Die Lady Gaga des Tennis

Die US-Amerikanerin ist bekannt für ihre schrillen Outfits auf dem Platz.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 27.05.2011, 09:27 Uhr

Wer gewinnt? Tippt jetzt!
Australian Open Damen

Von Petra Philippsen aus Paris

Bethanie Mattek-Sands redet gerne. Sehr gerne. Als die Pressekonferenz am Mittwochnachmittag in Raum 2 von Roland Garros zu Ende war, sank die Übersetzerin hinter der Glastrennscheibe in sich zusammen und schnappte nach Luft. Den Hochgeschwindigkeits-Redeschwall der Amerikanerin ins Französische zu übersetzen, war eine Meisterleistung gewesen.

Mattek-Sands liebt die Aufmerksamkeit, den großen Auftritt. Und so verwunderte es nicht, dass eigentlich niemand etwas über ihr Tennismatch wissen wollte. Dabei hatte sie gerade ihre Landsfrau Varvara Lepchenko mit 6:3, 2:6 und 6:3 niedergerungen und steht so in der dritten Runde der French Open. In Zeiten, in denen das einst so erfolgreiche amerikanische Tennis eine herbe Flaute durchlebt, also etwas Positives. Doch dass Mattek-Sands durch das Fehlen der dauerverletzten Williams-Schwestern momentan als Nummer 36 gar die Beste des Landes ist, haben bisher die Wenigsten gemerkt. Und sie selbst tut auch einiges dafür, damit sich die Schlagzeilen nicht um das Sportliche drehen.

Kriegsbemalung im Gesicht

"Ich mag es, anders zu sein", sagt Mattek-Sands, und in der immer noch leicht konservativen Tenniswelt ist die 26-Jährige so etwas wie das Schwarze Schaf, das Bad Girl der Damentour. Manche sagen, sie sei ein wenig verrückt. Ihre Outfits, die sie auf dem Platz trägt, sind es gelinde gesagt auch. Ob in Goldfolie oder Leopardenfell gehüllt, ob mit farbigen Kniestrümpfen zu Hotpants, ob bunt gemustert und seltsam kombiniert – Mattek-Sands trägt, was ihr gefällt. Und das, obwohl sie nicht zierlich ist. "Ich fühle mich sehr wohl in meinem Körper", sagt sie, "ich habe gerne Spaß, ich bin ich. Ich bin spontan und ich lebe mich sehr gerne aus."

In der Umkleide teilen nicht alle Kolleginnen ihren speziellen Geschmack, viele verdrehen die Augen, wenn die Amerikanerin mit einer neuen Idee daher kommt. "Ich überlege, mir ein Tattoo-Band um meinen Oberschenkel machen zu lassen", sagt Mattek-Sands, "so etwas hat Cheryl Cole auch. Aber in der Umkleide fanden das alle ätzend. Ich mache es wohl trotzdem." Tattoos sind eine weitere Leidenschaft: Unzählige Lilien schmücken ihren gesamten rechten Arm ("Das ist mein Zen-Garten"), ihr Handgelenk ist mit ihrem Spitznamen aus Kindertagen ("Killer-Biene") verziert, am Ringfinger steht der Name ihres Ehemannes. Justin Sands, ihr ständiger Begleiter, ist ebenso reich bemalt und wirkt eher wie das Mitglied einer Hip-Hop-Band. Vor Wimbledon soll die Körperbemalung weiter gehen, Lou Molloy suchte sie als Tattoo-Künstler aus. Der durfte schon bei Fußballstar David Beckham ran.

Auch in ihrem Gesicht hat Mattek-Sands zwei dicke schwarze Streifen unter den Augen. Footballspieler wählen diese Art der Kriegsbemalung, um ihre Gegner das Fürchten zu lehren. Das gefällt ihr. Sie wird ihrem Ruf, die "Lady Gaga des Tennis" zu sein, mehr als gerecht. "Lady Gaga ist cool, aber noch verrückter", sagt sie, "ich weiß nicht, ob ich mit einem Fleischkleid spielen würde. Ich dachte mal daran, mir gebratenen Speck auf die Schulter zu stapeln, aber das ist bei Hitze nicht das wahre." Ein wenig seelenverwandt fühlt sie sich dennoch mit ihr: "Bei ihr weiß man nie, was als nächstes kommt. Bei mir auch nicht."(Foto: GEPA pictures)

von tennisnet.com

Freitag
27.05.2011, 09:27 Uhr