Matchbälle abgewehrt: Yannick Hanfmann gewinnt Challenger von Augsburg

Yannick Hanfmann lautet der Sieger der Erstausgabe der Schwaben Open in Augsburg. Der 27-jährige Deutsche besiegte in einem spannenden Endspiel den jungen Finnen Emil Ruusuvuori nach Satzrückstand und drei abgewehrten Matchbällen mit 2-6, 6-4, 7-5.

von Florian Heer
zuletzt bearbeitet: 11.08.2019, 19:24 Uhr

Von Florian Heer aus Augsburg

Blauer Himmel, Sonne satt und über 500 Zuschauer bildeten eine glänzende Kulisse für das Titelmatch, in dem der an Nummer 15 gesetzte Hanfmann seinen Rhythmus zu Beginn noch suchen musste. Mitte des zweiten Satzes schien der gebürtige Karlsruher dann den Finnen-Code zu knacken, doch Ruusuvuori kam nach verlorenem zweitem Durchgang noch einmal zurück.

Hanfmann wurde alles abverlangt, musste bei eigenem Aufschlag im 10. Spiel des dritten Satzes drei Matchbälle abwehren und schaffte schließlich im Game darauf das entscheidende Break. Nach knapp über zwei Stunden Spielzeit servierte die Nummer 234 der ATP-Weltrangliste zum Titelgewinn aus.

„Das Match war auf des Messers Schneide. Am Ende war auch das Glück entscheidend“, konstatierte Hanfmann. „Vielleicht bin etwas ruhiger geblieben. Es hätte jedoch auch anders ausgehen könnte. Deshalb bin ich mega-happy.“

Hanfmann: Erneuter Erfolg vor heimischem Publikum

Hanfmann kann getrost als Spezialist für Heimerfolge bezeichnet werden. Bereits in Ismaning 2017, in Braunschweig 2018 und in Ludwigshafen vor einigen Wochen war der ehemalige US-College-Boy erfolgreich. Insgesamt war es der fünfte Triumph auf der ATP-Challenger-Tour.

„Ich spiele gerne vor deutschem Publikum. Ich habe das Gefühl einen zusätzlichen Boost zu erhalten, insbesondere in den engen Phasen eines Matches. Wenn ich heute in Finnland gespielt hätte, wäre das Ergebnis vielleicht anders ausgefallen“, so Hanfmann, der als nächstes allerdings die Reise in Richtung Nordamerika antreten wird, um bei der Qualifikation zu den US-Open aufzuschlagen. 6.190 Euro an Preisgeld und 80 ATP-Weltranglistenpunkte hat der Deutsche dabei mit im Gepäck.

Ruusuvuori: Finnischer Jungstar im Aufwind

Trotz der Finalniederlage dürfen sich die Tennisfans den Namen Ruusuvuori schon einmal merken. Der 20-jährige Next-Gen-Spieler aus Helsinki konnte im Juni im usbekischen Fergana seinen ersten Triumph auf der ATP-Challenger-Tour verbuchen und spielte auch in der Fuggerstadt groß auf.

„Dies war mein bisher bestes Turnier auf Sand“, gab der Runner-Up zu Protokoll. „Ich konnte viel Selbstvertrauen tanken und hoffe im Ranking möglichst bald weiter nach oben zu kommen.“

Der Skandinavier wird am Montag auf Platz 209 der ATP-Weltrangliste auftauchen, seine bisher beste Platzierung.

Vasilevski/Zelenay mit erstem Team-Erfolg

Andrei Vasilevski und Igor Zelenay heißen die Sieger im Doppel. Die Top-gesetzte Weißrussisch-slowakische Paarung besiegte die kroatischen Zwillinge Ivan und Matej Sabanov nach Satzrückstand mit 4-6, 6-4, 10-3.

„Unsere Gegner haben es uns im ersten Durchgang sehr schwer gemacht und richtig gutes Tennis gespielt“, so Zelenay im Anschluss an die Partie. „Wir haben uns danach aber wieder auf unser Spiel konzentriert und bis zum Ende gekämpft. Dies hat sich letztlich ausbezahlt.“

Es war der erste Titelgewinn für das Duo, die während der Saison bereits mit verschiedenen Partnern erfolgreich waren. Vasilevski feierte seinen fünften Titelgewinn des Jahres, Zelenay konnte seine dritte Trophäe in 2019 auf der Challenger-Tour erringen.

Spitzentennis zurück in Augsburg

Ausgetragen wurde das ATP-Challenger-Event mit einem Gesamtpreisgeld von 46.600 Euro beim Tennisclub Augsburg, idyllisch am Rande des Siebentischwaldes gelegen, eingebettet vom Botanischen Garten, dem hiesigen Tierpark und dem Siebenbrunner Bach. Bereits 1971 fungierte die weitläufige Anlage mit insgesamt 19 Sandplätzen als Austragungsstätte für den Davis-Cup als Deutschland im Viertelfinale Österreich mit 4-1 bezwang. Wilhelm Bungert und Peter Pokorny hießen die Heroen jener Zeit.

Danach wurde es, zumindest in Bezug auf internationales Spitzentennis, ruhig im bayerischen Schwaben. Vereinzelt fanden zwar noch ITF-Pro-Circuit-Turniere in der Region statt, das ATP-Challenger-Turnier rangiert jedoch in einer anderen Größenordnung.

„Das Tennis-Publikum in Augsburg war ausgehungert“, erzählt ein enthusiastischer Jakob Schweyer, Vorstandsmitglied des Tennisclub Augsburg, nach dem TC Großhesselohe und dem MTTC Iphitos mit über 900 Mitgliedern der drittgrößte Verein im Freistaat. „Am Anfang waren wir aufgrund der kurzen Vorlaufzeit noch etwas skeptisch, wenn es darum ging ein Challenger-Turnier auszutragen. Heute kann ich sagen, dass ein kleiner Tennis-Hype in Augsburg entstanden ist.“

ATP Challenger: Augsburg als langfristiger Standort

Dieser führt auch dazu, dass das Event um die Organisatorin Alessandra Trenkle und Turnierdirektor Dominik Schulz im kommenden Jahr eine Neu-Auflage erfahren wird.

„Wir freuen uns riesig, dass wir hier langfristig ein Turnier ausrichten können“, gab eine sichtlich zufriedene Trenkle bekannt. „Wir erfahren hier viel Rückenwind. Der Verein steht hinter uns und wir haben viel regionale Unterstützung. Angelegt ist das Ganze auf die nächsten fünf Jahre, denke aber auch, dass es darüber hinaus gehen kann.“

von Florian Heer

Sonntag
11.08.2019, 20:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 11.08.2019, 19:24 Uhr