schauen und auf sein Ranking.

Nun ja, es gibt aber schon einen Aspekt, der mit dem nationalen Ranking zu tun hat … Stichwort Davis Cup.

Ja, das schon, absolut. Da möchte ich mich schon empfehlen.

von tennisnet.com

Montag
12.07.2010, 10:11 Uhr